Lepra in Brasilien: Anstieg der Fälle bei älteren Menschen

Zwischen 2013 und 2022 wurde in Brasilien bei 316.182 Menschen Lepra diagnostiziert. Davon waren 254.918 neue Fälle der Krankheit, wie aus den diese Woche veröffentlichten Daten des Gesundheitsministeriums hervorgeht. Fast 53,9 Prozent (137.379) der diagnostizierten Personen waren zwischen 30 und 59 Jahre alt; 24,6 Prozent (62.693) waren 60 Jahre oder älter; 15,3 Prozent (38.899) zwischen 15 und 29 Jahre alt und 6,3 Prozent (15.947) waren unter 15 Jahre alt. In diesen 10 Jahren gab es einen 30-prozentigen Anstieg der Fälle bei älteren Menschen (über 60) und einen 44-prozentigen Rückgang der neuen Leprafälle bei Kindern und Jugendlichen unter 15 Jahren. Lepra ist eine Krankheit, die durch Bakterien verursacht und über die Atemwege übertragen wird. Wie sie sich im Körper entwickelt, hängt von der Immunität des Einzelnen ab. Die Diagnose wird in der Regel von einem Spezialisten für Infektionskrankheiten oder einem Dermatologen gestellt.

Der Präsident der Brasilianischen Lepra-Gesellschaft, der Dermatologe und Lepra-Spezialist Marco Frade, erläutert die Hauptrisiken der Krankheit. „Wenn sie unbehandelt bleibt, können sich die Symptome verschlimmern und zu körperlichen Behinderungen führen, da die Krankheit auch die motorischen Nerven betreffen kann. Es fällt schwer, Dinge zu halten, Besteck zu halten und sogar die Augen zu öffnen und zu schließen. Wir müssen in die Information und Ausbildung der Angehörigen der Gesundheitsberufe investieren, damit sie Lepra schnell erkennen können“, sagt er. Eines der auffälligsten Symptome der Krankheit sind die Flecken auf der Haut, aber der Arzt betont, dass es möglich ist, ein ganzes Leben lang ohne diese Flecken auszukommen, und das ist die große Herausforderung bei der Diagnose. „Die Krankheit ist oft schwer zu diagnostizieren, weil es an Informationen mangelt. In der Werbung wird viel über die Hautflecken gesprochen, aber unter der Haut, in den peripheren Nerven, kann die Krankheit schon seit vielen Jahren bestehen. Es gibt Fälle, die bis zu 30 Jahre alt sind“, unterstreicht er.

So erging es auch der Aktivistin Francilene Mesquita, die im Alter von 29 Jahren erfuhr, dass sie Lepra hatte, nachdem sie mehrere Ärzte aufgesucht hatte. Sie spürte ein Taubheitsgefühl in den Nerven ihrer Arme und Beine und hatte Schwierigkeiten bei der Arbeit, aber sie konnte keine Flecken sehen. „Die Suche nach einer Diagnose begann, weil ich anfing, im Haus meines Arbeitgebers, bei dem ich als Tagelöhnerin arbeitete, Dinge umzustoßen. Ich wusste nicht einmal, was es war, und der Arzt bei der UPA (eine Art Gesundheitszentrum , das in mehreren Städten Brasiliens installiert ist) hatte nicht einmal einen Verdacht. Bis 2006, als ein Rheumatologe mich anders beurteilte, meine Nerven in Armen und Beinen abtastete und mich an einen Dermatologen überwies“, sagt sie. Francilene fragte sich zunächst, warum sie einen Dermatologen aufsuchen sollte, wenn sie Schmerzen hatte, und in diesem Moment begannen überall an ihrem Körper Knoten aufzutreten, aber sie sagte, sie könne sich nicht vorstellen, was das sein könnte. Nachdem sie ein Jahr lang behandelt worden war, wurde auch bei ihrer Tochter im Teenageralter die Diagnose gestellt. Im selben Jahr traten bei der Aktivistin Symptome einer Lepra-Reaktivierung auf, d. h. die Symptome kehren zurück. Sie bekam wieder Knoten auf der Haut, Fieber und Unwohlsein. Sie musste sich sieben Jahre lang einer weiteren Behandlung unterziehen, um die Symptome loszuwerden.

Regionen

Im Jahr 2022 lag die Entdeckungsrate in Brasilien bei 9,67 neuen Fällen pro 100.000 Einwohner, aber die Erhebung liefert auch Zahlen für die Regionen des Landes. Das Zentrum-West führt die Rangliste mit einer Rate an, die von „sehr hoch“ bis „hyperendemisch“ reicht. Den stärksten Rückgang verzeichnete der Norden, wo die Zahl der Neuerkrankungen pro 100.000 Einwohner von 35,89 im Jahr 2013 auf 18,53 im Jahr 2022 sank – ein Rückgang um 48,4 Prozent. Mato Grosso und Tocantins waren die Bundesstaaten mit den höchsten Entdeckungsraten: 66,20 bzw. 50,88, während Rio Grande do Sul mit einer Rate von 0,81 neuen Fällen pro 100.000 Einwohner eine geringe Endemizität aufwies.

In diesem Jahr werden rund 55 Millionen Reais in die Prävention und Behandlung der Lepra in Brasilien investiert. Der größte Teil der Mittel, nämlich 50 Millionen Reais, wird direkt an 955 Gemeinden/Verwaltungsbezirke weitergeleitet, die mit mehr als 10 Fällen pro 100.000 Einwohner als hoch endemisch eingestuft sind. Die Maßnahme ist Teil der Strategie des interministeriellen Ausschusses des Gesundheitsministeriums für die Ausrottung von Tuberkulose und anderen sozial bedingten Krankheiten (Ciedds).

1 US-Dollar entspricht 4,96 Reais