Die Vereinten Nationen haben 2010 zum Jahr der Biodiversität erklärt. Doch an ernsthaften Taten, das Ökosystem der Erde zu bewahren, mangelt es. Im Oktober tagt die UN-Biodiversitätskonferenz – diese wichtige Chance darf nicht vertan werden.
Sie sind nicht anmutig wie Tiger, nicht putzig wie Pandas, auch nicht mit Menschen verwandt wie Orang-Utans: Fledertiere – dazu gehören etwa 900 Arten von Fledermäusen und 200 Arten Flughunde weltweit – haben keine Lobby. Die brauchen sie dringend, denn viele stehen auf der Liste der bedrohten Arten, in Deutschland die Hälfte der Fledermäuse. Dabei sind die einzigen fliegenden Säugetiere für die ökologische Vielfalt der Erde überlebenswichtig. Stirbt eine Art aus, droht auch anderen Tieren und Pflanzen der Artentod.
Die Wechselbeziehungen zwischen den verschiedenen Lebewesen der Ökosysteme sind extrem komplex – in der Natur ist niemand und nichts unnütz oder wertlos. In den Tropen ernähren sich die Fledertiere nicht nur von Insekten; viele saugen Blütennektar oder verspeisen Früchte. Zahlreiche Baum- und Pflanzenarten haben sich daran angepasst. An den voluminösen, stark riechenden Blüten des mächtigen Baobab-Baums in Afrika laben sich nachts Fledermäuse – so wie auch an Bananenstauden, Balsa- und Durianbaum. Dabei bestäuben sie die Blüten, aus denen dann Früchte und Samen wachsen.
Fledermäuse sind die heimlichen Gärtner der Tropen
Bei anderen Fledertieren stehen Früchte von Feigen- und Mangobäumen auf dem Speiseplan. Auf ihren nächtlichen Flugrunden scheiden die Tiere die Baumsamen wieder aus und verteilen sie über weite Entfernungen. Im Gegensatz zu Vögeln durchkreuzen sie auch die großen Rodungen, die Menschen in den Regenwald geschlagen haben. Bis zu 95 % der auf den Kahlschlägen keimenden Baumsamen werden von Fledertieren verbreitet, darunter besonders viele Pionierbäume. Diese sind der Grundstock für einen neuen Wald – und die Fledertiere die heimlichen Gärtner der Tropen.
Insgesamt leben zwischen 2 und 50 Millionen Tier- und Pflanzenarten auf der Erde. Fast täglich werden neue Arten entdeckt, vor allem Insekten rund um den Äquator. Geschätzte 60 bis 90 Prozent der Biodiversität kommen in den tropischen Regenwäldern der Erde vor, doch die sind bekanntlich besonders gefährdet. Und niemand kann ermessen, wie viele Arten mit ihnen sterben, bevor wir sie überhaupt gesehen haben. 2010 sollte den Wendepunkt gegen das weltweite Artensterben markieren.Im Mai legten die UN ihren dritten globalen Biodiversitätsbericht vor. Kein einziges der gesteckten Ziele ist erreicht worden. Im Gegenteil, das Artensterben hat sich dramatisch verschärft.
Der Erhalt der Biodiversität ist nicht nur unsere moralische Pflicht, er ist lebenswichtig für die Menschheit. Die Artenvielfalt garantiert die Stabilität unserer Lebensgrundlagen auf der Erde.
Leider kein Kommentar vorhanden!