Der brasilianische Nationalspieler Vinicius Júnior steht beim spanischen Erstligisten Real Madrid unter Vertrag. Vini Jr. ist in den letzten Monaten bereits mehrfach in Stadien rassistisch beleidigt worden. Nachdem im Januar eine Puppe mit einem Hemd des Champions-League-Siegers 2022 an einer Brücke in Madrid aufgehängt wurde, beschimpften Zuschauer den 22-Jährige im Auswärtsspiel bei Valencia und bezeichneten ihn unter anderem als „Affe“. Das Verhalten der „Fans“ sorgte in Brasilien für Empörung und lässt auch in der Politik die Wogen hoch gehen. Die Regierung von Präsident Lula da Silva erklärte, sie warte auf Maßnahmen, die in diesem Fall ergriffen werden. Justizminister Flávio Dino wies darauf hin, dass sie im Falle einer Unterlassung den Grundsatz der Extraterritorialität anwenden könnten. Die brasilianische Regierung hat am Montag (22.) die spanische Botschafterin María del Mar Fernández-Palacios Carmona einbestellt, um ihre „Unzufriedenheit“ über die wiederholten rassistischen Handlungen gegen den Spieler zum Ausdruck zu bringen.
Die Ereignisse, die einmal mehr den Schatten des Rassismus auf den spanischen Fußball werfen, lösten in Brasilien eine Welle der Empörung aus. Präsident Luiz Inácio Lula da Silva erklärte in Japan, wo er am G7-Treffen teilnahm, es sei „ungerecht“, dass der 22-jährige Stürmer „in jedem Stadion, in dem er spielt, beleidigt wird“. „Es darf im 21. Jahrhundert nicht möglich sein, dass es in so vielen Fußballstadien so starke rassistische Vorurteile gibt“, so Lula. Brasília forderte außerdem die spanischen Regierungs- und Sportbehörden auf, „die Täter zu bestrafen und die Wiederholung solcher Taten zu verhindern“ und verlangte von der FIFA, den spanischen Fußballverband und La Liga, geeignete Maßnahmen zu ergreifen. Die Staatsanwaltschaft von Valencia (Spanien) leitete am Montag eine Untersuchung wegen eines mutmaßlichen Hassverbrechens ein, einen Tag nachdem die spanische Meisterschaft ihre eigenen Ermittlungen angekündigt hatte. Aus Protest blieb die in der Nacht normalerweise hell erleuchtete Statue Cristo Redentor über Rio de Janeiro für eine Stunde komplett im Dunkeln. Auf Twitter sprach Vini über die Geste, die ihm zu Ehren gemacht wurde und betonte, er wolle den Kampf gegen Rassismus sichtbar machen – ein Verbrechen, dem er in Spanien bereits zehnmal zum Opfer fiel.
Prinzip der Extraterritorialität
Unterdessen erklärte der brasilianische Justizminister Flávio Dino am Montag, Brasilien erwäge, im Fall der rassistischen Angriffe auf den Fußballspieler das Prinzip der Extraterritorialität anzuwenden, wenn es der Ansicht sei, dass die spanischen Behörden dies unterließen. „Wir prüfen die Möglichkeit der Anwendung des so genannten Extraterritorialitätsprinzips. Das Strafgesetzbuch sieht vor, dass in einigen Ausnahmesituationen das brasilianische Recht bei Verbrechen gegen Brasilianer auch im Ausland angewandt werden kann“, erklärte der Minister gegenüber Journalisten. Dino stellte klar, dass es jetzt darum gehe, die Möglichkeiten für den Fall zu prüfen, „wenn wir der Meinung sind, dass die spanischen Behörden dies nicht tun“. In einer Nachricht auf seinem Twitter-Account stellte er klar, dass die brasilianische Justiz diesen Grundsatz auf Antrag der Regierung als „extremes Rechtsmittel“ für ein Verbrechen anwenden kann, das ein Brasilianer im Ausland erlitten hat.
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