Studie „Außenblick“: Wie blickt die Welt auf Deutschland

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Deutschland wird nach wie vor als führende Wirtschaftsmacht und stabile Demokratie betrachtet (Foto: static.daad)
Datum: 08. Juli 2021
Uhrzeit: 10:51 Uhr
Leserecho: 3 Kommentare
Autor: Redaktion
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Was verbinden die Menschen weltweit mit der Bundesrepublik? Welche Folgen hat die Corona-Pandemie auf die Außenbeziehungen? Diese und weitere Fragen beleuchtet die heute vorgestellte Studie „Außenblick – Internationale Perspektiven auf Deutschland in Zeiten von Corona“, erstellt vom Goethe-Institut, dem Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) und der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH. Gerade bei wirtschaftlichen Aspekten, beim Gesundheitssystem oder bei internationalen Beziehungen ist der Blick auf Deutschland sehr positiv. Kritisch werden Umweltskandale, mangelnde Digitalisierung sowie Populismus und rechtsextreme Anschläge wahrgenommen. In einer Online-Befragung gaben für die Studie „Außenblick – Internationale Perspektiven auf Deutschland in Zeiten von Corona“ zunächst 600 Menschen aus knapp 40 Ländern mit fundiertem Wissen über Deutschland Auskunft, anschließend wurden etwa 50 weitergehende Interviews geführt. Ein zentrales Ergebnis: Das Management der Corona-Pandemie durch die Bundesregierung im Frühjahr 2020 wird international als vorbildlich wahrgenommen. Mit Blick auf die zweite Corona-Welle zeigten sich viele Befragte jedoch verwundert über das Starttempo der Impfkampagne und mangelnde Bereitschaft in der Bevölkerung, sich an Corona-Regeln zu halten.

Deutschland wird nach wie vor als führende Wirtschaftsmacht und stabile Demokratie betrachtet. Risse erhält das Bild bei den Themen digitale Infrastruktur und Umweltschutz. Hier attestierten die an der Studie Teilnehmenden Deutschland eine Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Auch bei der Auseinandersetzung Deutschlands mit seiner Kolonialgeschichte sehen sie Nachholbedarf. Als eines der größten Risiken wird die Zunahme populistischer und extremistischer Tendenzen eingeschätzt: An der Studie Teilnehmende beschreiben, dass sie in den vergangenen Jahren in Deutschland weniger Freundlichkeit erlebt und verstärkt das Gefühl hätten, nicht willkommen zu sein. Außenpolitisch bedeutsam wird es den Befragten zufolge sein, wie Deutschland sich künftig im Spannungsfeld zwischen China, USA und Russland positioniert. Als selbstverständlich sehen sie hingegen Deutschlands Eintreten für ein starkes Europa an. Grundsätzlich könne sich Deutschland im Bereich der Forschung, Wissenschaft, Kunst oder Film noch intensiver international austauschen. Gleichzeitig würdigen die Befragten die weltweiten Kultur- und Wissenschaftsbeziehungen der Bundesrepublik und ihren kooperativen Ansatz. Dies mache die Zusammenarbeit mit Partnerinstitutionen mit Deutschland besonders für Forschende und Kulturschaffende attraktiv.

– Johannes Ebert, Generalsekretär des Goethe-Instituts, sagt: „Deutschland wird weiterhin als Kulturland mit internationaler Strahlkraft gesehen. Dass Theater und Museen auch in der Pandemie mit großem finanziellen Einsatz unterstützt wurden, sieht man als klares gesellschaftliches Bekenntnis zum Stellenwert von Kultur. Das ist eine wichtige Grundlage, um den internationalen Kulturaustausch kooperativ und zukunftsorientiert voranzutreiben, wie von den Befragten gefordert.“ Auch einen anderen Punkt belegen die Gespräche: Ohne Deutschkenntnisse sei es schwierig, langfristig in Deutschland Fuß zu fassen. Ebert weiter: „Wir wissen aus früheren Studien, dass Deutschkenntnisse für einen Erfolg in Deutschland maßgeblich sind. Dass auch in dieser Studie viele fordern, den Zugang zur deutschen Sprache zu erleichtern, bestärkt uns darin, unsere Angebote zum Deutschlernen im In- und Ausland kontinuierlich weiterzuentwickeln und zu verstärken, sei es für Fachkräfte oder Studierende.”

