Lateinamerika: Preiskrieg von ALDI abgelehnt

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In den Preisverhandlungen für das kommende Jahr hat ALDI (Europa) angekündigt, den Vertragspreis pro Bananenkiste von 12,41 Euro auf 11,33 Euro zu senken (Foto: Latinapress)
Datum: 26. November 2020
Uhrzeit: 10:47 Uhr
Leserecho: 0 Kommentare
Autor: Redaktion
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In den Preisverhandlungen für das kommende Jahr hat ALDI (Europa) angekündigt, den Vertragspreis pro Bananenkiste von 12,41 Euro auf 11,33 Euro zu senken. Damit hat Aldi erneut internationale Aufmerksamkeit auf sich gezogen und vereinte Proteste der Bananenexporteure Lateinamerikas hervorgerufen. Auch lateinamerikanische Gewerkschaften und die Dachorganisation COLSIBA, Partnerorganisation von SÜDWIND, sowie Nichtregierungsorganisationen machen gegen den Preiskrieg mobil: Die Preispolitik von ALDI steht in einem eklatanten Widerspruch zu den eigenen Ansprüchen, für eine nachhaltige Bananenproduktion in Lateinamerika sorgen zu wollen, wie der Dachverband COLSIBA nun in einer Stellungnahme darlegt.

Noch Anfang des Jahres hatte sich Aldi auf der Agrarmesse „Grüne Woche“ im Beisein von Bundesentwicklungsminister Gerd Müller in einer Absichtserklärung verpflichtet, für faire Löhne und Einkommen in globalen Agrarlieferketten einzutreten. „Die aktuellen Preisverhandlungen zeigen, wie ernst man es offensichtlich mit dieser Verpflichtung meint“, sagt Irene Knoke von SÜDWIND. „Aldi führt für die niedrigeren Einkaufspreise gesunkene Transportkosten und einen günstigeren Wechselkurs an. Diese Margen hätte man nutzen können, um mit dem Anliegen fairer Löhne endlich ernst zu machen.“

Die Kosten für die niedrigen Preise tragen die Arbeiter*innen auf den Plantagen. Darauf weist die Dachorganisation lateinamerikanischer Gewerkschaften (COLSIBA) in einer Stellungnahme hin: Sie erhalten nur einen Hungerlohn, der nicht ausreicht, die Kosten für Ernährung, Bildung und Gesundheit ihrer Familien zu stemmen. Die Deregulierung der Arbeitsgesetze in Ecuador,die weit verbreitete Zahl unbefristeter Arbeitsverträge und mangelnder Zugang zu Gesundheitsdiensten in den meisten Produktionsländern werden ebenfalls angeprangert. Ihre Forderungen nach gerechteren Löhnen und besseren Arbeitsbedingungen werden von Plantagenbesitzer*innen in Ecuador oder Guatemala mit dem Verweis auf die niedrigen Exportpreise teilweise mit Repressionen niedergeschlagen. „Mit ihrem Preiskampf verletzen dieselben Unternehmen in der kommerziellen Praxis ihre ethischen Bestrebungen. COLSIBA ist der Ansicht, dass die Zeit gekommen ist, dieser Doppelzüngigkeit ein Ende zu setzen“, so heißt es in der Stellungnahme.

Derzeit bemüht sich der Einzelhandel seinen Ruf zu polieren. Der Anteil an zertifizierten Bananen in den Regalen ist in den letzten Jahren immer weiter gestiegen. Auch SÜDWIND hat in der Vergangenheit mehrfach erklärt, dass Zertifizierungen zwar ein Schritt in die richtige Richtung sind, aber nicht die Lösung des Problems. Um den Verbraucher*innen in Europa eine faire und gesunde Banane anbieten zu können, fordert Gilbert Bermudez vom Dachverband COLSIBA eine Kehrtwende: „Das Geschäftsmodell mit niedrigen Preisen, die die wahren Kosten der nachhaltigen Produktion nicht decken, und mit privaten Zertifizierungen, die die Wahrheit vor dem Verbraucher verbergen, muss sich ändern.“ Als direkte Akteure in der Bananenindustrie unterbreiten sie das Angebot, ernsthafte und gemeinsame Lösungen mit den Einzelhandelsunternehmen in Europa zu diskutieren. Auf dieses Angebot sollten die Lebensmitteleinzelhändler bei den anstehenden Preisverhandlungen eingehen.

„Es kann nicht sein, dass der Preis von Bananen von einer Handvoll Supermarktketten bestimmt wird“ fasst Pedro Morazán von SÜDWIND zusammen. „Die Preiskalkulation muss auf der Grundlage der entlang der Wertschöpfungskette tatsächlich anfallenden Kosten gemacht werden. Die Zahlung eines existenzsichernden Lohns ist die Basis für eine solche Preiskalkulation.“

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