In immer mehr Ländern droht ein Verbot von Lootboxen in Videospielen. So auch in Brasilien. Der brasilianische Nationalverband für Kinder- und Jugendschutz ANCED hat nach einer eigenen Untersuchung die Empfehlung ausgesprochen derartige Features in den Videospielen zu verbieten. Sollte das Verbot tatsächlich umgesetzt werden, droht den Spieleentwicklern bei Missachtung eine Strafe von bis zu 700.000 US-Dollar, und zwar für jeden Tag, in denen diese noch in den Spielen vorhanden sind.
Was Lootboxen sind und die Hintergründe der Debatte
Die in einem Spiel verteilten Lootboxen enthalten zumeist Belohnungen wie spezielle Ausrüstungsgegenstände, Waffen oder andere Items, die Spieler in einem Spiel voranbringen können. Lootboxen finden sich in vielen Spielen etwa in Fortnite zufällig verteilt auf der Map. Sie können gefunden, freigeschaltet oder oft auch mit echtem Geld gekauft werden. In bestimmten Fällen können die Lootboxen auch weiterverkauft werden. Dadurch kommt ihnen ein monetärer Wert zu, was auch einen Anreiz darstellen könnte, die Lootboxen überhaupt zu kaufen und ein entsprechendes Suchtpotential beinhaltet. Die Kritik an den Lootboxen richtet sich somit gegen die Nähe zum Glücksspiel. Da Online Casino Spiele in Brasilien momentan noch generell verboten sind, würden Lootboxen, sollten sie von den Behörden in Brasilien als Glücksspiel eingestuft werden, per se illegal werden.
Die ganze Branche betroffen
Aktuell richtet sich die Kritik in Brasilien vor allem gegen die Entwickler Valve und Garena. Das bekannteste Spiel von Valve ist Counter Strike. Noch sehr viel verbreiteter in Brasilien ist jedoch das Spiel Free Fire von Garena. Dabei handelt es sich um einen Mobile Shooter. Das Spiel kennt in Brasilien fast jedes Kind. Garena befindet sich gerade in einem Prozess aufgrund der im Spiel integrierten Lootboxen. Bei einer Verurteilung würde das Spiel in der aktuellen Version wohl vom Markt genommen werden müssen.
Aber nicht nur die Entwickler Garena und Valve sind betroffen. Laut Presseberichten, unter anderen im Esports Observer, stehen auch Activision, EA, Riot Games, Nintendo, Konami, Ubisoft, Tencent, Microsoft, Apple, Google und Sony auf der Untersuchungsliste der ANCED. Die Entwickler werden wohl insgesamt in der Zukunft umdenken und andere Spielkonzepte finden müssen. Das bedeutet jedoch auch, dass ihnen ein Großteil ihrer Umsätze verloren gehen könnten, was angesichts der oft sehr hohen Entwicklungskosten im Einzelfall dramatische Auswirkungen haben könnte.
Gewalt in Spielen steht ebenfalls im Fokus
Nicht nur die Nähe zum Glücksspiel in einigen Spielen steht im Fokus der Behörden. Jüngst wurde bekannt, dass in den USA eine Gesetzesinitiative gestartet werden soll, mit der Gewalt in Videospielen ganz verschwinden soll. Der Auslöser ist eine in vielen amerikanischen Städten wieder ansteigende Gewalt bei Jugendlichen. Insbesondere die Fälle von Carjacking nehmen zu. Carjacking ist zum Beispiel eines der zentralen Spielelemente in Rockstars GTA V, mit dem Spieler an neue Autos kommen oder ihre Mitspieler ärgern können.
In der Branche kann man indes keinen Zusammenhang zwischen den Inhalten von Videospielen und tatsächlicher Gewalt auf den Straßen herstellen. Bestätigt wird diese Auffassung auch von Studien, die im Zusammenhang mit dem Amoklauf von Erfurt erstellt wurden. Auch hier wurde von den Medien das Spiel Counter Strike als Auslöser der Bluttat ins Feld geführt. Dem war jedoch erwiesenermaßen nicht so. Für solche Gewalttaten müssten laut den Studien schon erheblich mehr Faktoren zusammenkommen.
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