– Tanja Gönner, Vorstandssprecherin der GIZ, betont den Nutzen für die eigene Arbeit: „In der Studie finden sich zahlreiche Hinweise zur konkreten Ausgestaltung einer Kooperation – sowohl was die Erwartungen als auch die Themen angeht. In Zeiten von Corona nimmt natürlich globale Gesundheit einen bedeutenden Part ein, aber darüber hinaus grüne Wirtschaftsbelebung, gesellschaftlicher Zusammenhalt und Digitalisierung.“ Gerade am Beispiel Digitalisierung würden widersprüchliche Wahrnehmungen und große Erwartungen an Deutschland deutlich: „Auf der einen Seite wird uns ein Rückstand widergespiegelt. Auf der anderen Seite wird Deutschland eine besondere Rolle bei der Erarbeitung von Regeln und Rahmenbedingungen zugesprochen. Der digitale Wandel spielt in unserer konkreten Arbeit eine wachsende Rolle und wir kümmern uns intensiv darum, unsere Gestaltungskraft einzubringen und auszuweiten.“

– Kai Sicks, DAAD-Generalsekretär, führt dazu aus: „Deutschland ist als Standort für Bildung und Forschung bei den Gefragten weltweit sehr geschätzt. Gleichzeitig wünschen sich internationale Talente einen einfacheren Zugang zum deutschen Bildungssystem. Dabei bewerten sie die Kombination aus hochwertiger Lehre und exzellenter Forschung bei moderaten Kosten für die Studierenden als großen Wettbewerbsvorteil. Dies sollte Deutschland stärker nutzen. Positive Erwähnung findet zudem, dass deutsche Hochschulen intensiv mit Partnerinstitutionen weltweit zusammenarbeiten und viele internationale Forschende im Land anzutreffen sind. Auch die vielfältigen Austauschmöglichkeiten und Stipendien für Studierende werden von den Befragten sehr geschätzt.“

Über die Außenblick-Studie

Die Studie „Außenblick – Internationale Perspektiven auf Deutschland in Zeiten von Corona“ ist ein Gemeinschaftsprojekt des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD), der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) und des Goethe-Instituts. Sie basiert auf einem zweistufigen Studiendesign: eine Kombination aus einer strukturierten Online-Befragung im Januar 2021 und weitergehenden Interviews im März und April. Befragt wurden Expertinnen und Experten aus den Partnernetzwerken der drei Organisationen, die unser Land gut kennen und anhand ihrer Beobachtungen Erwartungen, Wünsche und Befürchtungen gegenüber Deutschland formulieren können. Über 600 Personen aus 37 Ländern, darunter unter anderem in Brasilien, Chile, Kolumbnien und Mexiko, gaben in der quantitativen Online-Umfrage Antworten. In vertiefenden Interviews wurden 48 Teilnehmende in 24 Ländern zu ihrer Sicht auf Deutschland befragt.

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  1. 1
    Mark

    das ist nur die halbe Wahrheit, 2015 als die große Flüchtlingswelle auf DE zurollte und Merkel meinte wir schaffen das, war ich in Brasilien unterwegs und ständig gefragt warum wir die extreme islamisierung in Deutschland zulassen, warum geben wir unsere christlichen Werte auf, Deutschland wird nicht mehr das werden was es mal war.
    Ich hatte nur eine Antwort, genau darum bin ich lieber in Südamerika!

  2. 2
    Siegfried Wehaus

    Lieber Mark, ich lebe auch in Brasilien, aber erst seit 3 Jahren. Dass Deutschland nicht mehr das wird was es mal war, liegt an der AfD, nicht an der Islamisierung, die es gar nicht geben wird.

    • 2.1
      Miguel

      Also diese Aussage gegen die AFD und das die Islamisierung in Deutschland nicht gibt, ist nun der größte Fake den ich je gelesen habe.

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