Seit Jahrzehnten boomt der illegale Handel mit Fossilien in Brasilien. Von den Behörden weitgehend unbeachtet hat sich eine „Fossile Mafia“ etabliert, die Hunderte von prähistorischen Überresten in die ganze Welt exportiert – hauptsächlich nach Europa, in die Vereinigten Staaten und nach Japan. Ein Teil des Geschäfts konzentriert sich auf die südliche Region des Bundesstaates Ceará, wo sich im Araipe-Becken eine der wichtigsten und vollständigsten Fossillagerstätten der Welt befindet. Die Größe der paläontologischen Stätte in diesem Gebiet ist so gigantisch, dass von den fünfzig weltweit beschriebenen Pterosaurierarten dreiundzwanzig in der „Chapada do Araripe“ identifiziert wurden. Seit dem Absetzen der Links-Regierung haben die brasilianischen Behörden allerdings damit begonnen, den kriminellen Sumpf auszutrocknen. Die jüngste Razzia, bekannt als „Operação Santana Raptor“, fand Ende Oktober statt und richtete sich an Geschäftsleute, Beamte, Forscher und Vermittler, die mit den Fossilien aus dem Araipe-Becken handeln. Unter den Festgenommenen befand sich nach Angaben der Behörden der wichtigste Fossilienhändler, den die Polizei in den drei Jahren ihrer Ermittlungen identifiziert hatte.
„Es gibt ein Netzwerk von Geschäftsleuten, öffentlichen Bediensteten und Vermittlern, die seltene Fossilien in der Region kommerzialisieren“, so die Bundespolizei „Policia Federal“ in einer Erklärung. Das Geschäft ist lukrativ, ein Fossil kann in Brasilien zu einem sehr niedrigen Preis gehandelt/erworben werden und wenn es europäischen oder asiatischen Boden erreicht, zahlen Händler Hunderttausende US-Dollar – je nach Alter, Erhaltung und Relevanz. Ermittlungen haben ergeben, dass der vollständige Kopf eines Pterosauriers, der ursprünglich für 7.000 Reais (1.282 US-Dollar) im südamerikanischen Land erworben wurde, auf einer Auktion im Ausland für 970.000 Reais (177.704 US-Dollar) den Besitzer wechselte.
Diese kriminellen Machenschaften stellen eine Bedrohung für das kulturelle Erbe Brasiliens dar. Zwischen 1998 und 2008 wurden 32.728 Fossilien illegal aus Brasilien exportiert und in den Vereinigten Staaten, Kanada und Europa verkauft. Im gleichen Zeitraum wurden neunzehn Personen in „flagrante delicto“ (auf frischer Tat) verhaftet und einunddreißig in mindestens dreißig Ermittlungsverfahren angeklagt. In dem Gebiet von Ceará gibt es seit mehr als zwanzig Jahren Netzwerke für den Handel mit prähistorische Fossilien. Es gibt geheime Laboratorien für die Präparation von Fossilien, die mit viel Geld und vielen Personen verbunden sind, die von dieser illegalen Wirtschaft leben. Das Terrain ist der Ausbreitung dieser Mafia förderlich, da die Region über einen solchen archäologischen Reichtum verfügt, dass man nicht einmal ein Experte im Fossilienabbau sein muss um auf Überreste zu stoßen. Jeder kann sie finden, insbesondere in den Gebieten des Kalksteinabbaus.
Eines der vielleicht vollständigsten Fossilien, das jemals aus der „Chapada do Araipe“ geschmuggelt wurde, ist das eines Pterosauriers. Der Flugsaurier lebte vor etwa einhundert Millionen Jahren im Araipe-Becken und wurde nach seiner Entdeckung zusammen mit den Überresten von fünfundvierzig urzeitlichen Meeresschildkröten, Fischen, Insekten, Reptilien, Spinnentieren und Pflanzen nach Frankreich geschmuggelt. Das Fossil des Pterosauriers wurde 2014 von Taissa Rodrigues, Paläontologin an der Bundesuniversität von Espírito Santo, „gefunden“. Das ausgestorbene Reptil wurde für 262.000 US-Dollar auf „eBay“ versteigert und Rodrigues informierte die Behörden. Dadurch konnte das vor rund drei Jahrzehnten illegal nach Frankreich geschmuggelt Pterosaurus-Fossil 2019 nach Brasilien repatriiert werden.
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