Paraguay hat keinen Zugang zum Meer und ist auf seine Wasser und Landstraßen angewiesen, um seine Exportgüter zu transportieren und Importwaren zu empfangen. Diese Abhängigkeit hat dazu geführt, dass die Flussschifffahrtsflotte des Landes die drittgrößte der Welt ist. Der Rio Paraguai, der wichtigste Fluss des Landes, befindet sich jedoch in einer historischen Phase der Trockenheit und erreichte Anfang Oktober 2021 im Flusshafen von Asunción (Hauptstadt) einen Pegelstand von -75 Zentimetern unter seinem üblichen Niveau.
Wie wirkt sich der Wasserstand der Flüsse auf strategische Bereiche des Landes und seiner Nachbarn aus?
Für Paraguay bedeutet der niedrige Wasserstand in wirtschaftlicher Hinsicht einen Anstieg des Preises und der Zeit für den Transport der Produkte, da die Gesamtladung der Schiffe auf vierzig Prozent der Gesamtkapazität reduziert werden musste. Vertreter der Flusslogistikbranche warnen, dass bereits bis zum Jahr 2020 ein Handelsvolumen von etwa dreihundert Millionen US-Dollar durch die Niedrigwasser-Situation des Flusses unrentabel wurde und dass, wenn der Hafen von Asunción auf diesem niedrigen Niveau verbleiben würde, weitere einhundert Millionen US-Dollar an Verlusten hinzukämen. Darüber hinaus droht den paraguayischen Fischergemeinden eine unsichere Ernährungslage, da es weniger Fische im Fluss gibt und die Regierung den betroffenen Familien finanziell unter die Arme greifen muss.
Kurzfristig ist die Situation ebenfalls besorgniserregend. Nach Angaben der US-amerikanischen National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) besteht eine 70-prozentige Chance, dass das Phänomen „La Niña“ zwischen Oktober dieses Jahres und Februar 2022 auftritt, was die Dürre verschärft und den Pegel des Flusses weiter senkt. Die Prognosen zeigen, dass die Länder des La-Plata-Beckens (Argentinien, Bolivien, Brasilien, Paraguay und Uruguay) noch stärker vom Klimawandel betroffen sein werden. Darüber hinaus könnte sich die Wasserkrise zu einer Energiekrise ausweiten, da der festgestellte niedrige Wasserstand die Produktivität der Wasserkraftwerke verringert, was zu einer künftigen Versorgungskrise führen und sich in wirtschaftliche Indikatoren wie der Inflation niederschlagen könnte.
Der historisch niedrige Pegelstand des Rio Paraguai beeinträchtigt daher wichtige strategische Sektoren der Länder in der Region, wie die Energieerzeugung, die zu einer unsicheren Stromversorgung führt, die Ernährungssicherheit, da viele Bevölkerungsgruppen von der Fischerei als Einkommens- und Nahrungsquelle abhängig sind und vor allem Paraguay im wirtschaftlichen Bereich, da der normale Transport auf dem Wasserweg unmöglich wird. Dies führt zu höheren Verlusten und folglich zu einer Verringerung der Handelsströme in der Region. Da es sich bei Paraguay um einen Binnenstaat handelt, würde die Unrentabilität der Flussschifffahrt den Staat im Vergleich zu anderen Ländern des La-Plata-Beckens noch stärker treffen. Die daraus resultierenden sozioökonomischen Folgen verschärfen in der Regel die Spannungen und wirken sich über die Grenze hinaus aus.
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