Bei den Kommunalwahlen in Brasilien können 147,9 Millionen Wahlberechtigte 5.568 Bürgermeister, 5.568 Vizebürgermeister und 57.942 Stadträte wählen. Nach Angaben des Obersten Wahlgerichts „Tribunal Superior Eleitoral“ (TSE) findet die erste Runde am 15. und die zweite Runde am 29. November statt. 95 Städte haben mehr als 200.000 Wahlberechtigte und es wird eine zweite Runde benötigt, um den Bürgermeister zu definieren (wenn in der ersten keiner der Kandidaten die absolute Mehrheit erhält – mehr als die Hälfte der gültigen Stimmen). Laut Gericht werden in allen Bundesstaaten 548.000 Kandidaten für Bürgermeister und Stadtrat kandidieren – im Bundesdistrikt finden keine Kommunalwahlen statt.
Nach dem ursprünglichen Wahlrechtskalender war die erste Runde für den 4. Oktober und die zweite für den 25. Oktober geplant. Aufgrund der Covid-19-Pandemie beschloss der Nationalkongress jedoch, die Wahl zu verschieben. Auch wegen des Coronavirus wird bei den diesjährigen Wahlen keine biometrische Identifizierung erforderlich sein. Bürgermeisterkandidaten können Koalitionen (Allianzen) mit anderen Parteien bilden, um die Wahlen zu bestreiten. Jede Partei muss die Mindestquote von dreißig Prozent für Frauen reservieren, um an den Wahlen teilnehmen zu können. Das Mindestalter für die Wahl beträgt 21 Jahre für Bürgermeister oder Vizebürgermeister und 18 Jahre für Ratsmitglieder.
Männlich, schwarz, verheiratet, 46 Jahre alt und Abitur. Das ist das durchschnittliche Profil der Kandidaten, die bei den diesjährigen Wahlen antreten. Dies ist das erste Mal seit 2014 – als das Oberste Wahlgericht mit der Erhebung von sogenannten Rassendaten begann – bei der sich die überwiegende Mehrheit der Kandidaten als schwarz bezeichnet. Bei früheren Wahlen war die häufigste Hautfarbe weiß. Von allen registrierten Kandidaten haben sich 49,9 Prozent als braun oder schwarz deklariert. Nach Klassifikation der nationalen Geodaten- und Statistikbehörde „Instituto Brasileiro de Geografia e Estatística“ (IBGE) bilden Schwarze und Braune zusammen „die Schwarzen“. Die Weißen machen 47,8 Prozent der Gesamtzahl aus. Darüber hinaus erklären sich 0,4% als Indigene und weitere 0,4 Prozent als Gelb. 1,6 Prozent machten keine Angaben über Zugehörigkeit einer Rasse.
Der Anteil der schwarzen Kandidaten bei den diesjährigen Wahlen ist der höchste jemals von der TSE verzeichnete Anteil. Darüber hinaus ist es das erste Mal, dass Weiße nicht mehr als fünfzig Prozent der Kandidaten stellen. Das durchschnittliche Profil der Kandidaten hat sich von weiß zu schwarz verändert. „Die Brasilianer werden sich ihrer Hautfarbe immer mehr bewusst und sind stolz darauf“, so Andrew Janusz, Assistenzprofessor für Politikwissenschaft an der University of Florida.
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