Die Covid-19-Pandemie hat im vergangenen Jahr 4,7 Millionen Menschen der Mittelschicht in Lateinamerika und der Karibik gefährdet oder verarmt und damit möglicherweise Jahrzehnte des sozialen Fortschritts zunichte gemacht. Dies geht aus einem Bericht der Weltbank hervor, der am Donnerstag (24.) veröffentlicht wurde. Die Auswirkungen sind sogar noch dramatischer, wenn man den Effekt des massiven und zeitlich begrenzten Sozialtransferprogramms in Brasilien aus den Projektionen herausrechnet. Ohne diesen Effekt hätten im vergangenen Jahr insgesamt zwölf Millionen Menschen in der Region ihren Platz in der Mittelschicht verloren.
Die Mittelschicht – bestehend aus Personen mit einem Pro-Kopf-Einkommen zwischen 13 und 70 US-Dollar pro Tag – überholte die sozial Schwachen – die ein Einkommen zwischen 5,50 und 13 US-Dollar pro Tag haben – und die Armen – die unter der Armutsgrenze von 5,50 US-Dollar pro Tag liegen – und wurde so zur größten Gruppe im Jahr 2018. Aber dieses Wachstum ist in den letzten Jahren ins Stocken geraten und Lateinamerika und die Karibik war eine der am stärksten von der Coronavirus-Pandemie betroffenen Regionen, was die gesundheitlichen und wirtschaftlichen Kosten angeht.
Im Jahr 2020 schrumpfte die Mittelschicht demzufolge auf 37,3 Prozent der Bevölkerung, die gefährdete Schicht wuchs auf 38,5 Prozent und die Armen machten 21,8 Prozent der Bevölkerung in Lateinamerika und der Karibik aus. Mehr als 646 Millionen Menschen bilden die Bevölkerung der Region. „Die Region Lateinamerika und Karibik befindet sich an einem Scheideweg, der Rückbau hart erkämpfter sozialer Errungenschaften droht zum Dauerzustand zu werden, wenn nicht energische Reformen durchgeführt werden“, erklärte Carlos Felipe Jaramillo, Vizepräsident der Weltbank für Lateinamerika und die Karibik.
„Die Nottransfers, die dazu beigetragen haben die Auswirkungen der Pandemie abzumildern, werden nicht lange aufrechterhalten werden können. Deshalb muss die Region mit einer Politik vorankommen, die eine starke Erholung sicherstellt und zu einem nachhaltigeren, widerstandsfähigeren und inklusiveren Wachstum führt, das die anhaltende Armut und Ungleichheit bekämpft“, fügte er hinzu. Diejenigen, die von Anfang an am schlechtesten gestellt waren, werden wahrscheinlich am stärksten betroffen sein und dies wird die Einkommensungleichheit in einer ohnehin schon sehr ungleichen Region noch verschärfen“, bekräftigte Ximena Del Carpio, Managerin der Poverty and Equity Practice der Weltbank.
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