Lateinamerika: Kubas Tourismussektor im freien Fall

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Beispiellose soziale Krise auf Kuba: 89 % der Bevölkerung leben in extremer Armut (Foto: AlexProimos)
Datum: 10. November 2025
Uhrzeit: 15:30 Uhr
Ressorts: Kuba, Welt & Reisen
Leserecho: 0 Kommentare
Autor: Redaktion
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Der Tourismus, einst als Kubas Wirtschaftsmotor gefeiert, schwächelt weiter erheblich. Aktuelle Daten des Nationalen Amtes für Statistik und Information (ONEI) zeigen einen Rückgang der internationalen Ankünfte um 20,5 % im Jahr 2025 im Vergleich zu 2024, was zu deutlich leereren Hotels und düsteren Aussichten für die ohnehin schon angeschlagene kubanische Tourismusbranche führt. Der ONEI-Bericht mit dem offiziellen Titel „Ankunft internationaler Reisender und Besucher” bestätigt eindrucksvoll, was Einheimische und Brancheninsider bereits wissen. Der Tourismus mit rund 84.000 Hotelzimmern und der Beteiligung von 19 ausländischen Ketten – hauptsächlich Investoren und Betreiber – wurde kürzlich als robuster „Motor” für Kubas Wirtschaft angepriesen. Obwohl kubanische Tourismusbeamte im März Optimismus hinsichtlich einer Erholung äußerten, zeichnen die Zahlen ein anderes Bild. Die Gesamtzahl der Besucher sank von 1.719.009 im Jahr 2024 auf nur 1.366.720 in den ersten zehn Monaten des Jahres 2025.

„Dies bestätigt leider, wie schwerwiegend die Krise im Tourismus geworden ist”, so der kubanische Ökonom Pedro Monreal. Seine Analyse hebt die weitreichenden wirtschaftlichen Folgen für Unternehmen hervor, die von Touristen abhängig sind, von Taxidiensten bis hin zu Souvenirläden. Ein weitreichender Rückgang in den wichtigsten Quellmärkten Der Rückgang ist nicht geografisch begrenzt, sondern ein weit verbreitetes Problem in den wichtigsten Märkten Kubas. Kanada, traditionell die größte Quelle für Touristen, verzeichnete einen Rückgang von 695.557 Ankünften im Jahr 2024 auf 559.715 in diesem Jahr. In den meisten Fällen spiegelt dieser Rückgang um 19,5 % das sinkende Interesse aufgrund gestiegener Reisekosten und internationaler Spannungen wider. Ähnlich verhält es sich mit den Besuchen aus den USA, die durch Sanktionen und Beschränkungen erschwert wurden und von 110.538 auf 88.849 zurückgingen – ein Rückgang von 19,6 %.

Weitere Auswirkungen auf die Wirtschaft haben noch stärkere Rückgänge in Europa und anderen Regionen: Die Zahl der russischen Touristen, die in den letzten Jahren durch Direktflüge unterstützt wurde, ging um 37 % zurück, und die Zahl der deutschen Besucher sank dramatisch um 43 %. Spanien, das aufgrund seiner kulturellen Verbindungen seit jeher beliebt ist, musste einen Rückgang von 27 % hinnehmen. Allerdings sind nicht alle Nachrichten schlecht. Die lateinamerikanischen Märkte verzeichneten ein Wachstum und sorgten so für eine gewisse Diversifizierung. Argentinien verzeichnete einen moderaten Anstieg von 7 %, Kolumbien einen Anstieg von 11 % und Peru einen beeindruckenden Anstieg von 27 % bei den Besucherzahlen. In Wirklichkeit sind diese Zuwächse jedoch gering im Vergleich zu den Verlusten aus den nördlichen Märkten und können den allgemeinen Rückgang einfach nicht ausgleichen.

Stromausfälle: Das versteckte Problem

Hinter den leeren Lobbys und Stornierungen von Buchungen verbergen sich Kubas anhaltende Energieprobleme, die 2025 einen kritischen Punkt erreichen werden. Regelmäßige und lang anhaltende Stromausfälle sowie Treibstoffknappheit haben das tägliche Leben und die Wirtschaft erheblich beeinträchtigt; sogar das kommunistische Regime hat die Auswirkungen der Störungen auf die Produktivität anerkannt. Hotels, die für Dinge wie Klimaanlagen und Beleuchtung auf Generatoren angewiesen sind, sehen sich nun mit steigenden Betriebskosten konfrontiert. Diese Probleme mit dem Transportwesen schrecken potenzielle Reisende schon ab, bevor sie überhaupt ihren Flug antreten. Die Energiekrise hat Auswirkungen, die weit über den Tourismus hinausgehen und auch die Produktion, die Landwirtschaft und verschiedene Dienstleistungen beeinträchtigen. Für eine Wirtschaft, die mit Inflation, Knappheit und externem Druck zu kämpfen hat, stellt der Tourismussektor Kubas einen erheblichen Schlag dar, der nach Ansicht von Experten zu einem weiteren wirtschaftlichen Niedergang führen könnte.

Düstere Aussichten

Die Wirtschaftskommission für Lateinamerika und die Karibik (ECLAC) hat ebenfalls ihre Erwartungen gesenkt und prognostiziert für 2025 einen Rückgang des kubanischen Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 1,5 %. Darüber hinaus wird für 2026 eine leichte Erholung von nur 0,1 % vorhergesagt; diese Prognose hängt von einer Stabilisierung der Energieversorgung und einem Rückgang des internationalen Drucks ab – angesichts der aktuellen Lage eine schwierige Aufgabe. Während die kubanische Diktatur hart daran arbeitet, den Tourismus wiederzubeleben – unter anderem mit Anreizen für Investoren und gezielter Werbung –, bleibt die Frage: Kann die Anziehungskraft der Insel die Einschränkungen durch Stromausfälle und allgemeine wirtschaftliche Schwierigkeiten überwinden? Das wird nur die Zeit zeigen. Für unzählige potenzielle Reisende bleibt der Reiz sonnenverwöhnter Strände und eines pulsierenden, von Salsa geprägten Nachtlebens leider unerreichbar. Es wird immer deutlicher, dass einfache Hoffnung nicht ausreicht, um eine Wende herbeizuführen; eine echte Erholung wird mit ziemlicher Sicherheit eine grundlegende Umstrukturierung der bestehenden Systeme erfordern.

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