Bis zum Jahr 2050 werden zusätzlich 2,4 Milliarden Menschen in urbane Räume ziehen und damit insgesamt etwa 70% der Weltbevölkerung in städtischen Gebieten leben. Die Eindämmung des Klimawandels und die Anpassung an seine unvermeidlichen Auswirkungen bei gleichzeitiger Verwirklichung der globalen Ziele für nachhaltige Entwicklung 2030 erfordern einen grundlegenden Wandel der urbanen Räume – und dies in einem noch nie dagewesenen Tempo. Eine intelligente und nachhaltige Stadtentwicklung ist dabei ein zentraler Schlüssel für die Anpassung an den Klimawandel und eine effiziente Ressourcennutzung. Allerdings mangelt es häufig an angemessenen Bewertungen der lokalen Bedürfnisse, zudem können die Investitionsprioritäten sehr unterschiedlich ausfallen. Dies gilt insbesondere dann, wenn die finanziellen Mittel begrenzt sind und die Umsetzung komplex ist.
In diesem Zusammenhang und im Rahmen der Morgenstadt Global Initiative, einem vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) über die Internationale Klimaschutzinitiative IKI geförderten Projekt, beteiligt sich das Fraunhofer ISI an der Durchführung von City Labs in Mexiko, Peru und Indien. Die Initiative, die von der Universität Stuttgart koordiniert wird, nutzt diese Labs, um integrierte Strategien und Roadmaps für eine nachhaltige Stadtentwicklung in den ausgewählten Pilotstädten zu entwickeln. Das Projekt wird in enger Zusammenarbeit zwischen mehreren Fraunhofer-Instituten und lokalen Partnern durchgeführt und zielt darauf ab, ein hohes Maß an lokaler Beteiligung zu schaffen. Lokale Akteure aus dem öffentlichen und akademischen Bereich, der Industrie und der Zivilgesellschaft werden aktiv in die Bewertung der Nachhaltigkeitsprofile der Städte und die Entwicklung und Bewertung von Lösungen einbezogen.
City Lab von Saltillo hat viel Potenzial für Klimaschutzmaßnahmen
Saltillo, eine sehr schnell wachsende Stadt im Nordosten Mexikos mit rund einer Million Einwohner, ist aufgrund seiner Lage in der Wüste und der dadurch bedingten geringen Niederschlagsmenge von den Auswirkungen des Klimawandels besonders betroffen. Das City Lab Saltillo, das vom Fraunhofer ISI in Zusammenarbeit mit der Universität Stuttgart und unter Beteiligung des Fraunhofer IGB, des Fraunhofer IAO, Tecnológico de Monterrey und des städtischen Planungsinstituts von Saltillo koordiniert wird, zeigt jedoch auch ein großes Potenzial für Klimaschutzmaßnahmen: Mehrere Analysen trugen dazu bei, eine Nachhaltigkeitsvision für den Wasser-, Energie- und Mobilitätssektor der Stadt zu definieren. Zudem identifizierten die Analysen die wichtigsten Herausforderungen sowie integrierte Lösungen zum Klimaschutz und zur Anpassung an den Klimawandel. Darüber hinaus wurde eine Reihe konkreter Projektideen für die Stadt entwickelt, von denen zwei bereits auf dem Weg der Umsetzung sind: Dabei handelt es sich erstens um Auszeichnungen für herausragende Erfolge von Unternehmen bei der Verbesserung der Energieeffizienz, um ihr Bewusstsein zu schärfen und den Energieverbrauch und die Treibhausgasemissionen zu reduzieren – ein wichtiges Thema, da die Stadt Saltillo eine der am stärksten industrialisierten Städte Mexikos ist. Das zweite Vorhaben ist die Integration blauer und grüner Infrastrukturen in den urbanen Stadtraum. Diese folgt dem Ziel der Annäherung an den natürlichen Wasserkreislauf: Flächenentsiegelung erhöht die Wasseraufnahmekapazität, fördert die Grundwasseranreicherung und sorgt durch das Prinzip der Schwammstadt für eine erhöhte Resilienz und besseres urbanes Kleinklima. Alle Ergebnisse im Zusammenhang mit dem City Lab von Saltillo können im dazugehörigen Bericht nachgelesen werden.
Darüber hinaus führte das Forschungsteam des Fraunhofer ISI auch Interviews und Bewertungen der Energiesektoren für die Städte Saltillo (Mexiko) und Piura (Peru) durch. Die CO2-Abschätzungen zu den Auswirkungen der Projektmaßnahmen in Kochi, Saltillo und Piura sind ein wichtiger Aspekt zur Bewertung des Beitrags der vorgeschlagenen Klimaschutzlösungen. Die Projektmaßnahmen, die unter starker Beteiligung lokaler Akteure in mehreren Workshops entwickelt wurden, sind ein wesentlicher Bestandteil der Entwicklung von Nachhaltigkeits-Roadmap für die zwei Städte. Die Projekte im Energiesektor, die unter Mitwirkung des Fraunhofer ISI entwickelt wurden, sind von großer Bedeutung für den Klimaschutz, da der Energiesektor weltweit für drei Viertel der CO2-Emissionen verantwortlich ist.
Lösungen für die Energiewende
Catalina Diaz, globale Projektkoordinatorin vom Institut für Arbeitswissenschaft und Technologiemanagement (IAT) der Universität Stuttgart und Mitarbeiterin der Arbeitsgruppe Urban Economy Innovation am Fraunhofer IAO, erklärt: »Der partizipative und co-kreative Ansatz dieser City Labs ermöglicht ein hohes Maß an lokaler Eigenverantwortung. Ebenso schafft die starke Zusammenarbeit zwischen den Fraunhofer-Instituten Fachwissen in verschiedenen Bereichen, eine unabdingbare Voraussetzung für die Durchführung von systemischen Analysen über verschiedene Sektoren hinweg mit integrierten Lösungen. «
Jose Antonio Ordonez, der am Fraunhofer ISI im Geschäftsfeld Globale Energiewende forscht und das City Lab in Saltillo koordinierte, sagt: »Wenn wir bedenken, dass im Jahr 2050 mehr als zwei Drittel der Weltbevölkerung in städtischen Gebieten leben, wird schnell klar, dass diese zusammen mit einer nachhaltigen Stadtentwicklung eine zentrale Rolle bei der Prävention des Klimawandels und der Anpassung an seine unvermeidlichen Auswirkungen spielen. Es ist jetzt an der Zeit, die globalen und nationalen Ziele auf die lokale Ebene herunter zu brechen. Mit den City Labs unterstützen wir die Energiewende und das Erreichen der Ziele des Pariser Klimaabkommens sowohl global als auch lokal und bringen uns mit Expertise aus unserem Querschnittsthema „Transformations- und Innovationssysteme für urbane Räume“ am Fraunhofer ISI ein. Die Frage, wie lokale Partner dem Klimawandel mit innovativen Lösungen begegnen können, spielte dabei eine besonders wichtige Rolle. «
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