Die brasilianische Staatsanwaltschaft hat am Freitag (29.) die Messaging-Plattform „WhatsApp“ aufgefordert, die Einführung ihrer neuen Funktion namens „Communities“ in Brasilien bis Januar zu verschieben. Dadurch soll die Verbreitung von Fake News während und unmittelbar nach den Wahlen im Oktober verhindert werden. „Communities“ ermöglicht es, unterschiedliche Gruppen unter einem Dach zusammenzubringen. Der neue Tab räumt den Administratoren nicht nur deutlich mehr Möglichkeiten ein über „WhatsApp“ mit ihrer Community zu sprechen, sondern auch Gruppen zu organisieren. Laut der Bundesstaatsanwaltschaft kommt die erweiterte Reichweite des neuen Tools „zu einer Zeit, in der gefälschte Nachrichten über das Funktionieren von Institutionen und die Integrität des brasilianischen Wahlsystems die demokratische Stabilität des Landes gefährden könnten“. Demnach könnte „Communities“ die effizienten Schritte untergraben, die „WhatsApp“ in den letzten Jahren unternommen hat, um die Verbreitung von Fake News einzudämmen.
„WhatsApp“ ist eine der Messaging-Plattformen, die die Anhänger des rechtsextremen Präsidenten Jair Messias Bolsonaro am häufigsten nutzen, um zu kommunizieren, Kundgebungen zu organisieren und ihre Ansichten zu verbreiten. Bolsonaro strebt eine Wiederwahl an, liegt aber in der am stärksten polarisierten Wahl Brasiliens seit Jahrzehnten hinter dem linksgerichteten ehemaligen Präsidenten Luiz Inacio Lula da Silva zurück. Der Messaging-Dienst, der sich im Besitz von „Meta Platforms“ befindet, hatte im April zugestimmt, den Start des neuen Dienstes bis nach der für Ende Oktober erwarteten zweiten Runde der Stichwahl zu verschieben. Das „Ministério Público Federal“ (MPF) wies allerdings darauf hin, dass dies nicht ausreiche, um die „ernsthaften Risiken, die eine Zunahme von Desinformation erzeugen kann … in den letzten zwei Monaten des Jahres“ zu mindern.
Die neue Funktion würde die Zahl der Nutzer von derzeit zweihundertsechsundfünfzig auf fünfhundertzwölf erhöhen, so dass Nachrichten an zweitausendfünfhundertsechzig Personen gleichzeitig gesendet werden können. Dies würde die Fähigkeit der Nutzer, Inhalte zu verbreiten, erhöhen. Die Staatsanwaltschaft wies darauf hin, dass die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung von „WhatsApp“ die Verantwortlichen der Plattform daran hindert, den Inhalt der über die Plattform ausgetauschten Nachrichten zu überwachen und zu moderieren.
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