Die Welt hat im vergangenen Jahr eine Fläche an altem tropischen Regenwald von der Größe der Schweiz verloren. Einer der Gründe dafür war die Abholzung des brasilianischen Amazonasgebiets, die laut einem Bericht von Global Forest Watch unvermindert anhält. Der am Dienstag (27.) vorgestellte Bericht von Global Forest Watch, das vom gemeinnützigen World Resources Institute (WRI) unterstützt wird und sich auf Walddaten stützt, die von der University of Maryland gesammelt wurden, zeigte, dass im Jahr 2022 etwa 41.000 Quadratkilometer tropischer Regenwald verloren gingen. Es war das letzte Jahr der Regierung von Jair Messias Bolsonaro in Brasilien, die für mehr als 40 % aller Verluste verantwortlich war.
Trotz einer kürzlich gemachten globalen Zusage, bis 2030 keine Entwaldung mehr zuzulassen, überstieg der Verlust an Tropenwald im vergangenen Jahr das Niveau von 2021. „Die Zahlen für 2022 sind besonders enttäuschend“, sagte Francis Seymour, ein WRI-Mitarbeiter. „Wir hatten gehofft, in den Daten ein Signal zu sehen, dass wir beim Waldverlust die Kurve kriegen.“ Global Forest Watch bewertete die „Primärwälder“, d. h. ausgewachsene Wälder, die in der jüngeren Vergangenheit nicht gerodet wurden oder nachgewachsen sind. Solche Wälder schützen vor dem Klimawandel, weil sie große Mengen an Kohlendioxid absorbieren. Die Verluste des letzten Jahres in den Tropen setzten etwa 2,7 Gigatonnen Kohlendioxid frei, was den jährlichen Emissionen Indiens aus fossilen Brennstoffen entspricht, so der Bericht.
Indonesien und Malaysia ist es gelungen, den Waldverlust auf einem Rekordtief zu halten und die Abholzung durch Ölpalmenplantagen weiter einzudämmen. Strenge indonesische Maßnahmen wie ein Moratorium für neue Lizenzen in Primärwäldern und Torfgebieten trugen zur Trendwende bei. Andere waldreiche Länder haben sich schwer getan, mit den Fortschritten Asiens Schritt zu halten. Die Demokratische Republik Kongo und Bolivien mussten nach Brasilien die größten Verluste an Tropenwald hinnehmen. Experten zufolge ist in Bolivien vor allem die Rohstofflandwirtschaft für die Entwaldung verantwortlich, da die Regierung die Expansion der Agrarindustrie unterstützt. Bolivien ist eines der wenigen Länder, die sich nicht der Null-Abholzungs-Verpflichtung angeschlossen haben.
Diese Zusage hat jedoch bisher nichts bewirkt. Die Analyse von Global Forest Watch ergab, dass die Entwaldung im Jahr 2022 um mehr als 10.000 Quadratkilometer über dem Wert lag, der erforderlich wäre, um sie bis 2030 zu stoppen. „Wir sind weit vom Weg abgekommen und tendieren in die falsche Richtung“, sagte Rod Taylor, Direktor des globalen Waldprogramms des WRI. Die Welt hat 2022 allerdings 10 % weniger Wald verloren als 2021, da es in den russischen borealen Wäldern weniger Großbrände gab, obwohl das Land im letzten Jahr immer noch 43.000 km² an Baumbestand verloren hat.
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