Neue Analysen verdeutlichen die größere Vielfalt an Cannabisprodukten

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Paraguay ist der größte Produzent von Marihuana in Südamerika (Foto: EMCDDA)
Datum: 16. November 2023
Uhrzeit: 11:34 Uhr
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Autor: Redaktion
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Paraguay ist der größte Produzent von Marihuana in Südamerika und versorgt Brasilien, Argentinien, Chile und Uruguay mit in Ziegelform gepresstem Cannabis. Der illegale Marihuanaanbau ist im südamerikanischen Binnenstaat das tägliche Brot vieler Bauern, die in Armut leben und sich gezwungen sehen, Marihuana für die Drogenhändler zu produzieren. Cannabisprodukte werden immer stärker und vielfältiger, und die Zusammenarbeit zwischen kriminellen Gruppen schafft neue Sicherheitsrisiken in Europa. Dies sind einige der Schlussfolgerungen einer neuen Analyse – EU-Drogenmarkt: Cannabis – die am Donnerstag (16.) von der EBDD (Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht) und Europol veröffentlicht wurde. Die Analyse beschreibt den illegalen europäischen Markt für Cannabisprodukte, von der Herstellung über den Handel bis hin zum Vertrieb und Konsum. Sie beschreibt auch die Prozesse, Materialien und kriminellen Akteure, die an den verschiedenen Phasen und Ebenen des Marktes beteiligt sind.

Mit einem geschätzten Wert von mindestens 11,4 Milliarden Euro jährlich ist der Cannabismarkt der größte Drogenmarkt in Europa. Jüngsten Schätzungen zufolge haben etwa 22,6 Millionen Erwachsene in der EU (15-64 Jahre) im letzten Jahr Cannabis konsumiert. Im Jahr 2021 erreichten die beschlagnahmten Mengen an Cannabiskraut und Cannabisharz in der EU mit 256 Tonnen bzw. 816 Tonnen den höchsten Stand seit einem Jahrzehnt. Außerdem wurden über 4,3 Millionen Cannabispflanzen beschlagnahmt. Der größte Teil des in der EU gefundenen Cannabiskrauts wird offenbar lokal angebaut. Die westliche Balkanregion ist nach wie vor eine Quelle, wenn auch in geringerem Maße als in der Vergangenheit. Einige Cannabisprodukte, einschließlich Cannabiskraut, werden jetzt aus Nordamerika in die EU geschmuggelt. Bei Cannabisharz ist Marokko nach wie vor der größte Lieferant für Europa, aber es gibt Anzeichen dafür, dass die Produktion in der EU zunehmen könnte. Jüngste Daten zeigen, dass die Stärke von Cannabisprodukten erheblich zunimmt. Die durchschnittliche Stärke von Cannabiskraut in der EU ist zwischen 2011 und 2021 um etwa 57 % gestiegen, während die durchschnittliche Stärke von Cannabisharz im gleichen Zeitraum um fast 200 % zugenommen hat, was zusätzliche gesundheitliche Bedenken bei den Konsumenten hervorruft.

Cannabis-Konsumgüter: zunehmend wirksam und vielfältig

Während Cannabiskraut und -harz den Markt nach wie vor dominieren, werden die Cannabisprodukte in Europa immer vielfältiger und umfassen eine Reihe von natürlichen, halbsynthetischen und synthetischen Cannabinoiden, die in vielen verschiedenen Formen erhältlich sind. Dazu gehören Öl, eine Reihe anderer hochwirksamer Extrakte, die als „Konzentrate“ bekannt sind, Vaping-Produkte und Esswaren. Auf dem Einzelhandelsmarkt werden zunehmend kommerzielle Marketingstrategien sowohl offline als auch online eingesetzt, um Produkte zu bewerben und zu verkaufen. Einige dieser Produkte stellen aufgrund ihrer Potenz, die oft mehr als 90 % Delta-9-THC enthält, ein hohes Gesundheitsrisiko für die Konsumenten dar. Andere können gefährliche synthetische Cannabinoide enthalten. Darüber hinaus sind in den letzten Jahren mehrere halbsynthetische Cannabinoide (z. B. Delta-8-THC, HHC) aufgetaucht, was die Notwendigkeit einer genauen Überwachung unterstreicht.

Ein attraktiver Markt für die schwere und organisierte Kriminalität

Am Cannabishandel in Europa ist ein breites Spektrum von Netzwerken beteiligt, das sowohl EU- als auch Nicht-EU-Kriminelle umfasst. Diese Netze arbeiten in hohem Maße zusammen, insbesondere auf der Großhandelsebene, teilen Ressourcen, bilden Partnerschaften und bieten Dienstleistungen von der Produktion bis zum Vertrieb an. Einige kriminelle Netze fungieren als Dienstleister für Cannabishändler. Beispiele hierfür sind Netzwerke, die sich auf die Lieferung von Booten an Cannabisharzhändler spezialisiert haben, während andere Drohnen und Hubschrauber zur Verfügung stellen. Auch die Methoden des Cannabisschmuggels haben sich diversifiziert, was zeigt, wie anpassungsfähig und opportunistisch Kriminelle sein können. Neben den traditionellen Transportmitteln wurden beispielsweise kürzlich bei Ermittlungen unbemannte Halbtaucherschiffe beschlagnahmt. Der boomende Cannabishandel bleibt nicht ohne Folgen, denn er wird mit gewalttätigen Auseinandersetzungen in mehreren EU-Ländern in Verbindung gebracht. Die mit dem Cannabismarkt verbundene Korruption trägt ebenfalls dazu bei, die Rechtsstaatlichkeit, die Sicherheit und die Regierungsführung zu untergraben.

