Unternehmer für den Frieden: Wirtschaftsdelegation besucht Friedens- und Versöhnungsprojekte in Kolumbien

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Delegationsgruppe beim höchsten Friedens-Kommissariat im Präsidentenpalast (Foto: Sinngeber gGmbH)
Datum: 04. November 2024
Uhrzeit: 12:52 Uhr
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Autor: Redaktion
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Eine deutsche Delegation aus Unternehmern und Philanthropie-Experten kehrte vergangene Woche aus Kolumbien zurück. Im Fokus der Reise standen Projekte zur Versöhnung, Friedenssicherung, wirtschaftlichen Stabilisierung und nachhaltigen Wiedergutmachung. Organisiert wurde die Delegationsreise von der DESERTEC Foundation, der Hoffnungsträger Stiftung und deren Tochter Sinngeber gGmbH. Vorrangig aus dem Netzwerk „Die Jungen Unternehmer“, konnten sich die Gäste mit kolumbianischen Unternehmern vernetzen und mit sozialen Projekten bekannt machen. Bei Treffen in Medellin, Monteria und Bogota wurde gemeinsam nach Lösungen gesucht, die einen Beitrag für den Friedens- und Versöhnungsprozess leisten. Zudem fanden Treffen mit dem Ministerium für Wirtschaft, Industrie und Touristik sowie dem Büro des Hohen Beauftragen für den Frieden im Präsidentenpalast statt.

Kolumbien ist geprägt von 60 Jahren bewaffnetem Konflikt

Ein Schwerpunkt der Gespräche lag auf der Schaffung von Arbeitsplätzen in Regionen und urbanen Zentren, die stark vom bewaffneten Konflikt oder von Bandenkriminalität betroffen sind. Kolumbien ist zwar drittgrößte Volkswirtschaft auf dem südamerikanischen Kontinent, jedoch geprägt von Korruption, Drogenhandel und über 60 Jahren bewaffnetem Konflikt. Vor Ort wurde die Delegationsgruppe von Prison Fellowship Kolumbien begleitet, ein langjähriger Partner der von Tobias Merckle gegründeten Hoffnungsträger Stiftung. Prison Fellowship Kolumbien ist eine Organisation mit 50 hauptamtlichen und über 2.000 ehrenamtlichen Mitarbeitern, welche sich in mehreren Programmlinien für den Friedensprozess einsetzt. Einige davon hat die Delegation besucht: „Wenn Frieden gelingen soll, braucht es ökonomische Alternativen“, so Tobias Merckle, „denn Versöhnung hat ohne wirtschaftliche Stabilität ein kurzes Leben.“

Die Dörfer der Versöhnung

In Tolu Viejó treffen im Rahmen des Programms „Dörfer der Versöhnung“ ehemalige Soldaten, Paramilitärs und Guerillas auf Hinterbliebene. So auch Margarita Flores: Mit 17 Jahren schwanger, verlor sie ihren Mann durch die Hände jener, die ihn als Guerilla-Kämpfer exekutierten und für ihre Taten Prämiensysteme ausnutzten. Nun, fast ein Leben später, leitet sie eine Selbsthilfegruppe und plant den Aufbau eines Erinnerungszentrums. „Unser Leid ist eine Grundlage, kein Hindernis, um neu anzufangen“, erzählt sie. In Tolu Viejó hat die Hoffnungsträger Stiftung ein Haus gekauft, das als Erinnerungsstätte dienen soll. Eine Bäckerei und ein Café sollen von Margarita Flores‘ Selbsthilfeorganisation betrieben werden.

Wirtschaftliche Perspektiven als Alternative zur Bandenkriminalität

Die Hoffnungsträger Stiftung hat inzwischen 17 solcher Dörfer der Versöhnung gefördert. Bisher hat jedoch eine Komponente gefehlt: Wenn Opfer und Täter keine wirtschaftliche Perspektive haben, ist die Gefahr, dass die Täter zurück zu den Waffen greifen – das Einzige, was sie je gelernt haben, da viele schon als Kinder zwangsrekrutiert wurden. Die Stiftung ist deshalb gerade dabei, eine 880 Hektar große Rinderfarm in der Nähe der Dörfer zu kaufen. Dort soll das Wiederaufforstungsprojekt „Planting Hope“ einen dauerhaften Nutzwald aus heimischen Baumarten schaffen. Opfer und Täter des Konflikts bekommen so Arbeit und damit Perspektive und Zukunft. Die entstehenden CO2-Zertifikate können auch von deutschen Firmen gekauft werden.

Generell können durch wirtschaftliche Perspektiven starke Alternativen zur Kriminalität geschaffen werden. Michael Schröder (DESERTEC Foundation) hat ein Beispiel eingebracht: Mit Klärschlamm und Plastikmüll können Anlagen errichtet werden, die Müll in Wasserstoff umwandeln (Waste to Hydrogen). So können lokale Bevölkerung, Ex-Gefangene und Aussteiger aus der Kriminalität im Recycling-Kreislauf aktiv eingebunden werden. Die Hoffnungsträger Stiftung und Sinngeber haben einen Weg eingeschlagen, der Wirtschafts- und Friedensförderung als eine Einheit begreift. Die Herausforderungen sind groß, doch auch die Hoffnung ist gewachsen, dass eine Kombination aus ökonomischer Stabilität und versöhnender Zusammenarbeit den Frieden in Kolumbien nachhaltig stärken kann. Im Frühjahr soll die nächste Unternehmensreise stattfinden, um diese Ideen mit der Regierung, Unternehmen und den beteiligten Gruppen zu konkretisieren.

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