Erzählen Sie mir nicht, sie wären begeistert vom Ausgang der diesjährigen Fussball-Weltmeisterschaft in Südafrika. Ich zumindest bin es nicht. Deutschland „nur“ Rang 3, Uruguay als bester Vertreter Lateinamerikas abschlagen auf Platz 4. Brasilien, Argentinien, Paraguay patzen im Viertelfinale, vom Abschneiden Mexikos und Honduras‘ ganz zu schweigen. Am Sonntagnachmittag (Ortszeit Brasilien) habe ich mir zwar noch das Endspiel gegeben, aber bei so vielen Grätschen meiner geliebten Holländer – ich bin bekennender Tante Käthe Fan – konnte noch nicht einmal der barcelonischen spanischen Nationalelf die Stimmung des ausklingenden Wochenendes retten.
Aber eines war mir danach klar: die WM ist vorbei! „Falle ich jetzt in ein tiefes Loch?“ habe ich mich selbst gefragt und gleich mal ausgerechnet, wann denn die nächste Copa ist. Der Countdown hat schließlich schon begonnen und wird in Brasilien vermutlich allabendlich in den Hauptnachrichten vor dem Wetter verkündet werden. Doch dann ist mir eingefallen, dass nach der Copa ja immer vor der Copa ist. Das mag jetzt wie eine alte Binsenweisheit klingen, ist aber so. Denn ich denke gar nicht wie Sie jetzt an ein mögliches Endspiel im ehrwürdigen Maracanã-Stadion in Rio de Janeiro in Brasilien, sondern an das Finale im Estadio Monumental Antonio Vespucio Liberti in Buenos Aires. Und das liegt bekanntermaßen in Argentinien. Denn im Land der Gaúchos beginnt am 03. Juli 2011 die Copa América, das dritt-wichtigste Fußballturnier der Welt. Sagt die schäbige deutsche Ausgabe von Wikipedia und setzt die Europameisterschaft dabei an die zweite Stelle.
Wie dem auch sei, für uns hier in Südamerika ist die Copa América nach der Copa do Mundo (portugiesisch) oder Copa Mundial (spanisch) das wichtigste Fußballturnier des Planeten. Und dieser vom südamerikanischen Fußballverband CONMEBOL ausgetragene Wettbewerb beginnt jetzt wo ich diese Zeilen schreibe bereits in 356 Tagen! Und natürlich geht es dabei nicht nur um die Wurst oder den Südamerikatitel, sondern auch um die Teilnahme am Konföderationen-Pokal 2013 in Brasilien. Denn ein Jahr vor der Copa ist dann noch die Mini-Copa. Und sollte Brasilien den 2007 gewonnenen Titel im Land „der Hand Gottes“ verteidigen, darf der Vizesüdamerikameister mit zum Confed-Cup ins Land des Rekordweltmeisters.
Das klingt nach Spannung, Spaß und Fussball und vielen Copas. Und die Vorfreude darauf wird mir so manchen Tag über das Loch und den Tinnitus hinweghelfen, meine beiden Andenken an die WM 2010 in Südafrika. Zehn Staaten Südamerikas plus zwei geladene Gäste – Mexiko und Japan – nehmen im nächsten Jahr an den offiziellen Südamerikameisterschaften teil. Und nach dem Schlusspfiff nehmen wir halt noch die Eurocopa 2012 mit. Somit muss ich also gar keine vier Jahre warten, um vielleicht mal wieder richtig guten Fussball zu sehen.
Eine Copa gibt es für mich also jedes Jahr. Und das relativiert natürlich ungemein den heutigen Sieg und das Pokalstemmen der Iberer. Eigentlich ist der Sonntagabend doch ganz nett.
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