Im September 2021 hat El Salvador als erstes Land Bitcoin als offizielle Staatswährung deklariert. Bewohner des zentralamerikanischen Landes können Transaktionen mit der Kryptowährung ganz einfach und bequem mit einer App vornehmen. Alle Händler im Land müssen die Währung annehmen und auch Steuern an die Staatskasse können in Bitcoin bezahlt werden.
Nur kurz nach der Einführung von Bitcoin als offizielle Währung begann jedoch der Kurseinbruch der Kryptowährungen. Die starken Wertverluste halten bis heute, ein gutes halbes Jahr später, an und ein erneuter Aufschwung steht noch in den Sternen. Was bedeutet der aktuelle Krypto-Crash für El Salvador?
Präsidenten und Finanzminister von El Salvador sehen keinen Grund zur Panik
Laut Nachrichtenagentur Bloomberg hat El Salvador im Rahmen der Einführung der neuen Landeswährung 2301 Bitcoins erworben. Bis heute haben deutlich mehr als die Hälfte ihres Wertes einbüßen müssen. Damit liegt der Wert so niedrig wie seit 2020 nicht mehr.
Weder der Präsident Nayib Bukele noch der Finanzminister Alejandro Zelaya von El Salvador zeigen sich durch die aktuellen Entwicklungen beeindruckt.
Der Präsident ist selbst großer Bitcoin-Fan und beschäftigt sich sowohl im politischen Rahmen als auch im Privaten mit dem Handel von Bitcoin. Über die Sozialen Medien hält er seine Landsleute informiert, wann und für welchen Preis Bitcoin eingekauft wurden. So twitterte dieser auch, als er erst kürzlich 80 weitere Tokens für einen verhältnismäßig niedrigen Preis von jeweils 19.000 US-Dollar für den Staatshaushalt einkaufte. Genau hier liegt die Kunst beim Trading mit Kryptowährungen: Die hohe Volatilität des Kurses so zu nutzen, dass man bei günstigen Preisen einkauft, wenn abzuschätzen ist, dass diese wieder ansteigen werden. Durch das stetige An- und Verkaufen zum richtigen Zeitpunkt können im Idealfall hohe Gewinnspannen erzielt werden.
Dass der Präsident während des Krypto-Crashes nicht etwa Impuls-Verkäufe vornimmt, sondern im Gegenteil den Bitcoin-Bestand weiter ausbaut, zeigt, dass dieser optimistisch gestimmt ist, dass sich der Kurs wieder erholen wird. Wird dies tatsächlich der Fall sein, können die günstigen Bitcoin-Einkäufe sehr gewinnbringend sein.
Der Finanzminister gibt an, dass es durch den Krypto-Crash zwar zu einem Verlust von etwa 40 Millionen US-Dollar gekommen ist, doch mache dies nicht einmal 0,5 % des Staatshaushaltes aus. Wörtlich äußert sich Alejandro Zelaya, dass “das fiskalische Risiko […] extrem gering [ist]”.
Gründe für die Einführung von Bitcoin als offizielles Zahlungsmittel
Die Akzeptanz der digitalen Währung sollte in erster Linie eine geldpolitische Unabhängigkeit zur USA zum Ziel haben. Seit 2001 wird in El Salvador nämlich nur noch mit US-Dollar gezahlt, die eigene Landeswährung wurde abgeschafft. Der Vorteil von Kryptowährungen ist, dass diese weder an einen Staat noch an Bankinstitute gebunden sind. Nationale sowie internationale Transaktionen können somit unabhängig und komplikationslos durchgeführt werden – wo wir auch schon bei dem zweiten Grund für die Einführung von Bitcoin wären: Gut 70 % der Einwohner von El Salvador hatten keinen Zugang zu klassischen Finanzdienstleistungen.
Für im Ausland lebende Salvatorianer war es beispielsweise eine große Herausforderung, Geldmittel nach Hause zu schicken. Dieses Problem sollte mit Bitcoin angegangen werden. Globale Transaktionen sind nicht nur kostengünstig, sondern auch einfach zugänglich. Jeder Bewohner des Landes braucht lediglich ein Smartphone und eine Internetverbindung. Dann kann sich die App heruntergeladen werden, mit der Bitcoin-Transaktionen getätigt werden können.
Hohe Volatilität des Krypto-Marktes
Kurseinbrüche hat es seit Anbeginn des Krypto-Marktes immer schon gegeben. Auch erwarten viele Experten, dass der aktuelle Crash sich in Zukunft wieder erholen wird und der Bitcoin wieder alte Hochwerte oder sogar neue Rekordwerte erzielt. Starke Schwankungen sind typisch für den Krypto-Markt, schließlich werden die digitalen Währungen nicht reguliert. Der Wert wird durch Angebot und Nachfrage bestimmt. Dabei stehen die digitalen Gelder nicht allein da, schließlich leiden die Märkte aktuell rund um den Globus.
Aufgrund dessen ist die entspannte Haltung des Präsidenten und des Finanzministers nicht weiter überraschend. Beide gehen davon aus, dass sich der Markt wieder erholen wird. Fraglich bleibt dennoch, ob sich Bitcoin, der eine so hohen Volatilität aufweist, für eine offizielle Staatswährung eignet. Sicherlich bringt dies gerade für kleinere Unternehmen große Herausforderungen mit sich, da sich diese an die stetig verändernde Preissituation anpassen müssen. Außerdem müssen klare Regeln gefunden werden, wie die Steuer- oder Schuldentilgung funktioniert. So stellt sich bei Letzterem beispielsweise die Frage, ob der Bitcoin-Wert zum Zeitpunkt der Verschuldung oder zum Zeitpunkt der Tilgung gelten soll. Hier wird sich erst noch zeigen, wie geschmeidig die Einführung der neuen Landeswährung in El Salvador laufen wird.
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