Das südamerikanische Land Brasilien ist in Rauch gehüllt. Der größte Teil Brasiliens hat seit dem Wochenende keinen blauen Himmel mehr gesehen. Dies ist die Folge einer Rekordzahl von Bränden, vor allem im Amazonasgebiet. Meteorologen zufolge soll der Rauch bis zum Ende der Woche sogar die Hauptstädte von Argentinien und Uruguay bedecken. Experten weisen darauf hin, dass der Rauch hauptsächlich aus der südlichen Region des Amazonasgebiets kommt, zu der die Bundesstaaten Amazonas, Pará und Mato Grosso gehören. Auch im bolivianischen Teil des Amazonas gibt es Brände. Im legalen Amazonasgebiet wurde die höchste Anzahl von Bränden seit 19 Jahren verzeichnet. Es gibt jedoch auch Brände im Landesinneren von São Paulo, Goiás, Mato Grosso und Mato Grosso do Sul. Das internationale Amazonasgebiet „Amazônia Internacional“ umfasst nicht nur Brasilien, sondern alle Länder, die es teilen. Das legale Amazonasgebiet „Amazônia Legal“ ist eine Nomenklatur zur Abgrenzung der brasilianischen Bundesstaaten, die für den Teil in Brasilien verantwortlich sind.
Nach Angaben von Karla Longo, Expertin für Luftqualität und Forscherin am Nationalen Institut für Weltraumforschung (INPE), bedeckt der Rauch bei so vielen Bränden fast 5 Millionen Quadratkilometer. Das sind fast 60 Prozent des gesamten Staatsgebiets. Der Ruß und die Partikel begannnen sich im August auszubreiten und verbleiben seitdem in der Atmosphäre, wo sie von den Winden getragen und verteilt werden. Seit dem Wochenende hat sich die Rauchentwicklung verstärkt, und am heutigen Montag (9.) bleibt der Himmel über weiten Teilen von Brasilien grau. Solange es brennt, wird der Rauch bleiben. Angesichts der Hitzewelle und des Fehlens neuer Kaltfronten, die den Ruß wegziehen könnten, dürfte er Brasilien weiterhin bedecken, und es ist nicht zu erwarten, dass er verschwindet.
Das schlimmste Szenario dürfte im Süden des Landes zwischen Rio Grande do Sul, Santa Catarina und Paraná auftreten. Den Meteorologen zufolge dürfte die dichte graue Schicht nicht nur Brasilien, sondern auch die Nachbarländer treffen. Bis zum Wochenende dürfte der Rauch mit den Windströmungen auch die Hauptstädte von Uruguay (Montevideo) und Argentinien (Buenos Aires) erreichen.
Wie kann dieser Rauch so viele Kilometer weit ziehen?
Um zu verstehen, warum dies geschieht, muss man sich zunächst vergegenwärtigen, dass die Atmosphäre, d. h. die Gasschicht, die die Erde umgibt, eine Einheit ist. Mit anderen Worten: Selbst wenn ein Ereignis isoliert ist, wie das Feuer im Amazonasgebiet, kann der Rauch, wenn er in die Atmosphäre aufsteigt, überallhin transportiert werden. Der zweite Punkt sind die Windströme. Es gibt eine natürliche Strömung, die aus dem Ozean kommt, von Nordosten her in brasilianisches Gebiet eindringt, durch das Amazonasgebiet zieht, Feuchtigkeit aufnimmt und weiter in den Süden Brasiliens zieht. Diesmal jedoch traf die Strömung beim Durchqueren des Amazonas auf den Rauch und setzte ihren Kreislauf fort, indem sie ihn in den Süden des Landes drängte und einen „Rauchkorridor“ bildete. Diese Winde strömen weiterhin in den Rest des Landes, wodurch der Rauch auf mindestens zehn brasilianische Bundesstaaten übergegriffen hat.
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