In Peru sind die Friedhöfe zu klein geworden, um die Nachfrage zu befriedigen. Am vergangenen Freitag (30. April) berichtete die Verwaltung des Friedhofs El Angel – einer der ältesten in Lima – dass mehr als 1.000 neue Nischen gebaut werden und die Friedhöfe Del Carmen in Lambayeque und in Puno werden ebenfalls hunderte neue Grabstätten einrichten. Die tatsächliche Zahl der Todesfälle durch die Pandemie ist unbekannt. Seit letztem Jahr gibt es im südamerikanischen Land zwei verschiedene Zählweisen für die Anzahl der Todesfälle durch Covid-19. Bis Montag (3.) meldete das Gesundheitsministerium 62.674 Todesfälle, während das „Nationale System der Todesfälle“ (Sinadef) 170.882 verzeichnet.
Das Gesundheitsministerium erfasst die Zahl der Todesfälle, wenn ein diagnostischer Test für Covid-19 vorliegt, während Sinadef auch diejenigen berücksichtigt, die mit Symptomen gestorben sind, die mit dem Coronavirus kompatibel sind. In der Region waren Mexiko und Peru die einzigen beiden Länder, die diese doppelte Berichterstattung beibehalten haben und Mexiko hat sich kürzlich davon verabschiedet. Die peruanische Regierung hat nun ein Team von Fachleuten ernannt, welches im Mai die Kriterien vereinheitlichen und die Zahl der Todesopfer aktualisieren soll. „Die Sinadef-Zahl ist ähnlich hoch wie die Zahl der Todesfälle, die wir Ärzte festgestellt haben. Wenn man das analysiert kann man verstehen, warum es seit Januar ein Sauerstoffdefizit gibt“, erklärt Jesus Valverde, ehemaliger Präsident der peruanischen Gesellschaft für Intensivmedizin und Arzt auf der Intensivstation des Krankenhauses Dos de Mayo im Zentrum Limas.
Seit Februar leidet Peru unter einem wöchentlichen Mangel von 110 Tonnen medizinischem Sauerstoff. Die Angehörigen von Covid-19-Patienten sind gezwungen, zu den Sauerstoffanlagen zu pilgern und tagelang anzustehen, bis die Flaschen gefüllt sind. Aber nicht jeder hat das Geld, das dringend benötigte Gas zu kaufen. „Im Hospital Dos de Mayo haben wir fünfzig Betten auf der Intensivstation und die sind alle belegt. Zusätzlich gibt eine Liste mit fünfzig Patienten, die auf eine Aufnahme warten und auch die Krankenhausbetten sind voll belegt“, so Valverde. Der Pneumologe und Universitätsprofessor Gonzalo Gianella merkt an, dass die Diskrepanz dieser Indikatoren ein falsches Gefühl von relativem Erfolg vermittelt – da die Zahl niedriger ist als die Realität. Dies wirkt sich nach seinen Worten direkt auf die Zuteilung von Ressourcen und die tägliche Arbeit des Gesundheitspersonals aus, das von diesem falschen Erfolgsgefühl ‚infiziert‘ werden kann.
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