Der regimekritische kubanische Performancekünstler und Mitbegründer der oppositionellen San-Isidro-Bewegung Luis Manuel Otero Alcantara befindet sich zum dritten Mal binnen eines Jahres im Hungerstreik. Am 25. April 2021 startete Luis Otero gemeinsam mit weiteren Mitstreitern aus der Kulturscene einen vielbeachteten Hungerstreik. Zuvor hatte die politische Polizei sein Haus gestürmt und zahlreiche seiner Kunstwerke zerstört. Acht Tage später drang die Polizei erneut in sein Haus ein und verbrachte ihn gewaltsam in ein Krankenhaus. Das Time-Magazine wählte den 33-jährigen Dissidenten im September 2021 zu einem der 100 einflussreichsten Personen des Jahres. Otero Alcantara wurde im Zuge der Proteste des 11. Juli erneut verhaftet und ist seitdem ohne Anklage inhaftiert. Bisher wurde er noch nicht mal einem Haftrichter vorgeführt. Mitte September infizierte er sich im Gefängnis mit Covid-19. Die überfüllten kubanischen Gefängnisse mit ihren schlechten hygienischen Bedingungen bieten einen fruchtbaren Nährboden für das Virus. Die Behörden nutzten seine Covid-19 Infektion als Vorwand um sämtliche Besuche zu untersagen, auch die Benutzung des Telefons wurde ihm verboten.
Ein anderer Häftling informierte die Angehörigen von Otero Alcantara darüber, dass sich dieser aus Protest gegen seine und die Haftbedingungen anderer politischer Gefangene in einem Hungerstreik getreten ist. Es besteht Grund zur Sorge, da Otero Alcantara durch seine überstandene Covid-19 Infektion körperlich geschwächt ist. Hoffnung bereitet dagegen sein hoher Bekanntheitsgrad. Durch Berichte im Time Magazine, der Washington Post und der New York Times kenne viele Menschen auf der Welt den kubanischen Künstler. Das Regime möchte offensichtlich nicht, dass er zum Märtyrer der Demokratiebewegung wird. Bereits bei seinen beiden vorangegangenen Hungerstreiks wurde Otero Alcantara frühzeitig im Krankenhaus zwangsernährt. Weniger bekannte Oppositionelle, die in den Hungerstreik treten, werden vom Regime anders behandelt. Wenn sie sich nicht direkt zu Tode hungern, erliegen sie mitunter Krankheiten, die durch die Haftbedingungen ausgelöst sind.
Der regimekritische Künstler Luis Manuel Otero Alcantara ist erneut im Hungerstreik
Ob Otero Alcantara mit diesem erneuten Hungerstreik ein weiteres Mal die internationale Beachtung erringen kann, hängt von der Unterstützung vieler Aktivisten auf Kuba und weltweit ab. Aufgrund der Kommunikationssperre durch das diktatorische Regime dringen keinerlei Bilder von Ihm oder Informationen über seinen Zustand aus dem Gefängnis an die Öffentlichkeit. Die Situation ist tragisch: Otero Alcantaras setzt ein weiteres Mal sein Leben ein, aber seine und Kubas Zukunft sind ungewiss.
Fernando Rivas – botschafter-menschenrechte
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