Peru: Ausgedehntes Netzwerk von Inka-Tunneln entdeckt

tunnel

Das unterirdische Netzwerk der Inka, bekannt als Chincanas, verbindet bedeutende Stätten in Cusco. Foto: ChatGPT IA
Datum: 21. Juni 2025
Uhrzeit: 14:47 Uhr
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Autor: Redaktion
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Ein Team von Archäologen hat die Existenz eines ausgedehnten Netzes von unterirdischen Inka-Tunneln, sogenannten Chincanas, unter der Stadt Cusco bestätigt. In einer Pressemitteilung wurde mitgeteilt, dass diese Bauwerke historische Stätten wie den Coricancha, Sacsayhuamán, Muyumarca und Callispuquio miteinander verbinden. Der Fund zeugt von der fortschrittlichen Ingenieurskunst und der sorgfältigen architektonischen Planung des Inka-Reiches. Die peruanischen Archäologen Jorge Calero und Mildred Fernández identifizierten einen Hauptgang mit einer Länge von mehr als 1.500 Metern in einer Tiefe zwischen 1,4 und 2,5 Metern. Darüber hinaus haben die Forscher Verzweigungen entdeckt, die dieses Netz auf andere archäologische Sektoren ausdehnen, was die kulturelle und strategische Bedeutung dieser Strukturen in der Geschichte des Tahuantinsuyo unterstreicht.

Die Forscher erklärten, dass die unterirdischen Gänge der Inkas mit einem ausgeklügelten System gebaut wurden: Die Inkas gruben tiefe Gräben, verkleideten sie mit Steinmauern und bedeckten sie mit behauenen Balken, die perfekt zusammengefügte Dächer trugen. Über diesen unterirdischen Strukturen wurden Wege, Terrassen oder sogar Straßen der Stadt angelegt, wodurch sie vor dem bloßen Blick verborgen blieben. Einer der beeindruckendsten Funde ist die Hauptstrecke, die Sacsahuamán mit Coricancha verbindet und eine Länge von etwa 1.750 Metern hat. Darüber hinaus wurden drei Nebenstrecken identifiziert: eine nach Callispuquio, eine nach Muyucmarca und eine dritte, die an der Rückseite des Tempels San Cristóbal entlangführt. Diese Wege durchqueren wichtige archäologische Stätten und das koloniale Stadtgefüge und zeugen vom Fortbestehen einer alten Stadtplanung.

Die Route der Chincana beginnt im Sektor Rodadero in Sacsahuamán und führt weiter über die archäologische Esplanade in der Nähe des Flusses Choquechaca. Anschließend folgt sie dem Umfang des Palacio de Colcampata, bis sie auf die Kirche San Cristóbal trifft, wo Hinweise auf eine unterirdische Stütz- und Verkehrsstruktur gefunden wurden. Schließlich führt die Hauptlinie weiter bis zur Kirche Santo Domingo, die auf den Ruinen des Coricancha erbaut wurde.

Was bedeutet eine Chincana in der Kultur der Inka?

In der Vorstellungswelt der Andenbewohner sind Chincanas viel mehr als nur physische Durchgänge: Sie symbolisieren die spirituelle und energetische Verbindung zwischen heiligen Stätten. Diese Tunnel waren als Wege für Rituale, Initiationsprozesse oder strategische Bewegungen zwischen Tempeln und Verwaltungszentren des Tahuantinsuyo gedacht. Der Archäologe Jorge Calero hob ein Zitat von Garcilaso de la Vega als Schlüssel zur Interpretation des Fundes hervor: „Unter den Türmen hatte er unter der Erde ebenso viel ausgehöhlt wie darüber; die Gewölbe führten von einem Turm zum anderen, wodurch die Türme miteinander verbunden waren, ebenso wie oben.“ Diese Daten stützen die Hypothese, dass die Inkas unterirdische Strukturen entwarfen, um die interne Kommunikation ihrer monumentalen Bauten aufrechtzuerhalten. Die Chincanas hatten nicht nur praktische Funktionen, sondern waren auch Teil der heiligen Landschaft der Hauptstadt des Reiches.

Wie wurden die unterirdischen Tunnel der Inkas entdeckt?

Die Entdeckung ist das Ergebnis von mehr als einem Jahrzehnt Forschung unter der Leitung des Projekts Chincana – Sacsahuamán. Um die Existenz dieser unterirdischen Wege zu bestätigen, wurden historische Quellen mit modernster Technologie kombiniert. Es wurden Dokumente von Chronisten wie dem anonymen Jesuiten von 1594 analysiert, der Wege beschrieb, die unter Tempeln und Kolonialhäusern verliefen. Es wurden Chroniken wie die des Historikers Manuel Chávez Ballón analysiert, der vorschlug, unter den Straßen und Terrassen zu suchen. Anschließend wurden Geräuschtests durchgeführt, um Echos zu identifizieren, die auf hohle Strukturen hindeuteten. Außerdem kam Georadar zum Einsatz, der von trapezförmigen Wänden umgebene Hohlräume aufspürte und damit die Existenz von Tunneln bestätigte. Der nächste Schritt dieser archäologischen Untersuchung in Cusco wird die Ausgrabung wichtiger Punkte des Netzes sein.

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