Kubas Führung braucht dringend Devisen und setzt auf “Impftourismus”. Den umworbenen westlichen Urlaubern wird während ihres Aufenthaltes die Möglichkeit gegeben, den kubanischen COVID-Impfstoff zu erhalten. Wie die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) berichtet, führen diese Entwicklungen jedoch vor allem in Kuba zu einer Priorisierung von devisenbringenden Urlaubern vor der eigenen Bevölkerung in der Impfreihenfolge. Ein kubanischer, staatlicher Videospot wirbt damit, dass Touristen, die die Insel im Sommer besuchen, mit dem Impfstoff Soberana 02 geimpft werden sollen: „Strände, Karibik, Mojitos und Impfstoff. Alles an einem Ort. Was halten Sie von diesem Angebot?“ Wie sich die Impfsituation für “normale” Kubaner darstellt, wird verschwiegen. Ebenso, dass “normale” Kubaner sowohl im Gesundheitssystem als auch bei der Versorgung mit Lebensmitteln Not leiden, kritisiert die IGFM. “Bis heute sind viele wichtige Lebensmittel nicht oder nicht im ausreichenden Maß erhältlich und werden durch Lebensmittelhefte in knappen Kontingenten zugeteilt”, so die IGFM weiter.
Kuba hat insgesamt vier Impfstoffe gegen das COVID-19-Virus entwickelt, von denen Soberana 02 bisher am erfolgreichsten verimpft wurde. Anfang April 2021 begann die kubanische Regierung, im Rahmen von ersten Bevölkerungsstudien, das Vakzin für Kubaner bereitzustellen. Winkt die WHO „Soberana 02“ durch, könnte die internationale Zulassung bereits in wenigen Monaten erfolgen. Das wäre ein großer Erfolg für das Regime und Hoffnung für eine der am stärksten von der Pandemie und der ungleichen Verteilung von Impfstoffen betroffenen Regionen. Immunologen befürchten, dass die Patente der kubanischen Impfungen international nicht anerkannt werden, da das Regime kein Abkommen zum Erwerb internationaler Impfstoffe geschlossen hat.
Tourismus hat Priorität vor Bevölkerung
Der Direktor von BioCubaFarma, einem kubanischen Staatsunternehmen, versicherte, dass genug Dosen produziert wurden, um allen elf Millionen Einwohnern der Insel bis August 2021 ein Impfangebot machen zu können. Jedoch werden die Beschäftigten im Tourismus priorisiert. Kuba öffnete bereits im November 2020 die Grenzen für Touristen. Dadurch hatten sich das Virus und seine neuen Varianten ausbreiteten können und die Krankenzahlen auf der Insel waren dramatisch anstiegen. Kuba veröffentlichte bisher 130.000 akute Covid-19 Erkrankungen von denen 850 tödlich endeten.
Die IGFM plädiert für “bewusstes Reisen nach Kuba”. So sollten deutsche Touristen bereits vor der Einreise über vollständigen Impfschutz verfügen und sich aktuell vor Reiseantritt über die Ausbreitung neuer Mutationen auf der Karibikinsel informieren. Vor Ort sollten sie Wege zur Unterstützung der “normalen” Kubaner finden, die nicht priorisiert sind. Nur die Beschäftigten der kubanischen Tourismusindustrie und die der Sicherheitsorgane seien bereits ausreichend geschützt, so die IGFM.
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