Startups in Brasilien in Goldgräberstimmung

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Gerade im Bereich Finanzdienstleistungen könnten Startups in Brasilien profitieren (Foto: Marcos Santos/ USP Imagens)
Datum: 22. Mai 2021
Uhrzeit: 09:26 Uhr
Leserecho: 0 Kommentare
Autor: Redaktion
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In Brasilien boomt die Startup-Szene kräftig. Trotz einer bereits seit einigen Jahren stagnierenden Wirtschaft entschließen sich viele junge Leute ein Startup zu gründen. Hinzu kommen international erfolgreiche Startups, die gerade in einem atemberaubenden Tempo das mit 215 Millionen Einwohner Bevölkerungsreichste Land Südamerikas erobern.

Die Szene ist sozusagen in Goldgräberstimmung auch angesichts der Tatsache, dass die neuen Dienstleistungen angesichts der vielfach sehr verkrusteten Strukturen und einer vorher eher kundenunfreundlichen Servicekultur von der überwiegend jungen Bevölkerung sehr gut angenommen werden.

Man kann sogar sagen, dass in bestimmten Bereichen einige alteingesessene Unternehmen und Dienstleister derzeit geradezu massenweise Kunden an, die erst seit kurzem im brasilianischen Markt tätigen oder auch neu gegründeten Startups verlieren.

In der Gründungsphase bietet es sich dabei an, für Gespräche mit potentiellen Investoren einen nahegelegenen Hot Desk oder Besprechungsräume von Add-On.com zu buchen, die u.a. über digitale Türschilder verfügen.

Bestes Beispiel Finanzdienstleistungen

Wer in der Vergangenheit bei einer brasilianischen Bank wie der Banco do Brasil, Bradesco oder Itau ein Konto eröffnen wollte, musste nicht selten einen beschwerlichen Weg auf sich nehmen, da diese abseits der Großstädte oft nur spärlich vertreten sind. Hinzu kamen horrend hohe Servicegebühren. Die Monatsgebühr für ein Kontokorrentkonto kostet bei der Banco do Brasil je nach abgeschlossenem Paket ab 13 Real im Monat. Überweisungen zu Konten bei anderen Banken kosten ab 10 Real (knapp 2 €) pro Überweisung, sodass nicht selten 50 Real oder mehr im Monat nur für Basisleistungen anfallen.

Bei einem durchschnittlichen Gehalt eines einfachen Angestellten von um die 1.100 Real (171 €) sind das allein 5 % des Einkommens nur für die nur für die Bank, von den hohen Zinsen um die 200 % für Dispokredite im Jahr ganz zu schweigen. Hinzu kommt eine Finanztransaktionssteuer für jede einzelne Finanztransaktion. Eine Kontoeröffnung online ist bis heute bei vielen etablierten Banken nicht möglich. In einem solchen Umfeld fallen neue Dienstleister wie die Nubank, die ihre Dienste ausschließlich online und für jedermann online anbieten auf fruchtbaren Boden, da sie für jeden ein kostenloses Konto, eine kostenlose Kreditkarte und kostenlose Überweisungen anbieten. Ein Konto kann in wenigen Minuten online erledigt werden. Die Nubank ist übrigens mit 1,1 Milliarden US-Dollar das am höchsten finanzierte brasilianische Startup.

Beispiel Lieferdienste und Online-Handel

Zwar konnten sich die Menschen, die kein Auto haben, auch schon bisher ihre Einkäufe gegen einen kleinen Aufpreis nach Hause liefern lassen und einige Restaurants boten auch schon vor einigen Jahren einen Lieferservice in ihrem jeweiligen Viertel an, wobei sie die Fahrer selbst einstellen mussten. Mit iFood, UberEats und anderen kleineren Startups hat sich das Bild komplett verändert. Nun ist es auch in Brasilien möglich, aus vielen 1.000 Gerichten in hunderten Restaurant in einer Stadt wie Rio oder Sao Paulo jederzeit ein Essen seiner Wahl nach Hause liefern zu lassen. Während der Corona-Pandemie wurde der Online-Lieferdienst auch auf Einkäufe in Supermärkten erweitert.

Die großen Supermarktketten wie Carrefour, GPA, Extra oder Supermercados BH mussten zwangsläufig auf den Zug aufspringen und ein Online-Angebot und Lieferservice aus dem Boden stampfen. Auch im Bereich Online-Handel sah es vielerorts vor einigen Jahren noch mau aus. Hier konnten die meisten kleinen Startup-Gründungen in den vergangenen Jahren verzeichnet werden.

Mittlerweile ist aber auch Amazon in Brasilien durchgestartet und versucht mit aller Macht Marktanteile an sich zu reißen. Angesichts der schlechten Infrastruktur in der Fläche und einer absolut Unternehmer-unfreundlichen Steuergesetzgebung ist das in Brasilien jedoch nach wie vor eine echte Herausforderung.

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