Die neuen digitalen Finanzdienstleister fallen in Südamerika auf nahrhaften Boden. In den letzten Jahren hat sich eine dichte und leistungsstarke Szene im Bereich Fintech und Krypto entwickelt, bei denen einige europäische Länder doch neidisch werden können. Laut Statistiken der Global Findex Database 2021 leben aktuell immer noch gut 20 % der Weltbevölkerung ohne eine Bankverbindung. Je nachdem, in welchen Teil der Welt man schaut, kann man große Unterschiede feststellen. Während in Deutschland fast 100 % der Menschen ab 15 Jahre ein Bankkonto besitzen, sind es in Südsudan beispielsweise nur gut 5 %.
Zugang zu finanziellen Mitteln ist eine Grundvoraussetzung, um aktiv am Wirtschafts- und Arbeitsmarkt teilzunehmen. Genau hier setzen Start-ups im Fintech an.
Kryptomarkt ist präsent, doch mit viel Luft nach oben
Der Einsatz der Kryptowährungen hat sich weltweit in einigen Bereichen etabliert. Allen voran natürlich an den Handlesplattformen, bei denen durch Kauf und Verkauf Gewinne oder auch Verluste erzielt werden. Es gibt die unterschiedlichsten Handelsplattformen, auf denen man mittlerweile sogar mit einem Krypto Bot alle Transaktionen automatisieren kann. Das ist nicht nur etwas für die Experten. Auch Einsteiger können mit geringen Investitionen die ersten Versuche mit den Kryptowährungen wie Bitcoin, Litecoin und Co. unternehmen.
Inflation und wirtschaftliche Instabilität bewegen immer mehr Südamerikaner dazu, über die Nutzung der Kryptowährung als Alternative nachzudenken. In Ländern wie Venezuela oder Argentinien, die aktuell mit recht hohen Inflationsraten zu kämpfen haben, sind die Menschen an stark schwankende Wertigkeiten gewöhnt.
El Salvador ist bisher das einzige Land, das den Bitcoin als offizielle Währung eingeführt hat. Viele sehen darin einen Vorteil. Viele Bewohner des kleinen Staates können bisher aber noch nicht von den Vorteilen profitieren beziehungsweise sehen die Kursschwankungen als ein Problem, um sicher leben zu können. Die Regierung musste und muss zu diesem Schritt immer wieder harte Kritik einstecken. Diese kommt vor allem von der vorherrschenden Macht in Amerika, den USA, die den Einfluss des Dollars schwinden sehen. Die Welt ist gespannt, wie Bukele, der amtierende Präsident, den Bitcoin weiter in den Alltag der Menschen in El Salvador integrieren kann.
Yape und Plin dominieren den peruanischen Fintech-Markt
Eine andere sehr starke Tendenz in Südamerika sind die Apps des Open Bankings. Werfen wir einen Blick auf Peru, zeigt sich, dass zwei Applikationen den Markt dominieren. Die modernen Applikationen können wie bei Yape auch ohne ein Bankkonto aktiviert werden. Sprich, Nutzer können einfach mit der Personalausweisnummer und einer Handynummer die Applikation aktivieren und sofort Geld empfangen und entsprechend versenden. Diese Fintech-Apps sind besonders vor dem Hintergrund interessant, dass nicht jeder über ein reguläres Bankkonto verfügt. Das trifft sowohl auf Peru als auch auf den Rest der Welt zu, vor allem auf diverse Länder Afrikas.
Das System ist nicht nur im privaten Bereich sehr beliebt, auch viele Kleinunternehmer bieten entweder Yape oder Plin als Zahlungsoption an. Yape wird von der Banco de Crédito del Perú (BCP), der größten Bank in Peru, verwaltet und ist bereits seit 2017 auf dem Markt. Es zielt auf alle Nutzer ab, mit und ohne traditionellem Bankkonto. Plin stammt aus der Zusammenarbeit von BBVA Continental, Scotiabank und Interbank. Hier muss der Nutzer jedoch ein Konto bei einer der drei Banken führen, um mit der digitalen Geldbörse rund um die Uhr Transaktionen ohne Gebühren durchführen zu können.
Der Erfolg dieser beiden Applikationen ist unbestritten, denn auch öffentliche Dienstleister wie Telekommunikationsanbieter und Strom- oder Wasserwerke bieten den Verbrauchern die Apps für Zahlungen an.
Die Stadtsparkassen (Cajas Municipales) scheinen den Anschluss verpasst zu haben. Aktuell versuchen 12 verschiedene Stadtsparkassen einen gemeinsamen Nenner zu finden, um den beiden beliebtesten Apps Paroli zu bieten. Das wird ein schwieriges Unterfangen, denn Yape und Plin verzeichnen zusammen fast 17 Millionen Nutzer.
Fintechs bleiben äußerst interessant
Die Branche der Fintechs hat noch lange nicht den Höhepunkt erreicht. Was die Start-ups in diesem Bereich auszeichnet ist die extreme Agilität, mit der modernste Technologien in die Anwendungen integriert werden. Diese Flexibilität sorgt dafür, dass die Fintechs schneller und effizienter agieren und sich einen enormen Vorteil gegenüber den traditionellen Finanzinstituten erarbeiten.
Einige Vorteile der Fintechs sind nachfolgende, die nicht nur für Menschen in Südamerika interessant sein sollten.
Digitale Open-Banking-Optionen bieten sehr transparente Lösungen an. Die fehlende Infrastruktur wie lokale Filialen sorgt dafür, dass niedrigere Zinsen angeboten werden können. Das Vertrauen der Kunden ist dank einer sehr starken Transparenz besonders hoch. Kontaktloses Zahlen mit dem Handy hat sich seit der Pandemie explosionsartig vermehrt. Gerade in den Schwellenländern entscheiden sich viele direkt für die Zahlungsoptionen über das Smartphone.
Diese Tatsache ist vor allem für den Bereich der Mikrounternehmen interessant, die sowohl Transaktionen zwischen dem eigenen Geschäft und den Endkunden schneller und effizienter durchführen können als auch zwischen Geschäftskunden und Lieferanten.
Der Sicherheitsaspekt ist bei diesen Technologien nicht zu vergessen. Sowohl die Fintechs in Fiat-Währung als auch die Zahlungslösungen mit Kryptowährungen sind mit modernsten Sicherheitstechnologien ausgestattet, die es Cyberkriminellen schwer machen, zuzuschlagen. Die Kryptowährungen punkten hier besonders hoch, denn sie basieren auf der bisher manipulationsfreien Blockchain-Technologie.
Ein Ende nicht in Sicht
Es ist eine Frage der Zeit, bis der Großteil der Menschen mindestens eine der modernen Zahlungsoptionen nutzt. Experten gehen davon aus, dass der Fintech-Markt bis 2026 jährlich in etwa um 27 % wachsen wird. Das bedeutet viele weitere Veränderungen im Finanzsektor, die bisher noch nicht alle abzusehen sind.
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