„Lippenstift-Putsch“: Drakonische Strafe in Brasilien

anklage

Debora Rodrigues nahm zusammen mit Hunderten von Anhängern des ehemaligen Präsidenten Jair Messias Bolsonaro an den Unruhen teil, die nach dessen Wahlniederlage im Vorjahr Regierungsgebäude attackiert hatten (Fotos: Federal Supreme Court/Joédson Alves/Agência Brasil)
Datum: 28. April 2025
Uhrzeit: 15:00 Uhr
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Autor: Redaktion
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Eine Frau, die während der Unruhen in der brasilianischen Hauptstadt im Jahr 2023 mit Lippenstift eine Statue beschmiert hatte, wurde zu 14 Jahren Haft verurteilt. Debora Rodrigues nahm zusammen mit Hunderten von Anhängern des ehemaligen Präsidenten Jair Messias Bolsonaro an den Unruhen teil, die nach dessen Wahlniederlage im Vorjahr Regierungsgebäude attackiert hatten. Die 29-Jährige wurde wegen Beteiligung an einer kriminellen Vereinigung verurteilt, die einen Staatsstreich und die Abschaffung der demokratischen Rechtsstaatlichkeit zum Ziel hatte. Richter Cristiano Zanin, einer der fünf Richter, die über den Fall Rodrigues entschieden, betonte, dass sie nicht nur wegen der Graffiti verurteilt worden sei, sondern wegen mehrerer Vergehen. Viele Menschen in Lateinbameriuka und Brasilien halten das Urteil jedoch für zu hart. Anhänger von Bolsonaro sehen in dem Urteil einen weiteren Beweis dafür, dass der Oberste Gerichtshof zu mächtig und parteiisch geworden ist.

Rodrigues wurde im Rahmen einer umfassenden Untersuchung wegen eines mutmaßlichen Putschplans gegen den neu gewählten Präsidenten Lula da Silva festgenommen. Die 39-jährige Friseurin entschuldigte sich dafür, dass sie „Du hast verloren, Idiot“ auf die Statue der Justitia vor dem Obersten Bundesgericht geschrieben hatte – ein Vorfall, der als „Lippenstift-Putsch“ bezeichnet wurde. Sie behauptet, dass sie sich an keinen Gewalttaten beteiligt habe. „Ich bin zu den Protesten gegangen und hätte nicht gedacht, dass es so turbulent werden würde“, erklärte Rodrigues. ‚Ich habe in meinem Leben noch nie etwas Illegales getan.“ Rodrigues‘ Anwälte betonten, dass sie während der Unruhen keine Gebäude betreten habe und in der ‚Hitze des Gefechts‘ impulsiv gehandelt habe. Sie drückte ihr Bedauern über ihre Taten aus. ​

Der vorsitzende Richter Alexandre de Moraes argumentierte, dass Rodrigues sich „bewusst und freiwillig“ den Demonstranten angeschlossen habe, die die Regierung stürzen wollten. Er fügte hinzu, dass Rodrigues in ihrer Aussage gegenüber der Polizei zugegeben habe, an antidemokratischen Handlungen teilgenommen zu haben, und dass Lücken in den Nachrichten auf ihrem Handy darauf hindeuten, dass sie versucht habe, Beweise zu vernichten. Der Fall ist zu einem Sammelpunkt für Bolsonaro-Anhänger geworden, die Rodrigues als Opfer politischer Verfolgung sehen. Im Februar verbreitete sich ein Video über Rodrigues in den sozialen Medien. Im folgenden Monat teilte Bolsonaro einen Beitrag über sie auf X und forderte eine Amnestie für alle, die an den Unruhen im Jahr 2023 beteiligt waren. Bolsonaro selbst muss sich wegen des mutmaßlichen Putschversuchs vor Gericht verantworten. Bei einer Verurteilung drohen ihm mehr als 40 Jahre Haft.

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