Mehrheit der Brasilianer unterstützt Amtsenthebung gegen Bolsonaro – Update

bolsonaro

Das Image des Staatsoberhauptes ist angeschlagen, schwere Bestechungsvorwürfe im Zusammenhang mit der Impfstoff-Beschaffung machen die Runde (Foto: Jair Messias Bolsonaro)
Datum: 11. Juli 2021
Uhrzeit: 09:13 Uhr
Leserecho: 5 Kommentare
Autor: Redaktion
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Laut einer am Samstag (10.) vom Meinungsforschungsinstitut „Datafolha“ veröffentlichten Umfrage unterstützen vierundfünfzig Prozent der Brasilianer einen vorgeschlagenen Schritt des Unterhauses, ein Amtsenthebungsverfahren gegen Präsident Jair Messias Bolsonaro zu eröffnen, während zweiundvierzig Prozent dagegen sind. In der letzten Datafolha-Umfrage zu diesem Thema, die im Mai veröffentlicht wurde, lagen Befürworter und Gegner eines Amtsenthebungsverfahrens im Wesentlichen gleichauf. Das Image des Staatsoberhauptes ist angeschlagen, schwere Bestechungsvorwürfe im Zusammenhang mit der Impfstoff-Beschaffung machen die Runde. In einer separaten Datafolha-Umfrage, die am Donnerstag (8.) veröffentlicht wurde, sagten einundfünfzig Prozent der Brasilianer, dass sie Bolsonaro missbilligen – die höchste Zahl seit seinem Amtsantritt im Januar 2019.

In den letzten Wochen wurde Brasilia von Vorwürfen erschüttert, dass Bundesbeamte Gelder für den Kauf des von der indischen Firma Bharat Biotech entwickelten Impfstoffs „Covaxin“ abzweigen wollten. Ein Beamter soll versucht haben, an jeder einzelnen Dosis einen US-Dollar zu verdienen. Ende Juni setzte das brasilianische Gesundheitsministerium den 1,6 Milliarden Real (304 Millionen US-Dollar) teuren Auftrag aus. Ein Beamter des Gesundheitsministeriums und ein Kongressabgeordneter sagten aus, dass sie ihre Bedenken über das Covaxin-Geschäft mit Bolsonaro geteilt hätten, aber dass anscheinend keine Maßnahmen ergriffen wurden. Letzte Woche autorisierte ein Richter des Obersten Gerichtshofs eine Untersuchung gegen den Präsidenten wegen Pflichtverletzung. Zusätzlich zu dem Impfstoffskandal, der inmitten einer laufenden Untersuchung des Senats aufgedeckt wurde, haben zwei tödliche Coronavirus-Wellen in diesem Jahr an der Popularität des ehemaligen Armee-Hauptmanns gekratzt. Bolsonaro hat die Schwere der Pandemie immer wieder heruntergespielt und Zweifel an der Sicherheit der Impfstoffe gesät.

„Datafolha“ befragte 2.074 Brasilianer persönlich am 7. und 8. Juli. Die Umfrage hat eine Fehlermarge von zwei Prozentpunkten, was bedeutet, dass die Ergebnisse in beide Richtungen um diesen Satz variieren können.

Update, 13. Juli

Auf Ersuchen des Bundesgerichtshofs hat die brasilianische Polizei am Montag (12.) offiziell ein Ermittlungsverfahren gegen Präsident Jair Messias Bolsonaro im Zusammenhang mit angeblichen Unregelmäßigkeiten beim Kauf eines indischen Impfstoffs eingeleitet.

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Kommentarbereich

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  1. 1
    C.H. Sievers

    Mehrheit hin und Mehrheit her,…… ich glaube nicht, dass das so schnell passieren wird, den 1.) hat Bolsonaro eine erhebliche „Lobby“ und
    2.) mangelt es in Brasilien an glaubwürdigen, echten Alternativen, jedenfalls soweit ich das überblicke. Natürlich sind das keine Argumente, um deswegen bei der augenblicklich besonders schlechten Alternative zu bleiben, aber was nun?

  2. 2
    Mark

    Ein Beamter soll versucht haben, an jeder einzelnen Dosis einen US-Dollar zu verdienen,

    in Deutschland wurde mit Masken Millionen eingesackt, Teststationen haben pro Tag um die 500 Personen getestet aber 1700 angerechnet!

    Nicht immer so berichten als wenn bei uns in DE alles sauber läuft. Geldgierige gibt es überall , nicht nur in Südamerika.

    • 2.1
      Redaktion

      Wir berichten über Lateinamerika, nicht über Deutschland.

  3. 3
    Peter Hager

    Bolsonaro in die Wüste zu schicken, wäre eine längst überfällige Massnahme. Nur liebäugelt ein Großteil der Barasilianer bereits wieder mit dem Verbrecher Lula, der eigentlich niemals mehr ein politisches Amt bekleiden dürfte, genau genommen lebenslang hinter Schloß und Riegel gehört. Die Linken sind eben doch immer wieder die geschickteren Rattenfänger. Die wissen genau, der Fluch der Demokratie ist, daß die breite Masse die Wahlen entscheidet. Und davon sind viel zu viele entschieden zu blöd, um mündig zu sein, geschweige denn fähig, sich eine eigene Meinung zu bilden, aufgrund eigener Denk- und Entscheidungsprozesse. Unreflektiert nachblöken, was irgend ein Leithammel von sich gibt, dazu reicht es gerade.

    Das gilt keineswegs nur für Brasilien.

  4. 4
    Paul Landmesser

    Bolsonaro hat in seiner kurzen Amtszeit eine sehr erfolgreiche Politik durchgesetzt, und dann gräbt er sich -ex auequo Trump- sein eigenes Grab mit seinem idiot. Standpunkt in Sachen Pandemie, unglaublich! Nachdem Lula vom Supremo Tribunal Federal (alles Sozis) total entlastet wurde, ist er wieder wählbar. Lula und seine PT haben schon immer vorwiegend von den Millionen Arbeitsunwilligen in Norte/Nordeste profitiert, und die wurden in der Pandemie noch deutlich mehr, natürlich z. T. auch unverschuldet. Die Möglichkeit, dass Lula nächstes Jahr wieder gewählt werden wird, wird immer wahrscheinlicher, aber dann………. gute Nacht Brasilien!

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