US-Sanktionen: Schwere Zeiten für Landwirte in Lateinamerika

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Landwirte in Lateinamerika stehen vor schweren Zeiten (Foto: Ministerio)
Datum: 21. Juli 2025
Uhrzeit: 14:31 Uhr
Leserecho: 0 Kommentare
Autor: Redaktion
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Landwirte in Lateinamerika stehen vor schweren Zeiten. Die USA wollen sekundäre Sanktionen gegen Käufer russischer Exporte verhängen, darunter Düngemittel, die für Cash Crops wie mexikanische Avocados und brasilianische Sojabohnen und Mais unerlässlich sind. Für das Agrarland Brasilien, das im vergangenen Jahr etwa ein Drittel seines Düngemittelbedarfs mit Importen aus Russland im Wert von 3,7 Milliarden Dollar deckte, gibt es laut Experten und Branchenvertretern praktisch keine Alternative, um die Lücke zu schließen, wenn diese Lieferungen eingestellt werden. Der Ausbruch des Krieges in der Ukraine im Jahr 2022 löste Hamsterkäufe von russischem Düngemittel in der Region aus. Die Preise stiegen kurzzeitig an, aber der Handel hat sich inzwischen normalisiert. Pläne zur Steigerung der heimischen Düngemittelproduktion in Mexiko und Brasilien kommen angesichts der relativ billigen russischen Importe nur langsam voran.

Die Lieferungen nach Brasilien, dem weltweit größten Produzenten von Sojabohnen, Zucker und Kaffee, stiegen in der ersten Hälfte dieses Jahres um fast 30 %, wie der Verband der russischen Düngemittelhersteller mitteilte. NATO-Generalsekretär Mark Rutte hob Brasilien als eines von wenigen Ländern hervor, die von Sanktionen wegen ihrer Geschäftsbeziehungen zu Russland „sehr hart” getroffen werden könnten, als Teil der erneuten Bemühungen von US-Präsident Donald Trump, den Krieg in der Ukraine zu beenden. Neue Sanktionen gegen russische Düngemittelimporte könnten „die Soja- und Maisproduktion unrentabel machen”, folgerte Lucas Beber, Vizepräsident des brasilianischen Getreideanbauverbands Aprosoja.

Mexiko importierte im vergangenen Jahr Düngemittel im Wert von mehr als 580 Millionen Dollar aus Russland, seinem größten Lieferanten laut Regierungsangaben. Mögliche US-Sanktionen würden die dortigen Landwirte vor sehr große Probleme stellen. „Das würde sich auf Mexikos Einkäufe verschiedener Düngemittel aus Russland auswirken, insbesondere von Harnstoff, der am häufigsten in Kulturen wie Mais, Sorghum, Weizen und sogar Avocados verwendet wird“, sagte Raul Urteaga. Der ehemalige Direktor für internationale Angelegenheiten im mexikanischen Landwirtschaftsministerium warnte vor einem Qualitätsverlust der verfügbaren Düngemittel, sollten die russischen Importe wegfallen. Dies könnte die Avocado-Produktion schwächen und die Preise für US-Verbraucher in die Höhe treiben. Die USA nehmen mehr als 80 % der gesamten Avocado-Exporte Mexikos ab, ein Markt, der laut Angaben der US-Regierung im vergangenen Jahr einen Wert von mehr als 3 Milliarden US-Dollar hatte. „Der Preis für Avocados würde steigen, wenn die Produzenten auf andere Alternativen zurückgreifen oder Düngemittel aus anderen Quellen als Russland importieren müssten“, so Urteaga.

Russland ist auch der wichtigste Düngemittellieferant für Kolumbien, einen weiteren wichtigen Produzenten von Obst, Blumen und Kaffee für die USA. Russland liefert etwa ein Viertel der Düngemittelimporte Kolumbiens, wie aus Regierungsdaten hervorgeht. Die Weltbank hat die Düngemittelkosten als Treiber der Lebensmittelinflation in Mittelamerika identifiziert, die zu einer Krise der Lebenshaltungskosten beiträgt, die die Migration nach Norden angeheizt hat. Selbst Düngemittelhersteller, die bereits ihre Beziehungen zu russischen Lieferanten gekappt haben, wie das US-Unternehmen Mosaic, äußerten Befürchtungen, dass weitere Handelsstörungen mit einem der drei weltweit größten Düngemittelproduzenten die Volatilität weiter anheizen könnten. „Mögliche Diskussionen über Vergeltungsmaßnahmen gegen Länder, die mit Russland zusammenarbeiten, … verschärfen die Situation in Bezug auf die Preisgestaltung nur noch weiter“, erklärte Eduardo Monteiro, Landesleiter von Mosaic in Brasilien, das 40 % des weltweiten Umsatzes des Unternehmens ausmacht.

Er analysierte, das geopolitische Spannungen die Verkäufe an brasilianische Landwirte für den nächsten Erntezyklus verzögert haben, was die rechtzeitige Lieferung von Düngemitteln für wichtige Kulturen wie Sojabohnen, die die Landwirte ab September anbauen, gefährden könnte. Die großen privaten Düngemittelhersteller Eurochem und Fertipar, die laut Handelsdaten ihre brasilianischen Verarbeitungsbetriebe mit Importen aus Russland beliefern, lehnten Fragen zu möglichen Sanktionen ab oder antworteten nicht. Brasilien hat Pläne angekündigt, seine Abhängigkeit von ausländischen Düngemitteln fast zu halbieren. Mexiko will die heimische Produktion von 33 % auf 80 % des lokalen Bedarfs steigern. Der brasilianische Präsident Luiz Inacio Lula da Silva und Mexikos Präsidentin Claudia Sheinbaum haben die staatlichen Ölkonzerne Petrobras und Pemex dazu gedrängt, die Düngemittelproduktion anzukurbeln.

Allerdings kommen sie nur langsam voran. In Brasilien wurden die Bemühungen unter anderem durch fehlende Finanzmittel, potenziell kostspielige Bodenschätze und teures Erdgas behindert, das für die Herstellung von Stickstoffdüngemitteln unerlässlich ist. Das Problem könnte teilweise gelöst werden, wenn Brazil Potash Corp mit dem Abbau von Kaliumchlorid im brasilianischen Amazonasgebiet beginnt, was geschehen dürfte, sobald die Infrastruktur und die Genehmigungen vorliegen. In Mexiko hat das hoch verschuldete Unternehmen Pemex seit Jahren damit zu kämpfen, die Düngemittelproduktion rentabel zu machen. Unbeeindruckt von der lokalen Konkurrenz, den US-Sanktionen und den europäischen Verboten gehen russische Düngemittelhersteller davon aus, dass sie ihren weltweiten Marktanteil bis 2030 auf 25 % steigern können, wobei sie sich weitgehend auf Verkäufe an die sich entwickelnden BRICS-Staaten wie Brasilien, Indien und China stützen.

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