Eine Vision für Kohlenstoffarme Landwirtschaft und Umweltschutz

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Als großer Agrarexporteur hat Brasilien ein starkes Bewusstsein für die Rolle entwickelt, die die Landwirtschaft bei der Förderung von Wirtschaftswachstum, sozialer Inklusion und positiven Umwelteffekten spielen kann (Foto: Embaixada do Brasil em Berlim)
Datum: 24. Oktober 2021
Uhrzeit: 15:04 Uhr
Leserecho: 2 Kommentare
Autor: Redaktion
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Im Vorfeld der COP 26 und angesichts der zunehmenden Erfordernisse von nachhaltiger Entwicklung und Klimaschutzmaßnahmen muss die internationale Gemeinschaft die Gelegenheit nutzen, um ehrgeizige Ergebnisse in Glasgow und darüber hinaus zu erzielen. Mit seiner langjährigen Erfahrung an der Spitze der Umweltagenda und als Zugpferd der Agrar- und Ernährungswirtschaft ist Brasilien bereit, einen positiven Beitrag zu den gemeinsamen Bemühungen zu leisten, die darauf abzielen, die globale Temperatur innerhalb der im Pariser Abkommen vereinbarten Grenzen zu halten. In den letzten fünfzig Jahren hat sich Brasilien von einem Nettoimporteur von Nahrungsmitteln zum drittgrößten Agrarexporteur der Welt entwickelt, obwohl es nur einen Bruchteil seines Territoriums für die Landwirtschaft nutzt und mehr als zwei Drittel seiner ursprünglichen Vegetation bewahrt hat. In einer Welt, die zunehmend unter dem Druck steht, die wachsende globale Nachfrage nach Lebensmitteln auf nachhaltige Weise zu befriedigen, stellt dies eine einzigartige Erfolgsgeschichte dar. Investitionen in Wissenschaft, Technologie und Innovation bilden das Herzstück der grünen Revolution in Brasiliens Landwirtschaft. Die Anpassung von Pflanzen- und Tierarten an die Tropen ermöglichte eine Diversifizierung der Produktion. Die Entwicklung integrierter Ackerbau-, Viehwirtschaft- und Forstsysteme mit Kulturfolge von Getreide und Hülsenfrüchten, Rinderhaltung und Forstwirtschaft hat es möglich gemacht, zwei bis drei Ernten pro Jahr auf demselben Stück Land zu erzielen. Infolgedessen ist die Getreideproduktion seit den späten 1970er Jahren um mehr als 420 % gestiegen, während die Anbaufläche nur um etwas mehr als 40 % zunahm.

Diese Fortschritte haben Brasilien enorme soziale, wirtschaftliche und ökologische Vorteile gebracht. Die Landwirtschaft ist heute der dynamischste Sektor der brasilianischen Wirtschaft und zeichnet direkt verantwortlich für mehr als 18 Millionen Arbeitsplätze und etwa 20 % des BIP. Die Kosten für Lebensmittel konnten im Vergleich zu den 1970er Jahren halbiert werden, und die wirtschaftliche und soziale Entwicklung hat auch die ländlichen Gebiete erreicht. Die Gemeinden mit intensiven landwirtschaftlichen Aktivitäten weisen die höchsten Indizes der menschlichen Entwicklung (HDI) auf. In der Viehwirtschaft sind die Ergebnisse nicht weniger beeindruckend. In den letzten zwanzig Jahren haben außerordentliche Produktivitätssteigerungen zu einer drastischen Verringerung der Emissionen pro produzierter Einheit Rindfleisch und Milch geführt, und nachhaltige Intensivierungstechniken ermöglichen nun den vollständigen Ausgleich der verbleibenden Emissionen. Daher ist auf dem brasilianischen Markt bereits CO2- neutrales Rindfleisch erhältlich.

Dies ist der erfolgreiche Weg, auf den Brasilien setzt, um die nachhaltige Landwirtschaft der Zukunft aufzubauen und seine Entwicklungs- und Klimaziele zu erreichen. Um auf diesen Fortschritten aufzubauen, muss mehr Gewicht auf internationale Diplomatie, Zusammenarbeit und Partnerschaften gelegt werden. Nur eine verstärkte internationale Zusammenarbeit kann den Weg für ehrgeizige gemeinsame Maßnahmen ebnen. In den kommenden Jahren wird die Ausweitung der kohlenstoffarmen Landwirtschaft zu weiteren Produktivitätssteigerungen führen. Die Wiederherstellung von degradierten Weideflächen, von denen es in Brasilien fast 100 Millionen Hektar gibt, wird weitere Produktionssteigerungen ermöglichen und gleichzeitig den Druck zur Umwandlung neuer Flächen für die Landwirtschaft verringern. Technische Innovationen wie Gene-Editing, digitale Landwirtschaft und Bio-Inputs werden Brasilien in die Lage versetzen, die Versorgung des Weltmarkts mit gesunden und preiswerten Lebensmitteln auf wettbewerbsfähige und nachhaltige Weise weiter auszubauen.

