In der letzten Woche kam ich in den Genuss, einen recht interessanten und unterhaltsamen Film zu sehen: „Kubanisch reisen“ nach der Kurzgeschichte des kubanischen Autors „Lista de Espera“ Arturo Aranga. Der Film aus kubanischer, spanischer, deutscher und mexikanischer Produktion schafft erstaunlicherweise den schwierigen Spagat, Lob und Tadel an der dort gezeigten Situation gleichermaßen zu verteilen. Zudem verbindet er soziale, politische und romantische Handlungsstränge zu einem Gesamtwerk, welches am Ende dann sogar noch mit einer faustdicken Überraschung aufwarten kann. Bereits im Jahr 2000 kam er in die deutschen Kinos, 2008 erschien er auf DVD.
Die Geschichte ist schnell erzählt, will man nicht zu viel verraten. Irgendwo im Niemandsland auf Kuba treffen sich zahlreiche Reisende an einem herunter gekommenen Busbahnhof. Hier heißt es einfach nur Warten, denn die wenigen Busse, die dort halt machen, haben in der Regel nur ein oder zwei Plätze frei. In zwei Richtungen wird gefahren, in die Hauptstadt Havanna und nach Santiago. Jeder der Protagonisten muss sein Reiseziel selbst bestimmen, jeder hat die Chance den Weg einzuschlagen, der ihm richtig erscheint.
Doch während die Menschen auf der Warteliste stehen und mehr als unkomfortabel den kommenden Dingen harren, wird so manche Ansicht geändert. Kein funktionierender Bus scheint weit und breit in Sicht, nur ein altertümliches Vehikel steht defekt auf dem Hof. Nachdem ein Reparaturversuch seitens des Stationsvorstehers fehlschlägt, wollen die Reisenden endgültig ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen. Wären da nicht so manche Hindernisse zu überwinden. Am Ende scheint sich das kleine Grüppchen der Wartenden immer näher zu kommen und sich zu einer echten kubanischen Großfamilie zu entwickeln.
Ich denke, man muss dieses Film mehrfach sehen. Zunächst sollte man die mit fröhlichen kubanischen Klängen durchsetzten rund 100 Minuten einfach genießen. Die Frage am Anschluss kommt von ganz alleine. Ist dies eine Hommage an die Kreativität, das Improvisationstalent der „Compañeras y Compañeros“ und deren Liebe zur Heimat? Oder doch nur ein elegant verpackte Anklage an die Missstände des kubanischen Sozialismus? Und um dies tatsächlich zu ergründen, muss man ihn mindestens ein zweites Mal sehen. Der Versuch lohnt, ganz gezielt zwischen den teilweise banal wirkenden Dialogen die leise Stimme heraus zu hören, die Freude, Hoffnung aber auch Resignation und Leid in die Herzen der Zuschauer bringt.
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