Brasilien hatte im Juni eine Deflation von 0,08 Prozent. Dies gab das brasilianische Institut für Geographie und Statistik (IBGE) am Dienstag (11) bekannt. Mit dieser Zahl liegt die kumulierte Inflation des Verbraucherpreisindex „Índice Nacional de Preços ao Consumidor Amplo“ (IPCA) in 12 Monaten bei 3,16 %. Zusätzlich zu der starken Verlangsamung, die in den offiziellen Zahlen zu beobachten ist – es sei daran erinnert, dass der 12-Monats-IPCA vor einem Jahr mit 11,89% viel höher lag -, sind die eigenen Erwartungen des Finanzmarktes für die brasilianische Inflation im Jahr 2023 seit Monaten rückläufig. Laut dem Focus Bulletin, einem Bericht der brasilianischen Zentralbank (BC), in dem die Prognosen der Ökonomen für die wichtigsten Wirtschaftsindikatoren des Landes zusammengefasst sind, dürfte der IPCA in diesem Jahr bei einem Höchststand von 4,95 % enden. Dies war der achte Rückgang des Medians der von Focus ermittelten Projektionen in Folge, und wenn sich die Erwartungen erfüllen, wird die Inflation Ende 2023 sehr nahe am Ziel der Zentralbank von 3,25 % liegen – und möglicherweise zwischen 1,75 % und 4,75 % schwanken. Der Rückgang des offiziellen Inflationsindexes im Juni wird als Druckmittel für den geldpolitischen Ausschuss (Copom) der Zentralbank (BC) gesehen, um ab August einen Zyklus von Senkungen des Basiszinssatzes, des Selic, einzuleiten. Die Gruppen Lebensmittel und Getränke sowie Verkehr trugen im vergangenen Monat am meisten zum Preisrückgang bei.
Brasilien hat seinen Prozess der Zinserhöhungen früher als der Rest der Welt eingeleitet und ist daher in der Lage, die Inflation näher an das Ziel heranzuführen, während andere Länder noch mit einem größeren Preisdruck konfrontiert sind. Der Rückgang der Inflation im vergangenen Jahr war größtenteils auf die Senkung der Kraftstoffpreise zurückzuführen, doch dürfte die Wiedereinführung der Besteuerung im Juli durch den Rückgang des Ölpreises im Ausland ausgeglichen werden. Es ist kein interner oder externer Faktor auf dem Radar, der die Preise bis zum Jahresende stark ansteigen lassen könnte, was die Inflation in der Nähe des Ziels der Zentralbank halten dürfte. Der finanzpolitische Rahmen bringt mehr Ruhe in den Markt und trägt dazu bei, die Inflationserwartungen zu verankern, da er auf eine bessere Kontrolle der Bundesausgaben hindeutet. Der Dollar erlebt in Brasilien und weltweit eine Phase der Abwertung, was ebenfalls dazu beiträgt, die Preise im Land unter Kontrolle zu halten.
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