Die venezolanische Oppositionsführerin Maria Corina Machado hat am Freitag (22.) Corina Yoris als ihre Nachfolgerin benannt. Sie soll bei den Präsidentschaftswahlen im Juli gegen Diktator Nicolas Maduro antreten, nachdem zwei enge Mitarbeiter Machados verhaftet worden waren. Da die venezolanische Opposition unter dem Druck steht, einen Kandidaten auszuwählen, der seine Kandidatur vor dem Stichtag am 25. März beim Nationalen Wahlrat anmelden kann, bedeutet die Entscheidung für die 80-jährige Historikerin Yoris praktisch das Ende von Machados Präsidentschaftsambitionen.
Die 56-jährige Ingenieurin Machado wurde im Januar vom obersten Gericht des Landes mit dem Verbot belegt, ein öffentliches Amt zu bekleiden – selbst nachdem sie bei den Vorwahlen der Opposition im vergangenen Oktober mit 93 % der Stimmen einen erdrutschartigen Sieg errungen hatte -, was Quellen zufolge andere Mitglieder der Opposition dazu veranlasste, Druck auf sie auszuüben, um einen Nachfolger zu finden. „Wir haben eine Person gefunden, die mein volles Vertrauen genießt … die diesen Prozess mit der Unterstützung und dem Vertrauen aller zu Ende bringen wird“, erklärte Machado und fügte hinzu, dass ihr Kampf gegen die Disqualifizierung/Ausschluss noch nicht vorbei sei.
Yoris‘ Ernennung folgt auf die Ankündigung des venezolanischen Generalstaatsanwalts Anfang dieser Woche, enge Verbündete Machados, Henry Alviarez und Dignora Hernandez, zu verhaften, sowie auf die Ausstellung von Haftbefehlen gegen sieben weitere Personen, darunter auch Machados mutmaßlicher Nachfolger Magalli Meda. Die Verhaftung von Machados Verbündeten und der Erlass von Haftbefehlen gegen andere Mitglieder ihrer Kampagne lösten einen internationalen Aufschrei aus. „Die Entscheidung von Maduro und seinen Vertretern, zwei Mitglieder der Kampagne des führenden Oppositionskandidaten zu verhaften und Haftbefehle gegen sieben weitere Personen zu erlassen, stellt eine beunruhigende Eskalation der Repression dar“, so der Sprecher des US-Außenministeriums, Matthew Miller, am Freitag in einer Erklärung. Im Falle eines Wahlsiegs im Juli wird Yoris als erste Amtshandlung die Freilassung der mindestens 250 politischen Gefangenen, darunter Zivilisten und Militärangehörige, anstreben.
Machado hatte die Vorwahlen im Oktober letzten Jahres mit 93 Prozent der Stimmen für sich entschieden und ist damit die Kandidatin des Oppositionsbündnisses Plataforma Unitaria. Sie bezeichnete ihren Sieg als „Mandat“ des Volkes, Maduro zu besiegen, der eine dritte sechsjährige Amtszeit anstrebt. Der Diktator kam 2013, nach dem Tod von Hugo Chávez (1999-2013), an die Macht und wurde 2018 in einer umstrittenen Wahl unter Betrugsverdacht wiedergewählt.
„Die Großmutter, die Venezuela braucht“
„Bis zum Ende“ war das Mantra von Machado, die immer die Hoffnung hegte, dass sie ihre Disqualifikation rückgängig machen könnte, obwohl die Behörden nie die Möglichkeit dazu sahen. „Das ist heute die Realität, und wir wissen, dass die Stunden vergehen“, räumte sie am Freitag ein, drei Tage vor Ablauf der Nominierungsfrist. Und man setzt auf die 80-jährige Yoris, die noch nie ein öffentliches Amt bekleidet und geschweige denn eine Kampagne dieses Kalibers geführt hat. Die in Caracas geborene Absolventin der Fächer Philosophie, Literatur und Geschichte hat jahrzehntelang an der renommierten Katholischen Universität Andrés Bello (UCAB) gelehrt, wie aus einem von Machados Kampagne veröffentlichten Profil hervorgeht. Sie ist Vorsitzende einer philosophischen Gesellschaft und war Mitglied der nationalen Kommission, die die Vorwahlen organisierte, die Machado gewann.
„Damals lernte ich sie kennen (…) und vom ersten Tag an war ich von ihrer Intelligenz beeindruckt“, sagte Machado, als sie Yoris umarmte und sie als „die Großmutter, die Venezuela braucht“ bezeichnete. „Wir bewegen uns auf einen Weg des Übergangs zu, und wir müssen ihn gemeinsam gehen“, betonte Yoris. „Wir werden alle gebraucht, niemand ist hier überflüssig.“
Update, 26. März 2024
Die venezolanische Oppositionskoalition hat keinen Kandidaten für die Präsidentschaftswahlen im Juli, nachdem die 80-jährige Corina Yoris sich nicht vor Ablauf der Frist am Montag registrieren lassen konnte. Der Opposition war es nicht möglich, auf das Online-System der Wahlbehörde zuzugreifen, um Yoris als Kandidaten zu registrieren, sagte der Vorsitzende der Koalition, Omar Barboza. In einem Interview am Montag sagte Yoris der Nachrichtenagentur Reuters, sie sei offen für Gespräche mit Maduro.
„Ich muss mit ihm verhandeln. Ich sage ihm, dass er sich an die Verfassung halten muss.“
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