Umweltauswirkungen – der Kohlenstoff-Fußabdruck des Cannabisanbaus

In der heutigen Analyse werden die Umweltauswirkungen der illegalen Cannabisproduktion aufgrund des hohen Wasser- und Energieverbrauchs und der chemischen Verschmutzung als „erheblich“ bezeichnet. So verbraucht beispielsweise eine Cannabis-Indoor-Anlage mit 500 Pflanzen potenziell zwischen 1,6 und 2 Millionen Liter Wasser pro Jahr. Der Energieverbrauch macht den größten Teil der Kohlendioxidemissionen im Produktionsprozess aus, insbesondere bei Cannabis, das in Innenräumen angebaut wird. Ein Großteil des Stroms, der in der EU für den Cannabisanbau in Innenräumen verwendet wird, wird gestohlen. Der Kohlendioxid-Fußabdruck des Indoor-Anbaus ist beeindruckend: Er ist schätzungsweise 16- bis 100-mal höher als der des Outdoor-Anbaus.

Cannabispolitische Entwicklungen auf einem komplexen Markt

Weltweit und in einigen EU-Ländern gibt es eine anhaltende politische Debatte über den Cannabismarkt, wobei sich die Ansätze für die Regulierung und Kontrolle der Droge mehrfach geändert haben. Derzeit haben fünf EU-Mitgliedstaaten (Deutschland, Luxemburg, Malta, die Niederlande und die Tschechische Republik) neue Konzepte zur Regulierung des Angebots von Cannabis für den Freizeitkonsum eingeführt oder planen deren Einführung. Auch die Schweiz hat Anfang 2023 mit der Erprobung des legalen Cannabisverkaufs begonnen. Diese Änderungen machen deutlich, dass in die Überwachung und Bewertung investiert werden muss, um die Auswirkungen auf die öffentliche Gesundheit und Sicherheit vollständig zu verstehen.

Umgang mit aktuellen Bedrohungen und Verbesserung der Abwehrbereitschaft

Die heutigen Ergebnisse stützen sich auf Daten und Informationen aus dem Drogenüberwachungssystem der EBDD und aus den operativen Informationen von Europol über schwere und organisierte Kriminalität. Auf der Grundlage einer Bedrohungsanalyse zeigen die Agenturen die wichtigsten Bereiche auf, in denen auf EU-Ebene und in den Mitgliedstaaten gehandelt werden muss, um auf die Entwicklungen auf dem illegalen Cannabismarkt zu reagieren. Dazu gehören die Verbesserung des strategischen Informationsbildes, die verstärkte Überwachung der Wirkstärke und neu auftretender Gesundheitsrisiken, Investitionen in den Aufbau von Kapazitäten, die Förderung technologischer Innovationen und die Stärkung der Politik, der öffentlichen Gesundheit und der Sicherheit, einschließlich der Reaktion auf Umweltrisiken.

EBDD-Direktor Alexis Goosdeel erklärt: „Cannabis spaltet nach wie vor die öffentliche Meinung und ist nach wie vor Gegenstand europäischer und internationaler Debatten. Die heutige Analyse befasst sich mit den Elementen, die erforderlich sind, um eine evidenzbasierte Politikgestaltung und Vorsorge in diesem komplexen Bereich zu unterstützen, in dem sich der Anwendungsbereich der Cannabispolitik ausweitet und die Produkte immer stärker und vielfältiger werden. Unsere neuen Erkenntnisse kommen zu einer Zeit, in der sich die Entscheidungsträger mit einer Vielzahl von Herausforderungen auseinandersetzen müssen, die der größte illegale Drogenmarkt in Europa mit sich bringt, angefangen bei der großen CO2-Belastung durch den Cannabisanbau bis hin zu Gesundheitsschäden, Korruption und Gewalt auf unseren Straßen“.

Die Exekutivdirektorin von Europol, Catherine De Bolle, erklärt: „Kokainbeschlagnahmungen mögen die Schlagzeilen beherrschen, aber der Handel mit Cannabis ist eine ebenso große Bedrohung. Mit dem Cannabishandel werden jährlich schwindelerregende 11,4 Milliarden Euro erwirtschaftet, was immer noch ein geschätzter Mindestwert für den Markt ist. Abgesehen von den Auswirkungen auf die öffentliche Gesundheit haben die beträchtlichen illegalen Einnahmen, die kriminelle Netze aus dem Cannabishandel erzielen, schwerwiegende Folgen: Kriminelle gehen zunehmend zu extremer Gewalt über, um ihre kriminellen Ziele zu erreichen, und verwenden diese Einnahmen zur Finanzierung anderer krimineller Aktivitäten und zur Unterwanderung von Wirtschaft und Gesellschaft. Dies ist nur einer der Gründe, warum unser Kampf gegen kriminelle Netze, die in den Cannabishandel verwickelt sind, Hand in Hand mit Bemühungen gehen sollte, die damit verbundenen gesellschaftlichen Schäden zu mindern“.

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