Die Menschenrechtsorganisation „FIAN“ und die Nichtregierungsorganisation „Focus on the Global South“ haben am Die4nstag (3.) ihren Bericht „Lords of the Land: Transnational Landowners, Inequality and the Case for Redistribution“ veröffentlicht. Die Studie analysiert die Rolle der zehn größten privaten Landbesitzer weltweit. Diese kontrollieren zusammen über 400.000 Quadratkilometer Land – eine Fläche so groß wie Japan. „Internationale Investoren und superreiche Unternehmen kaufen weltweit riesige Landflächen auf und befeuern damit die zunehmende soziale Ungleichheit“, erklärt Roman Herre, Agrarreferent bei FIAN. Seit dem Jahr 2000 haben sich Unternehmen und Finanzakteure mehr als 650.000 Quadratkilometer Land angeeignet – das entspricht dem Doppelten der Fläche Deutschlands. Mehr als 70 Prozent der globalen landwirtschaftlichen Nutzfläche befinden sich heute in den Händen von nur einem Prozent aller Agrarbetriebe. „Diese extreme Landkonzentration ist Ausdruck eines globalen Trends: Vermögen wird von der arbeitenden Bevölkerung hin zu Eliten verlagert“, so Herre weiter. Die Studie fordert eine Umverteilung von Land sowie internationale Steuerreformen, um dieser Entwicklung entgegenzuwirken.
Denn die Folgen sind dramatisch: Die zunehmende Landkonzentration gefährdet die Ernährungssicherheit und bedroht die Existenz von rund 2,5 Milliarden Kleinbäuerinnen und Kleinbauern sowie von 1,4 Milliarden der ärmsten Menschen weltweit, die direkt von der Landwirtschaft leben. Landaneignung geht oft mit Gewalt, Zwangsräumungen, Umweltzerstörung und Klimaauswirkungen einher. Nahezu alle der größten Landbesitzer sind in Landkonflikte, Vertreibungen und Umweltvergehen involviert. Einer der größten Investoren ist der US-Pensionsfonds TIAA. Dieser hat seinen weltweiten Landbesitz zwischen 2012 und 2023 von 328.200 auf 1,2 Millionen Hektar fast vervierfacht. Allein in der brasilianischen Cerrado-Region, einem der artenreichsten Gebiete der Welt, hält er 61.000 Hektar. Auch deutsche Pensionsgelder der Ärzteversorgung Westfalen-Lippe waren am Erwerb dort beteiligt. In der Region wurden riesige Landflächen in industrielle Baumplantagen, Monokulturen und Weideland umgewandelt – begleitet von Abholzung, gewaltsamen Landnahmen und massiver Umweltzerstörung.
Da Landkonzentration und Landraub grenzüberschreitend durch globales Kapital vorangetrieben werden, braucht es eine internationale Antwort. Die anstehende Internationale Konferenz über Agrarreform und ländliche Entwicklung (ICARRD+20) Anfang kommenden Jahres in Kolumbien bietet eine wichtige Chance. „Die Regierungen müssen sich dort auf konkrete Schritte einigen, um Landkonzentration zu stoppen, Land gerechter zu verteilen und die Rechte ländlicher Bevölkerungsgruppen zu stärken“, so Herre abschließend.
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