Chagas: Eine Tropenkrankheit in der Schweiz

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Chagas Wanze Triatoma infestans (Foto: Dorian Dörge)
Datum: 20. Dezember 2024
Uhrzeit: 13:44 Uhr
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Autor: Redaktion
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Die Chagas-Krankheit, die durch den Parasiten Trypanosoma cruzi hervorgerufen wird, betrifft weltweit etwa 7 bis 8 Millionen Menschen, vorwiegend in Lateinamerika. Der Parasit kann durch Raubwanzen, über Lebensmittel, Bluttransfusionen und Organspenden sowie während Schwangerschaft und Geburt von der Mutter auf das Kind übertragen werden. Die Chagas-Krankheit verläuft in zwei Stadien: In der akuten Phase während der ersten zwei Monate sind die Symptome mild oder gar nicht vorhanden, obwohl bei einigen Menschen Fieber, Kopfschmerzen oder Schwellungen an der Bissstelle auftreten können. Jahrzehnte später, in der chronischen Phase, entwickeln bis zu einem Drittel der Infizierten Herz-Kreislauf-, Verdauungs- und/oder neurologische Probleme. In fortgeschrittenen Fällen kann es zu kardialen Komplikationen wie Herzrhythmusstörungen und plötzlichem Tod kommen. Die Chagas-Krankheit wird von der WHO als vernachlässigte Tropenkrankheit (NTD) eingestuft.

2.000 bis 4.000 Personen in der Schweiz betroffen

Eine gestern in der Zeitschrift «Swiss Medical Weekly» veröffentlichte Studie gibt Aufschluss über die Verbreitung, die Herausforderungen und die Behandlung der Chagas-Krankheit. Gemäss der Untersuchung sind in der Schweiz schätzungsweise 2000 bis 4000 Menschen von dieser Tropenkrankheit betroffen. Während die meisten Fälle auf Migration zurückzuführen sind, zeigt die Studie auch, dass die Chagas-Krankheit in der Schweiz durch Mutter-Kind-Übertragung während Schwangerschaft und Geburt übertragen werden kann. Die Überträger, Raubwanzen der Gattungen Triatoma, Rhodnius und Panstrongylus, kommen in Europa nicht vor.

Dieser Bericht bezieht sich auf:

«Ein Hauptproblem der Chagas-Krankheit besteht darin, dass sie oft unterdiagnostiziert wird, insbesondere in nicht endemischen Regionen», sagt Pablo Martinez de Salazar, Senior Scientist am Swiss TPH und Seniorautor der Studie. «Tatsächlich bleiben viele Fälle jahrelang unentdeckt, was unbehandelt zu schwerwiegenden kardialen oder gastrointestinalen Komplikationen führen kann». Zu dieser Unterdiagnose tragen Faktoren wie die geringe Sensibilisierung des Gesundheitspersonals, das Fehlen landesweiter Früherkennungsprogramme und Hindernisse beim Zugang zur Gesundheitsversorgung, insbesondere für Menschen ohne geregelten Aufenthaltsstatus, bei.

Gründung des Schweizerischen Chagas-Netzwerkes

Um diese Probleme anzugehen, hat das Studienteam das Swiss Chagas Network gegründet, um die Chagas-Krankheit durch koordinierte Massnahmen als Problem der öffentlichen Gesundheit zu eliminieren. Ziel des Netzwerkes ist es, die Übertragung zu unterbrechen und den Menschen, die in der Schweiz mit der Chagas-Krankheit leben, eine angemessene klinische Behandlung zukommen zu lassen. Zu den wichtigsten Prioritäten gehören die Integration des Screenings in die pränatale und pädiatrische Betreuung zur Früherkennung und die Verhinderung der Mutter-Kind-Übertragung während Schwangerschaft und Geburt. In Übereinstimmung mit internationalen Richtlinien hat die Schweizerische Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe kürzlich einen Expertenbrief zu Früherkennung, Prävention und Behandlung der kongenitalen Chagas-Krankheit veröffentlicht.

«Ein systematisches Screening von lateinamerikanischen Migrantinnen und Migranten,
insbesondere von Frauen im gebärfähigen Alter, Schwangeren und Kindern, ist von
entscheidender Bedeutung», sagt Mar Velarde, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Swiss TPH und Mitautorin der Studie. «Wenn die richtigen Massnahmen ergriffen werden, ist die Schweiz gut positioniert, um die Ziele der WHO-Roadmap für vernachlässigte Tropenkrankheiten bis 2030 zu erreichen und könnte ein Vorbild für andere Länder werden». Die Roadmap enthält globale Ziele zur Prävention, Kontrolle, Eliminierung und Ausrottung verschiedener Tropenkrankheiten bis 2030.

Über die Studie

Die Studie wurde vom Swiss TPH in Zusammenarbeit mit der WHO, Unisanté, der Universität Lausanne, der Hochschule für Gesundheitswissenschaften (HESAV), der Fachhochschule Westschweiz (HES-SO), der Universität Zürich, der Universität Basel, dem Universitätsspital Genf und der Universität Genf durchgeführt. Die Koordination der Studie wurde von der R. Geigy Stiftung unterstützt.

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