Südamerika liefert eindrückliche Beispiele dafür, wie sehr die Politik den Klimawandel beeinflusst. Das zeigt sich in Brasilien, wo die Abholzung des Regenwalds seit dem Amtsantritt von Präsident Jair Bolsonaro Höchststände erreicht. Und es zeigt sich auch in Kolumbien, wo sich die Dynamik der Entwaldung in Abhängigkeit von den politischen Verhältnissen verändert. Eine neue Publikation in der Fachzeitschrift frontiers in Environmental Science, zu deren Autoren Raphael Ganzenmüller zählt, Doktorand am Lehrstuhl für Physische Geographie und Landnutzungssysteme, beschreibt den Zusammenhang zwischen Entwaldung, politischem Konflikt und Friedensbildung im Zeitraum von 2001 bis 2018.
In den vergangenen Jahren hat die Entwaldung in Kolumbien insgesamt zugenommen. Ein Effekt, der sich in den Tropen häufiger zeigt, wenn von Konflikten betroffene Länder zum Frieden übergehen. Dieser auf den ersten Blick scheinbar unerwünschte Nebeneffekt innenpolitischer Befriedung hat mehrere Ursachen: Wie die Studie zeigt, sind der Anbau von Kokapflanzen und Viehzucht entscheidende Faktoren, um Entwaldungsdynamiken in Kolumbien zu erklären. Dies ist jedoch je nach Gemeinde und Region sehr unterschiedlich. So ist beispielsweise im Amazonasgebiet die Viehzucht der wichtigste Prädiktor, während in den Anden der Kokaanbau dominiert.
Für die Entwicklung wirksamerer Strategien zum Schutz der Wälder wird es in der Zukunft nach Ansicht der Wissenschaftler wichtig sein, diese Unterschiede zu berücksichtigen. Die Forscher hoffen zudem, dass ihre Studie dazu beiträgt, dass in Programmen zur Friedensbildung künftig auch Klimaschutz und Biodiversität stärker mitgedacht werden.
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