Brasiliens Erfolgsbilanz in der Landwirtschaft ist jedoch nur eine Seite der Medaille. Als Entwicklungsland steht die größte Volksirtschft Lateinamerikas immer noch vor einer entscheidenden Herausforderung: der Förderung einer nachhaltigen Entwicklung im Amazonas-Biom, einem Gebiet, das größer ist als die Europäische Union und in dem mehr als 23 Millionen Brasilianer meist unterhalb der Armutsgrenze leben. In den letzten Jahrzehnten hat ein historischer Prozess der informellen Gebietsbesetzung in Verbindung mit begrenzten wirtschaftlichen Alternativen zu illegalem Bergbau, Landraub und illegaler Abholzung geführt. Brasilien ist sich dieser Probleme bewusst und unternimmt Schritte, um sie zu lösen. Auf dem diesjährigen Klimagipfel der Staats- und Regierungschefs verpflichtete sich Staatspräsident Jair Bolsonaro, die Klimaneutralität bis 2050 zu erreichen – zehn Jahre früher als ursprünglich geplant – und die illegale Abholzung bis 2030 zu beenden. Seitdem hat die Regierung ihre Anstrengungen im Kampf gegen die Umweltkriminalität verdoppelt, und es gibt erste positive Zahlen zu vermelden.

Die Gewährleistung des Schutzes von öffentlichem Land, die Durchsetzung von Umweltgesetzen und der Abschluss der territorialen Planung der Region bilden den Kern der brasilianischen Strategie für das Amazonasgebiet. Durch seine Umweltvorschriften schränkt Brasilien die Landnutzung und die Ausbeutung der natürlichen Ressourcen im Amazonasgebiet erheblich ein. Ein Großteil des Bioms ist derzeit formell geschützt, entweder in indigenen Gebieten, in Naturschutzgebieten oder auf Privatgrundstücken, wo das strenge brasilianische Forstgesetz vorschreibt, dass 80 % der Grundstücksfläche mit ursprünglicher Vegetation erhalten bleiben müssen. Dies stellt einen bedeutenden Beitrag zum weltweiten Umwelt- und Klimaschutz dar. Die wirtschaftlichen Kosten des Verzichts auf die Nutzung solcher Ressourcen müssen objektiv anerkannt und den Bewohnern der Region nachhaltige Entwicklungsmöglichkeiten geboten werden. Der Abschluss der Verhandlungen über das Regelwerk des Pariser Abkommens wird für die Schaffung solcher Möglichkeiten von entscheidender Bedeutung sein.

Als großer Agrarexporteur hat Brasilien ein starkes Bewusstsein für die Rolle entwickelt, die die Landwirtschaft bei der Förderung von Wirtschaftswachstum, sozialer Inklusion und positiven Umwelteffekten spielen kann. Wir sind uns jedoch auch der besonderen Anfälligkeit der Landwirtschaft gegenüber den Auswirkungen des Klimawandels und der damit verbundenen Risiken für die weltweite Ernährungssicherheit bewusst. Durch einen offenen und transparenten Dialog können gemeinsame Ziele definiert und als Grundlage für einen neuen Entwicklungszyklus genutzt werden, der das sozioökonomische Versprechen einer nachhaltigen Entwicklung erfüllt und gleichzeitig den ökologischen Reichtum für künftige Generationen bewahrt. Eine konstruktive Vision, die sich auf wissenschaftliche Erkenntnisse, Partnerschaft und die Achtung der nationalen Gesetzgebung stützt, ist der sicherste Weg, um die von uns gewünschte nachhaltige Zukunft aufzubauen.

Tereza Cristina und Joaquim Leite

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  1. 1
    Bernhard Barylski

    Hallo.
    Liest sich gut.
    Aber Versprechen und diese dann auch einhalten, oder verwirklichen sind zwei verschiedene Sachen.
    Bolsonaro ist der brasilianische Trump
    Erstmal die eigenen Interessen. Dies im Sinne einer Steigerung der Landwirtschaft und Industrie um jeden Preis. Dabei geht man über die Leichen von Indigenen, Zerstörung der Umwelt und lenkt mit ein paar guten Taten und Versprechungen von den wirklichen, Menschen und Umwelt schädigenden Aktivitäten ab.
    Daran ändert auch kein noch so gut vormulierter Text der brasilianischen Botschaft etwas.
    Wie sagt man hier so schön. : Propaganda enganosa…

    • 1.1
      C.H. Sievers

      Erst einmal die eigenen Interessen.
      Dann noch ein paar Ablenkungsmanöver, um vom schändlichen Tun abzulenken.
      Sie sagen es,….. propaganda engañosa, mas nada!

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