Sklavenhandel: Jamaika will Milliardenentschädigung von Großbritannien

sklaven

Schätzungsweise 600.000 Afrikaner wurden nach Angaben der "National Library of Jamaica" zur Arbeit nach Jamaika verschifft (Foto: NationalLibraryofJamaica)
Datum: 12. Juli 2021
Uhrzeit: 17:45 Uhr
Leserecho: 2 Kommentare
Autor: Redaktion
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Laut einem Bericht von „Reuters“ plant Jamaika Großbritannien um Entschädigung für den atlantischen Sklavenhandel in der ehemaligen britischen Kolonie zu bitten. Nach Angaben eines hochrangigen Regierungsbeamten könnten sich die Reparationen auf mehrere Milliarden Britische Pfund belaufen. Die Karibikinsel war ein Zentrum des Sklavenhandels, wobei die Spanier und dann die Briten Afrikaner zwangsweise transportierten, um sie auf Zuckerrohr-, Bananen- und anderen Plantagen arbeiten zu lassen.
„Wir hoffen auf wiedergutmachende Gerechtigkeit in allen Formen die man erwarten würde, um wirklich sicherzustellen, dass wir Gerechtigkeit aus Ungerechtigkeiten bekommen“, so Olivia Grange, Ministerin für Sport, Jugend und Kultur, in einem Interview mit „Reuters“ am Wochenende. „Unsere afrikanischen Vorfahren wurden gewaltsam aus ihrer Heimat vertrieben und erlitten beispiellose Grausamkeiten in Afrika, um Zwangsarbeit zum Nutzen des britischen Empires zu verrichten. Wiedergutmachung ist längst überfällig“.

Schätzungsweise 600.000 Afrikaner wurden nach Angaben der „National Library of Jamaica“ zur Arbeit nach Jamaika verschifft. Von den Engländern 1655 von Spanien beschlagnahmt, war Jamaika eine britische Kolonie, bis die Insel 1962 unabhängig wurde. Mit fast drei Millionen Einwohnern ist Jamaika Teil des Commonwealth und der britische Monarch bleibt Staatsoberhaupt (vertreten durch General­gouverneur Patrick Allen). Großbritannien verbot 1807 den Handel mit Sklaven in seinem Reich, schaffte die Sklaverei aber erst 1834 formell ab. Um die Sklavenhalter zu entschädigen, nahm die britische Regierung einen Kredit in Höhe von zwanzig Millionen Pfund auf – eine für die damalige Zeit sehr hohe Summe – und beendete die Rückzahlung der daraus resultierenden Zinszahlungen erst im Jahr 2015.

Die Petition für Reparationen basiert auf einem privaten Antrag des jamaikanischen Abgeordneten Mike Henry, der von einer Höhe von etwa 7,6 Milliarden Pfund sprach – eine Summe, die seiner Einschätzung nach in heutigen Begriffen ungefähr dem entspricht, was Großbritannien an die Sklavenhalter zahlte. „Ich fordere, dass den Sklaven die gleiche Summe gezahlt wird, die den Sklavenhaltern gezahlt wurde“, so Henry, ein Mitglied der regierenden „Jamaica Labour Party“. Die Petition, die vom Nationalen Rat für Wiedergutmachung in Jamaika gebilligt wurde, wird durch den Generalstaatsanwalt und drei juristische Teams eingereicht. Der Generalstaatsanwalt wird sie dann an die britische Königin Elizabeth schicken.

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  1. 1
    Andreas Mertens

    – Deutschland fordert Milliardenentschädigung von den Römern (aka Italienern) für die Versklavung diverser germanischer Volksstämme (und deren teilweise Verfütterung an Löwen im Circus Maximus)
    Indien fordert

    – Indien fordert Milliardenentschädigung von den Arabern für die Versklavung diverser indischer Volksstämme (und der Massakrierung von bis zu 80 Mio. Indern) (( arabischen Eroberung des Sindh ab dem Jahr 712))

    – Die Welt fordert Milliardenentschädigung von den Mongolen für die Versklavung & Massakrierung von … Wer oder Was auch immer gerade im Wege stand.

    Fortsetzung gefällig?

    Muster erkannt, Nonsense erkannt!

  2. 2
    Peter Hager

    Dann will ich die Ländereien meiner Vorfahren zurück, die als Folge des 2. Weltkrieges anderen zugesprochen wurden! Plus volle Entschädigung für die vielen Jahrzehnte entgangener Nutzung, plus Schmerzensgeld für das Leid inzwischen verstorbener Familienmitglieder, die davon betroffen waren!

    Bei allem Verständnis für das unendliche Leid, welches die Sklaverei verursacht hat, leuchtet mir nicht ein, wie man vor Jahrhunderten geschehenes Unrecht heute durch Geldzahlungen an Leute wiedergutmachen soll, die jetzt leben und direkt damit wenig zu tun haben, die zudem überwiegend unter deutlich besseren Bedingungen leben, als es ihnen in Afrika möglich wäre. Wollen die sich jetzt am Elend ihrer Vorfahren bereichern? – Rein vorbeugend sei angemerkt, auch meine venezolanische Familie hat afrikanische Wurzeln, neben französischen. Sie alle halten die Initiatoren dieser jamaikanischen Politiker für reif zur Einlieferung in eine geschlossene Anstalt.

    Mal rein theoretisch, sollte eine solche Zahlung erfolgen, dann sollten im Gegenzug alle Jamaikaner mit afrikanischen Wurzeln in die so schmerzlich vermißten Heimatländer ihrer Vorfahren zurückkehren, unter Aberkennung der jamaikanischen Staatsbürgerschaft, denn die Verschleppung von dort und der Verlust ihrer angestammten Heimat ist ja einer ihrer Hauptargumente. Jamaika würde dann an Groß Britanien fallen. – Ich meine, ein One-Way-Ticket in das Land ihrer Vorfahren und etwas Umzugshilfe sollte doch ihren Wünschen gerecht werden. Doch das Geschrei möchte ich hören, wenn die nach Afrika zurück müßten! Nicht mal die Einwohner von Haiti wollen das. Letztendlich kann ich mir kaum vorstellen, daß die Idee der Regierung beim Volk auf Beifall stößt.

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