COP30 in Brasilien und der Preis-Wucher in Belém

Für die Klimakonferenz COP30 im November in Belém fehlen Unterkünfte für die rund 50.000 erwarteten Teilnehmer. Die Regierung von Brasilien hat angesichts begrenzter Hotelkapazitäten zwei Kreuzfahrtschiffe als zusätzliche Unterkünfte gesichert. Die Schiffe MSC Seaview und Costa Diadema sollen rund 6.000 Betten bereitstellen, die Großstadt im Norden Brasiliens kommt an ihre Kapazitätsgrenzen. Viele Hotelbesitzer wollen sich eine goldene Nase verdienen, der Preis-Wucher ist offensichtlich. Die früher „Hotel Notal 10” genannte Unterkunft in Belém hat ihren Namen in „Hotel COP30” geändert und verlangt nun, hundert Tage vor Beginn der Klimakonferenz in der Stadt, etwa 80 Mal so viel pro Übernachtung. Diese Maßnahme erfolgt vor dem Hintergrund von internationalem Druck, die Übernachtungspreise in der Hauptstadt des Bundesstaates Pará zu senken, was sogar Forderungen nach einer Verlegung des Veranstaltungsortes beinhaltet.

Im April 2023 betrug der Preis für eine Übernachtung im „Hotel Nota 10” 70 Reais, wie ein Bild belegt, das GLOBO auf Google Street View gefunden hat. Während der Klimakonferenz, die vom 10. bis 21. November stattfindet, liegen die günstigsten Kosten für acht Übernachtungen im „Hotel COP30” laut Booking bei 45.360 Reais für einen einzelnen Gast. Das entspricht einem Tagespreis von 5.670 Reas, also 81 Mal mehr als vor etwas mehr als zwei Jahren. Auf telefonische Anfrage hin erklärte das Hotel, dass die Namensänderung nach dem Verkauf und der Renovierung des Gebäudes erfolgte, ohne jedoch anzugeben, wann genau die Änderungen vorgenommen wurden. Das Hotel argumentierte außerdem, dass die Erhöhung des Tagespreises den Preisen entspricht, die während der Veranstaltung in Belém gelten werden.

„Der Preis liegt sogar weit unter dem Durchschnitt der anderen Hotels. Der Anstieg der Konferenzteilnehmer ist vergleichbar mit dem zu Feiertagen wie dem Círio de Nazaré. Wir sind klein im Vergleich zu anderen Hotels in Pará und orientieren uns am Markt. Warum dürfen wir als Betreiber eines Hotels mit 17 Zimmern nicht 5.000 Reais pro Nacht verlangen, während die großen Hotels höhere Preise verlangen können?”, fragte Alcides Moura, Manager des Hotels. Einige Stunden nach der ersten Kontaktaufnahme meldete sich das Hotel erneut per Nachricht und teilte mit, dass bislang „noch keine Übernachtungen für die COP30-Saison gebucht” worden seien. Laut Angaben des Hotels müsse man abwarten, „wie sich die Preisfrage klärt”. „Wir haben das Angebot auf Booking veröffentlicht, aber noch keine Reservierungen angenommen, da wir alles prüfen”, so Moura. Das Hotel befindet sich in der Travessa 1º de Março im Stadtteil Campina in Belém. Die Unterkunft ist etwas mehr als 6 Kilometer vom Kongresszentrum Centro de Convenções da Amazônia entfernt, wo die meisten Treffen während der COP30 stattfinden werden.

Krisensitzung

Am vergangenen Dienstag hielt das Klimabüro der Vereinten Nationen (UN) eine Krisensitzung ab, um Lösungen für die Hotelsituation in Belém zu erörtern, nachdem internationale Beschwerden über die hohen Preise für Unterkünfte in der Hauptstadt des Bundesstaates Pará eingegangen waren. Am Donnerstag bestätigte Botschafter André Corrêa do Lago, Präsident der COP30, dass während des Treffens mehrere Länder offen darum gebeten hatten, den Veranstaltungsort zu ändern. „Es wurde öffentlich bekannt, dass mehrere Länder der Gruppe, die an der Organisation der Konferenz beteiligt sind, die Hotelpreise als Problem betrachten. Vertreter verschiedener Regionen haben darum gebeten, die COP aus Belém zu verlegen. Dies geschah bei einer Sitzung vorgestern“, sagte Corrêa do Lago. „Ich glaube, dass sich die Hotels der Krise, die sie verursachen, vielleicht nicht bewusst sind.“ Am Freitag erklärte der Botschafter jedoch, dass er nicht beabsichtige, die COP30 aus Belém zu verlegen: „Ich möchte klarstellen, dass die COP in Belém stattfinden wird, das Treffen der Staatschefs wird in Belém stattfinden, und es gibt keinen Plan B“, betonte der Diplomat in einer Pressekonferenz. „Es gab eine Krisensitzung, an der Vertreter verschiedener Länder teilnahmen. Das wurde mir zugeschrieben, aber ich habe nur berichtet. Die Vertreter sagten, dass es große Bedenken wegen der Übernachtungspreise in Belém gibt und dass diese Preise weit über den Preisen liegen, die bei anderen COPs bekannt sind“.

1 US-Dollar entspricht 5,54 Reais