Ecuador zählt auf unserem Planeten zu den 17 Ländern mit einer sehr großen Artenvielfalt. Ein erheblicher Teil der Flora und Fauna ist endemisch, auch unter den Gliederfüßern. Jedoch ist über diese – wie auch über die Spinnen – wenig bekannt. Und das in einer Gegend Ecuadors, deren Natur stark bedroht ist. Einige Regionen wie die Anden haben 70 Prozent ihrer ursprünglichen natürlichen Vegetation verloren. Kürzlich wurde, so die Studie, die Spinnenfauna Südamerikas auf 8302 Arten geschätzt, wobei 99 Prozent der Vogelspinnen-Arten nirgendwo sonst auf der Erde vorkommen. In Südamerika ist die Familie der Vogelspinnen (Theraphosidae) mit 395 registrierten Arten bei weitem die vielfältigste Familie. In den vergangen 20 Jahren hat die Forschungsgruppe um die Erstautorin der Studie, Nadine Dupérré, Sammlungsmanagerin im Museum der Natur Hamburg des Leibniz-Instituts zur Analyse des Biodiversitätswandels (LIB), und Dr. Danilo Harms, LIB-Sektionsleiter Spinnentiere und Tausendfüßer, verschiedene Expeditionen in Ecuador durchgeführt. Mit ihrem Team aus internationalen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern untersucht Nadine Dupérré die unterschiedlichen Lebensräume: die Küstenregion, die Anden und das Amazonasgebiet: „Es geht darum, die unbekannte Artenvielfalt der Spinnen Ecuadors zu entdecken und zu beschreiben, bevor sie verloren geht. Mit unserer Forschung schließen wir Lücken in der Evolutionsgeschichte des Lebens und erweitern unser Wissen über die biologische Vielfalt. Damit schaffen wir eine Grundlage für künftige Schutzbemühungen.
Seit 2015 liegt der Fokus des Forschungsteams auf einer Gruppe von Vogelspinnen aus der Familie Dipluridae, Gattung Linothele. Diese recht großen Spinnentiere, einige die über drei Zentimetern messen, bauen auffällige Netze, um ihre Beute zu fangen. Ihre Färbung ist auffällig und teilweise golden bis kupferfarben. Um die Arten zu erkennen und zu unterscheiden, hat die Forschungsgruppe für die Studie eine detaillierte vergleichende Morphologie der weiblichen und männlichen Genitalien mit Bildern und Illustrationen sowie einem Rasterelektronenmikroskop vorgenommen. Neben Fotos der lebenden Tiere nutzte das Team außerdem naturkundliche Beobachtungen der Lebensraumpräferenzen und Verbreitungsmuster. Im nächsten Schritt wollen die Forschenden weitere Wissenslücken schließen, indem sie Spinnenexemplare in abgelegenen Regionen sammeln, zu denen sie bisher keinen Zugang hatten. Auf diese Weise können sie feststellen, ob die Artengruppe noch vielfältiger ist, als bisher angenommen. Ein weiteres Ziel ist, das Verbreitungsmuster der verschiedenen Arten genau zu bestimmen. Außerdem wollen sie anhand von DNA-Sequenzen die Evolution der Gruppe im Detail untersuchen und die evolutionären Beziehungen zwischen den verschiedenen Arten der Gruppe darstellen.
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