Der Internationale Tag der indigenen Völker findet seit 1994 jährlich am 9. August statt. Er hat das Ziel, auf die fehlende Anerkennung der Rechte indigener Völker aufmerksam machen. Weltweit leben etwa vierhundertsechsundvierzig Millionen indigene Menschen in fünftausend unterschiedlichen Kulturen in ungefähr neunzig Staaten und machen damit etwa 6,2 Prozent der Weltbevölkerung aus. Die katholische kirchliche Nichtregierungsorganisation „Manos Unidas“ hat die „Gewalt mit tausend Gesichtern“ angeprangert, der die indigenen Völker in Lateinamerika ausgesetzt sind und die im Zuge der Covid-19-Pandemie zugenommen hat. Lokale Partner der Organisation haben die institutionelle Vernachlässigung und Kriminalisierung der indigenen Bevölkerung sowie die Gewalt, der sie im Zusammenhang mit illegalem Holzeinschlag, Landhandel, Bergbau, Agrarindustrie und Drogenhandel ausgesetzt sind, angeprangert. Darüber hinaus warnen sie davor, dass die Corona-Pandemie „die Ungleichheiten verschärft und sichtbar gemacht hat“, unter denen die indigene Bevölkerung leidet. Nach Angaben der Vereinten Nationen lebt diese Gruppe „fast dreimal häufiger in extremer Armut als die nicht-indigene Bevölkerung“.
Im Jahr 2020 gab es nach Angaben der NGO unter Berufung auf Daten von „Front Line Defenders“ in Lateinamerika zweihundertvierundsechzig Morde an Rechtsverteidigern, vierzig Prozent davon im Zusammenhang mit der Verteidigung von Territorien und den Rechten indigener Völker. In diesem Zusammenhang hat „Manos Unidas“ in den letzten fünf Jahren mehr als eine halbe Million Angehörige indigener Völker weltweit durch zweihundertfünfundzwanzig Projekte mit einer Investition von mehr als siebzehn Millionen Euro unterstützt. „Indigene Völker sind einer Gewalt mit tausend Gesichtern ausgesetzt: erstens der strukturellen, mit institutioneller Verlassenheit und der Verweigerung ihrer Rechte und andererseits direkter Gewalt, die von Diffamierungskampagnen und Drohungen, Einschüchterung und Schikane durch die Polizei, Festnahmen und Inhaftierungen ohne Beweise, bis hin zu Aggressionen, Vertreibungen von Gemeinschaften, sexueller Gewalt, Entführungen und Ermordungen indigener Führer reicht“, so die Leiterin der Manos Unidas-Projekte in Mexiko und Peru, Mariana Ugarte. Nach Angaben des „Instituto del Bien Común“, einem lokalen Partner von „Manos Unidas“, hat es während der Pandemie allein im peruanischen Amazonasgebiet ein Dutzend Morde an indigenen Führern gegeben. Am schlimmsten betroffen waren die Kakataibo, bei denen vier Anführer getötet wurden. In diesem Fall ist der Drogenhandel die Hauptursache für die Bedrohungen und Angriffe.
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