Am 9 Juni haben die kolumbianische Regierung und die ELN-Guerilla (Ejército de Liberación Nacional) in Havanna, Cuba die „erste Vereinbarung von Cuba“ unterzeichnet und damit einen Prozess für die Einbeziehung der Gesellschaft in den Aufbau von Frieden vereinbart. Heute fand in Bogotá die offizielle Eröffnung dieses Prozesses zur Einbeziehung der Gesellschaft statt. Gleichzeitig haben die Regierung und die ELN eine Waffenruhe für die nächsten 180 Tage vereinbart. Kolumbien ist seit über 60 Jahren geprägt von Gewalt und Krieg. 2016 wurde der Friedensvertrag mit der FARC-Guerilla unterzeichnet und die Mitglieder der damals größten Guerilla Organisation haben sich entwaffnet. Die ELN ist die derzeit größte aktive Guerilla Gruppe in Kolumbien. Jetzt besteht ein Hoffnungsschimmer, dass auch ein Frieden mit der ELN geschlossen werden kann. „Kolumbien ist ein Land der Schönheit, gleichzeitig aber auch ein Land des Blutes“ nach über 60 Jahren bewaffneter Konflikt, so Präsident Gustavo Petro, „aber jetzt sind wir bereit den Konflikt zu lösen“. Bis dahin ist es jedoch noch ein weiter Weg. Neben der ELN gibt es noch viele weitere bewaffnete Gruppen, neben Dissidenten der FARC-Guerilla, sind aus den ehemaligen Paramilitärs viele bewaffnete Gruppen entstanden. Präsident Gustavo Petro will einen „Paz total“, einen totalen Frieden mit allen bewaffneten Gruppen abschließen.
Tobias Merckle, der Gründer von Seehaus e.V. und der Hoffnungsträger Stiftung (beide Leonberg), nahm an der Friedensveranstaltung teil und arbeitet mit der Partnerorganisation Prison Fellowship Kolumbien zusammen, um zu dem Friedensprozess beizutragen. Die Hoffnungsträger Stiftung unterstützt Prison Fellowship bei Programmen für Gefangene, Familien von Gefangenen, Opfern und im Versöhnungsprozess. So wurde gemeinsam das Programm „Dörfer der Versöhnung“ entwickelt. Dabei nehmen ehemalige Guerilla-Mitglieder, Paramilitärs und Armeeangehörige gemeinsam mit Opfern des Konflikts an dem Programm „Opfer und Täter im Gespräch“ teil und arbeiten dann gemeinsam, um zerstörte Infrastrukur wie Schulen, Kirchen, Brücken wieder aufzubauen oder Häuser der Erinnerung für die Ermordeten und Vermißten zu schaffen. Das Programm wurde inzwischen in 17 Kommunen durchgeführt. Über 2500 Opfer und 1100 Täter haben daran teilgenommen.
Im Rahmen des angestrebten totalen Friedens ist Merckle und Prison Fellowship Kolumbien mit den im Itagüi Gefängnis einsitzenden Bandenchefs der Region Medellin im Gespräch, um ein Diplom in Restorative Justice für diese anzubieten. Bei Restorative Justice steht die Opferperspektive und Wiedergutmachung im Mittelpunkt und arbeiten im Idealfall Opfer, Täter und Gesellschaft zusammen, um die Wunden bei den Opfern so gut wie möglich zu heilen. Die Bandenchefs werden darauf vorbereitet, ihre Schuld vollumfänglich einzugestehen, Verantwortung für ihre Taten zu übernehmen und Opferempathie zu erlernen. Parallel dazu werden Opfer des bewaffneten Konflikts vorbereitet und begleitet. Im Anschluss kommt es zu direkten Treffen und Aussprache zwischen Opfern und Tätern und Wiedergutmachungsleistungen werden durchgeführt.
Dies soll dazu beitragen, den Friedensprozess mit den bewaffneten Banden vorzubereiten und so zum totalen Frieden in Kolumbien beizutragen.
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