Die globalen Waldschutzziele sind in ernster Gefahr. Das belegen alarmierende Daten aus zwei soeben veröffentlichten Studien. Sie zeigen, dass die Anstrengungen bei den Schutz- und Wiederherstellungsplänen mit Zeithorizont 2030 bei Weitem nicht ausreichen. Tropenwälder aber auch unsere Wälder in Deutschland sind dabei, sich von Kohlenstoffsenken in Quellen zu verwandeln. Doch der WWF-Bericht „Forest Pathways 2023“ zeigt auf, dass es immer noch möglich wäre, diesen Trend umzukehren, wenn Politik und Unternehmen ohne weiteres Zögern handeln.
„Die Entwaldung schreitet voran, anstatt deutlich zurückzugehen, und die Konsequenzen könnten unumkehrbar sein. Jetzt ist ein kritischer Punkt erreicht: Wir brauchen keine neuen Bekenntnisse zum Walderhalt. Wir brauchen kompromisslosen Ehrgeiz, Schnelligkeit und Verantwortlichkeit, um die gesetzten Ziele zu erreichen“, sagt Dr. Susanne Winter, Programmleitung Wald beim WWF Deutschland.
Daten aus dem „Forest Declaration Assessment“ zeigen, dass die Entwaldung 6,6 Millionen Hektar im Jahr 2022 erreichte, wobei der Verlust an primärem Tropenwald bei 4,1 Millionen Hektar lag. Damit wichen die Entwaldungsraten um 21 und 33 Prozent von dem für 2022 festgelegte Jahresziel ab, um die Entwaldung schrittweise bis 2030 zu stoppen. Dabei finden 96 Prozent der weltweiten Entwaldung in tropischen Regionen statt. Nur in den asiatischen Tropengebieten gelingt es, Zwischenziele zum Stopp der Entwaldung nahezu einzuhalten.
Der WWF warnt davor, dass Wälder sich zunehmend von einer Kohlenstoffsenke zur Quelle wandeln als Folge des Waldverlustes, der randlichen Austrocknung und der zunehmend extremen Witterungsereignisse. Die weiter voranschreitende Abholzung und Schädigung der Wälder in den drei größten Tropenwaldregionen der Erde, dem Amazonas, dem Kongobecken und in Südostasien, führt zu einer globalen Klimakatastrophe. Ohne Amazonas- und Kongo-Wälder würden die tropischen Monsunsysteme zusammenbrechen. Damit wäre die globale Ernährungssicherheit weiter gefährdet.
Weltweit werden mindestens 100-mal mehr öffentliche Mittel für umweltschädliche Subventionen verwendet als für die Finanzierung von Wäldern, ermittelt der Forest Pathways-Bericht des WWF. Das Forest Declaration Assessment weist darauf hin, dass global jedes Jahr nur 2,2 Milliarden US-Dollar an öffentlichen Geldern in Wälder fließen – ein verschwindend geringer Anteil im Vergleich zu anderen globalen Investitionen. Indigene Völker und lokale Gemeinschaften erhalten nur einen kleinen Bruchteil der Finanzmittel, die sie benötigen, um ihre Rechte zu sichern und ihre Gebiete effektiv zu verwalten. Dabei ist wissenschaftlich belegt, dass dort, wo tropische Wälder unter ihrer Obhut stehen, die Wälder besser geschützt sind und Abholzung und Schädigung geringer sind.
Um die globalen Waldschutzziele für 2030 noch erreichen zu können, priorisiert der WWF die folgenden im Forest Pathways-Bericht beschriebenen Maßnahmen:
Beendigung waldschädigender Investitionen und Subventionen wie Agrarsubventionen, die für den Verlust von 2,2 Millionen Hektar Wald pro Jahr verantwortlich sind
Reform globaler Handelsregeln, die Wäldern schaden, Ausschluss von waldschädigenden Rohstoffen aus den globalen Lieferketten und Beseitigung von Hindernissen für waldfreundliche Waren
Beschleunigte Anerkennung von Landrechten für indigene Völker
Übergang zu einer Land- und Forstwirtschaft, die sich an planetaren Grenzen der Waldökosysteme ausrichtet und weitere Waldzerstörung verhindert.
„Die globale Waldzerstörung schreitet zügig voran, mit verheerenden Folgen. Mit weniger Waldfläche und -qualität ist es unmöglich, die Klima- und Biodiversitätskrise zu bewältigen. Seit der Glasgow-Erklärung zum Stopp der weltweiten Entwaldung vor zwei Jahren ist eine Tropenwaldfläche der Größe Dänemarks verloren gegangen. Ein weiteres Zögern können wir uns nicht mehr leisten – Regierungen, Banken, Investoren und Unternehmen müssen sich ihrer Verantwortung stellen, um uns global zurück auf den richtigen Pfad zu bringen.“ sagt Dr. Susanne Winter.
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