Im südamerikanischen Land Argentinien zeigen sich immer mehr die Schattenseiten und das Scheitern einer populistischen Wirtschaftspolitik, mit der man sich wie im von einer Dauerkrise gebeutelten Venezuela die Gunst des Volkes vor allem in den ärmeren Regionen gesichert hat. Die Wirtschaft Argentiniens wird seit Jahren nur von permanenten Krediten in Milliardenhöhe am Leben gehalten und zahlreiche Menschen, deren Arbeitsplätze und Löhne durch die wirtschaftliche Malaise und die grassierende Inflation in Mitleidenschaft gezogen wurden, standen am Montag (7.) in den Kirchen Schlange, um den Heiligen Cayetano, den Schutzpatron des Brotes und der Arbeit, um Arbeit zu bitten. Die Verzweifelten klagten, dass die Politiker nicht genug tun, um ihnen zu helfen. In Argentinien, in dem die Arbeitslosigkeit im ersten Quartal auf 6,9 % gestiegen ist und die jährliche Inflation bei über 100 Prozent liegt, finden am Sonntag (13.) Vorwahlen statt, bei denen die konservative Opposition voraussichtlich die regierende peronistische Koalition übertrumpfen wird.
Argentinien wird dem Internationalen Währungsfonds (IWF) die an diesem Freitag (11.) fälligen Schulden in Höhe von 765 Millionen US-Dollar mit Mitteln aus einem Darlehen von Katar (Qatar) in Form von Sonderziehungsrechten (SZR), bezahlen, teilte die Regierung mit. Das Sonderziehungsrecht ist ein 1969 vom Internationalen Währungsfonds (IWF) eingeführtes Reserveguthaben, ein Anspruch auf frei verwendbare Währungen der IWF-Mitglieder und ist jedoch entgegen landläufiger Meinung weder eine Währung noch eine Forderung an den IWF. Dieses Darlehen ist Teil des Fazilitätsabkommens, das Wirtschaftsminister Sergio Massa mit Katar ausgehandelt hat und aus dem Doha Argentinien 580 Millionen SZR leiht, was 775 Millionen US-Dollar entspricht.
In der Vereinbarung ist festgelegt, dass das Darlehen zu dem für SZR geltenden variablen Zinssatz des IWF, derzeit 4,033 % pro Jahr, gewährt wird, ohne dass Katar einen zusätzlichen Aufschlag oder eine Provision erhält. Ferner wird darauf hingewiesen, dass der Zweck des Abkommens darin besteht, die Zahlung der am Freitag fälligen argentinischen Schulden beim Fonds für Gebühren und Aufschläge zu finanzieren. Es wird auch darauf hingewiesen, dass dieses Darlehen mit der IWF-Auszahlung zurückgezahlt werden soll, sobald das Exekutivdirektorium des IWF die fünfte und sechste Revision des Abkommens mit Argentinien genehmigt hat, was für die zweite Hälfte dieses Monats vorgesehen ist.
„Argentinien zahlt aufgrund der Vereinbarung zwischen Massa und Katar, ohne seine Reserven zu nutzen. Es ist das erste Mal in der Geschichte, dass Katar eine Kreditoperation mit Argentinien durchführt“, erklärten Quellen im Finanzministerium. Die Regierung hat ihrerseits bereits ein Dekret erlassen, das in den nächsten Stunden veröffentlicht werden soll und in dem die Mustervereinbarung zwischen Argentinien und Katar genehmigt wird. Ferner wird betont, dass „Argentinien nach Abschluss dieser Überprüfungen Zugang zu etwa 7,5 Milliarden US-Dollar haben wird“.
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