Als 2016 die Olympischen Spiele für behinderte Sportler in Rio stattfanden, blickte die Welt auf das Land. Bis dahin hatte Brasilien im Umgang mit behinderten Menschen stets einen zwiespältigen Ruf. Ursächlich waren die deutlichen Unterschiede zwischen Theorie und Praxis.
Menschen mit Handicap kommen am Zuckerhut häufig zu kurz
Brasilien hat im weltweiten Vergleich eine der besten Gesetzgebungen, wenn es um behinderte Menschen geht. Doch zwischen dem geschriebenen Wort und der Praxis gibt es deutliche Unterschiede. So mangelt es vielerorts nicht nur an behindertengerechter Infrastruktur, sondern auch an Arbeitsmöglichkeiten. Vor allem in den Favelas fehlen häufig Barrierefreiheit und der Zugang zur medizinischen Versorgung. Auch an Rollstühlen oder Prothesen mangelt es. In den Großstädten ist der Kontrast weniger sichtbar.
Vor allem an den touristischen Hotspots wird viel für die Barrierefreiheit der internationalen Besucher getan. Das geht nicht nur in Rio de Janeiro, sondern auch in São Paulo. Mittlerweile wurden sogar die meisten Stadtbusse der Metropolen so umgerüstet, dass damit problemlos Menschen mit ihren Rollstühlen fahren können.
Pragmatische Lösungen für mehr Bewegungsfreiheit, auch zu Hause
Das Krankenkassensystem in Brasilien unterscheidet sich deutlich zu dem in Deutschland. Neben einer grundsätzlichen Zahlung pro Monat müssen Brasilianer auch anteilig Kosten für Arztbesuche oder Untersuchungen übernehmen. Häufig gibt es anfangs eine sogenannte Karenzzeit für kostspielige Untersuchungen, chirurgische Eingriffe und andere Behandlungen.
Auch Zuschüsse für Hilfsmittel erhalten vor allem Menschen mit Handicap nur bedingt. Wer etwa zu Hause einen Treppenlift als Mobilitätshilfe integrieren möchte, muss ihn oftmals aus eigener Tasche bezahlen oder lange Wartezeiten für die (anteilige) Bewilligung in Kauf nehmen. Während es in Deutschland Zuschüsse durch Krankenkassen von 4.000 Euro und mehr geben kann, ist die Bezuschussung in Brasilien deutlich schwieriger. Hier müssen die Betroffenen schon gute Gründe und bestenfalls bisher wenig verursachte Kosten vorbringen, um in den Genuss eines Zuschuss zukommen.
Was kostet ein Treppenlift? Abhängig von der Ausführung und dem Bedienungskomfort kann ein Treppenlift zwischen ca. 4.000 und mehr als 10.000 Euro kosten. In Brasilien können die Preise abweichen. Viele Hersteller importieren ihrer Lifte nämlich aus anderen Ländern, sodass mögliche Transport- und Zollkosten noch hinzukommen. Günstiger sind lokale Anbieter für Treppenlifte, die es jedoch vor allem in den ländlichen Regionen unterrepräsentiert gibt.
Auffällig ist gerade in Brasilien nicht die Anschaffung selbst, sondern vielmehr die Wartung. Durch das warme teilweise feucht-heiße Klima werden die Komponenten deutlich stärker beansprucht als etwa in Deutschland. Eine regelmäßige Wartung durch Profis ist für eine optimale Funktionsweise deshalb unerlässlich. Doch gerade dieser Service können sich viele Brasilianer nicht leisten. Durch die vielerorts geringen Einkommen (vor allem in den Favelas) und dem unsteten Stromnetz in vielen Regionen fällt die Treppenlift-Installation deutlich schwerer.
Sparmöglichkeiten bietet die Installation eines Treppenlifts aus zweiter Hand. Gebrauchte Modelle sind häufig bis zu 50 Prozent und mehr günstiger. Um die vielerorts auftretenden Schwankungen im Stromnetz zu überbrücken, kann der Treppenlift auch mit einer manuellen Bedienung für den Notfall ausgestattet werden. So wird sichergestellt, dass ohne Strom zuvor niemand mitten auf seiner Reise nach oben oder unten auf dem Stuhl sitzen bleiben muss. Durch das manuelle Bewegen der Zugbänder können die Treppenliftbenutzer zumindest sicher an ihr Ziel gelangen.
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