Der Wirtschaftswissenschaftler Rodrigo Chaves hat die Präsidentschaftswahlen in Costa Rica gewonnen. Der 60-Jährige trat mit dem Versprechen an, die traditionelle Parteipolitik in dem zentralamerikanischen Land aufzurütteln. Nach Auszählung fast aller Stimmen hat er einen uneinholbaren Vorsprung von mehr als fünf Prozentpunkten vor dem ehemaligen Präsidenten José María Figueres, der seine Niederlage bereits eingeräumt hat. Die Wahlbeteiligung war so niedrig wie seit Jahrzehnten nicht mehr, da die Wähler ihre Unzufriedenheit mit Costa Ricas angeschlagener Wirtschaft zum Ausdruck brachten.
Viele Costa Ricaner erklärten vor dem Urnengang, dass sie sich einen Bruch mit den Politikern der Vergangenheit wünschten, ein Trend, der sich gegen Figueres richtete, der aus einer der einflussreichsten politischen Familien des Landes stammt. Chaves ist zwar kein völliger Neuling in der Politik – er diente der scheidenden Regierung von Präsident Carlos Alvarado sechs Monate lang als Wirtschaftsminister -, doch hat er betont, dass er mit den, wie er es nennt, „Privilegien“ der etablierten politischen Parteien Costa Ricas brechen wolle. Vor der Abstimmung hatte er sich bereits von den traditionellen politischen Parteien des Landes entfernt und sich als Außenseiter der etablierten Ordnung präsentiert. Er hat erklärt, er sei bereit, den Kongress mit Hilfe von Volksabstimmungen zu umgehen und das übliche stabile politische System zu erschüttern.
Die Costa Ricaner sind frustriert über die ihrer Meinung nach zunehmende Korruption in einem Land, dessen vom Tourismus abhängige Wirtschaft durch die Coronavirus-Pandemie stark beeinträchtigt wurde. Nach einem bisweilen erbitterten Wahlkampf schlug Chaves einen versöhnlichen Ton an, als sein Sieg feststand. „Lassen Sie uns heute Abend die Parteifarben beiseite legen, die uns leicht entzweien können“, sagte er zu seinen Anhängern. „Ich bitte Sie in aller Bescheidenheit, dass wir uns unter dem Blau, Weiß und Rot unserer Nationalflagge vereinen“. Die Anhänger von Chaves feierten den Sieg ihres Kandidaten auf den Straßen der Hauptstadt San José. Einer der Feiernden sagte gegenüber der Nachrichtenagentur „Reuters“, dass es in Costa Rica einen „Hunger nach echten Veränderungen“ gebe. „Wir brauchen neue Gesichter, um das Land zu retten“.
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