Inmitten der Gewaltwelle, in der Haiti seit Jahren versinkt, hat eine Gruppe von Einwohnern von Pétion-ville in Port-au-Prince am Dienstag (2.) Mitglieder der bewaffneten Gruppe Ti Makak gelyncht. Die Kriminellen wurden gewaltsam aus dem Viertel getrieben, anschließend verprügelt, verhört und verbrannt. Die Leichen von vier der Toten wurden entlang der Straße, die zum Haus des im Juli 2021 ermordeten ehemaligen Präsidenten Jovenel Moïse führt, verstreut und die fünfte wurde in der Nähe einer Polizeistation in der Gegend zurückgelassen. „Es ist furchtbar, vor den Augen der Polizei getötet zu werden. Es zeigt, dass niemand sicher ist, dass jeder getötet werden kann“, so Jean Marc Etienne, der Zeuge des Geschehens war. Diese Bürgerinitiative, die vor einigen Wochen ins Leben gerufen wurde, ist Teil der Operation Bwa Kale, die darauf abzielt, den bewaffneten Banden ein Ende zu setzen, die in verschiedenen Teilen des Landes Fuß fassen und die Bevölkerung terrorisieren, die durch ihren Kampf um die Kontrolle des Territoriums als Geisel gehalten wird. Jetzt gehen diese zivilen Gruppen, die von Jugendlichen angeführt werden, mit Macheten, Messern und Steinen bewaffnet auf die Straße und führen systematische Durchsuchungen in den Städten Stenio Vincent und Sergo durch, wo sich die meisten dieser Banditen versteckt halten sollen. Sie zünden auch mit Benzin getränkte Reifen an.
Was als einmaliger Versuch begann, die Gewalt zu stoppen, hat sich im Laufe der Tage über das ganze Land ausgebreitet. Bereits mehr als 100 Kriminelle wurden von der Bevölkerung getötet, mindestens 18 von ihnen allein in der letzten Woche. Auch zahlreiche Komplizinnen dieser bewaffneten Gruppen wurden aufgespürt und zogen ebenfalls den Zorn der Bevölkerung auf sich. Diese organisierte Reaktion der Gesellschaft hat zu einem leichten Rückgang der täglichen Entführungen geführt, aber nicht ausgereicht, um dem Verbrechen, das Haiti erschüttert, ein Ende zu setzen. Nach UN-Angaben ist die Zahl der Morde zwischen Januar und März im Vergleich zum letzten Quartal 2022 um 20 % gestiegen. In den fünf Monaten des Jahres 2023 gab es bereits 637 Entführungen, 63 % mehr als Ende des vergangenen Jahres.
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