Peru vereint Küste, Anden und Amazonas zu einem Mosaik unterschiedlichster Lebensräume. An fünf exemplarischen Orten des Landes lassen sich charakteristische Tierarten beobachten, die die biologische Vielfalt Perus unmittelbar erfahrbar machen und zugleich Einblicke in regionale Besonderheiten erlauben – vom trockenen Küstenstreifen über Hochtäler bis in die weit verzweigten Flusssysteme des Amazonasbeckens.
Paracas – Pinguine und Seelöwen an der Pazifikküste
Vor der Küste von Paracas in der Region Ica liegen die Islas Ballestas mit ihrer unermesslich großen Artenvielfalt Die Felsformationen bieten ideale Bedingungen für Humboldt-Pinguine, die hier ganzjährig brüten. Große Seelöwen-Kolonien nutzen die Inseln als Ruhe- und Aufzuchtplätze, in den frühen Morgenstunden sind sie besonders aktiv. Und auch große Schwärme an Seevogelarten wie Pelikane und Tölpel prägen das Bild der Küste. Eine Besonderheit der Region ist das Geoglyph „El Candelabro“, dessen Ursprung bis heute ungeklärt ist und das bereits vom Boot aus sichtbar einen eindrucksvollen Rahmen für Exkursionen bildet. Die nahe gelegene Paracas-Bucht ist außerdem bekannt für ihre Windverhältnisse, die Kitesurfer aus aller Welt anziehen.
Manu-Nationalpark – Capybaras im tropischen Regenwald
Der Manu-Nationalpark in der Region Madre de Dios und zu Teilen Cuscos gehört zu den Gebieten mit der weltweit höchsten Biodiversität. Das Gebiet im Süden Perus umfasst Tieflandregenwald, Nebelwald und Andenregionen und schafft dadurch vielfältige Lebensräume für Säugetiere, Vögel und Reptilien. Entlang der Flussufer halten sich Capybaras, die größten Nagetiere der Welt, meist in Gruppen auf, oft in unmittelbarer Nähe zu Reihern und Wasservögeln. Bootsfahrten bei Dämmerung und nächtliche Exkursionen eröffnen Beobachtungsmöglichkeiten für Riesenotter, Tapire und eine Vielfalt an Primaten. Canopy-Türme und Beobachtungsplattformen erlauben intensive Vogelbeobachtungen und geben Einblick in komplexe Ökosysteme. Mit viel Glück bekommt man auch einen der scheuen Jaguare vor die Linse.
Colca Canyon – Kondore, Lamas und Alpakas
Der Colca-Canyon in der Region Arequipa zählt zu den tiefsten Schluchten der Welt. Der majestätische Andenkondor nutzt die morgendlichen Aufwinde, wodurch sich seine Flugrouten entlang der Felswände gut verfolgen lassen. In den umliegenden Hochtälern, darunter das Naturreservat Salinas y Aguada Blanca, prägen Lamas und Alpakas die Kulturlandschaft. Als Nutztiere sind sie seit Jahrhunderten in der andinen Landwirtschaft verankert, ihre Wolle gilt als wichtige Ressource für lokale Gemeinden. Terrassenfelder, Thermalquellen und traditionelle Bewässerungssysteme ergänzen das landschaftliche Bild der Region.
Iquitos – Rosa Flussdelfine im Amazonas
Die Umgebung von Iquitos, der größten Stadt im peruanischen Amazonasgebiet, die nicht auf dem Landweg erreichbar ist, , ist geprägt von verzweigten Wasserläufen, Schwemmlandwäldern und saisonalen Flutgebieten. In diesen Habitaten leben die bekannten rosa Flussdelfine, deren Verhalten sich je nach Wasserstand gut beobachten lässt. Während der Trockenzeit treten Sandbänke und neue Uferlinien hervor, die ruhige Bereiche für Jungtiere schaffen. Flußkreuzfahrten, wie sie hier häufig angeboten werden, bieten zudem beste Bedingungen für das Beobachten von Vogelarten wie Aras, Tukane und Eisvögeln. Wanderungen durch die Natur in Schutzgebieten wie dem Pacaya-Samiria Nationalreservat ermöglichen darüber hinaus Begegnungen mit Faultieren, verschiedenen Affenarten, Riesenottern und Kaimanen sowie Einblicke in traditionelle Lebensweisen einheimischer Flussgemeinschaften.
Chaparrí – Brillenbären und Schutzprojekte
Das Naturschutzgebiet Chaparrí in der Region Lambayeque ist ein Modell für gemeinschaftsbasierten Naturschutz und ein wichtiger Rückzugsraum für den seltenen Brillenbären – das Vorbild für den beliebten Bären Paddington. In den trockenen Wäldern Nordperus finden die Tiere Nahrung und Verstecke. Gleichzeitig profitieren andere Arten wie der Andenfuchs, Königsgeier und eine reiche Reptilienfauna von Wiederaufforstungs- und Schutzmaßnahmen. Beobachtungsplattformen, geführte Wanderungen und Bildungsprogramme vor Ort verbinden Umweltbeobachtungen mit der Einbeziehung lokaler Gemeinden. In der weiteren Umgebung erinnern archäologische Stätten der Lambayeque-Kultur an die lange menschliche Präsenz in der Region und bieten zusätzlich kulturelle Kontexte für einen Besuch.
Peru verbindet naturnahe Beobachtungsmöglichkeiten mit regionalen Schutz-Bemühungen. Verantwortungsvolles Verhalten in Schutzgebieten und die Zusammenarbeit mit lokalen Gemeinden sind zentrale Bestandteile nachhaltiger Tierbeobachtung im Land.
