Ansichtskarte aus dem All: Narben im Regenwald des Amazonas

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Datum: 04. September 2010
Uhrzeit: 11:51 Uhr
Ressorts: Editorial
Leserecho: 1 Kommentar
Autor: Dietmar Lang
Sprachkurs Spanisch (Südamerika)
► Gefräßige Krebszellen in der "Lunge der Welt"

Wer hat nicht als Kind davon geträumt, einmal Astronaut zu werden. Die Schönheit der Erde aus dem Weltall zu bewundern, hoch über dem blauen Planeten zu schweben. Dort, so hat man uns gesagt, gäbe es keine Grenzen zu sehen, keinen Unterschied zwischen Arm und Reich oder Gute und Böse zu entdecken. Es sei friedlich hoch oben über den Wolken inmitten der Sterne.

Doch wie weit muss man sich eigentlich von der Erde distanzieren, um genau dies erleben zu können? Auf dem Mond, der zwischen 363.000 und 405.000 Kilometer von uns entfernt ist, mag dies tatsächlich gelingen. Ein geringerer Abstand jedoch gewährt Einblicke, die einen eher traurig stimmen dürften. Diese Erfahrung machte auch der japanische Astronaut Sōichi Noguchi, der sich von Dezember 2009 bis Juni 2010 zum zweiten Mal nach 2005 auf der internationalen Raumstation (ISS) befand.

Nur 91 Minuten benötigt die auch von der Erde aus sichtbare fast 300 Tonnen schwere ISS für eine Umrundung in mittleren 350 Kilometern Höhe. Und so umkreiste Sōichi zahllose Male unseren Planeten, machte faszinierende und und auch erschreckende Aufnahmen unseres Heimatplaneten. Ein Foto hat er in der vergangenen Woche über seinen Twitter-Account veröffentlicht: es zeigt die gnadenlose und unbarmherzige Abholzung des Regenwaldes in Amazonien.

Wo genau sich dieser gnadenlose Raubbau an der Natur ereignet hat und mit Sicherheit auch weiterbesteht, hat er nicht verraten. Die Aufnahme entstand am 29. Mai 2010 – irgendwo hoch über der „Lunge der Welt“, in die sich der Mensch auch weiterhin wie eine Krebszelle hineinfrisst. Diese Ansichtskarte aus dem All zeigt auf erschreckende Weise, wie verantwortungslos wir mit unserem Lebensraum umgehen und wie scheinbar unfähig wir sind, dies zu verhindern.

Noch muss man sich wie Sōichi in einer eher geringen Erdumlaufbahn befinden, um solche Narben im Regenwald des Amazonas zu sichten. Aber wie lange wird es noch dauern, bis man das Ausmaß der Zerstörung auch von dem 1000 Mal weiter entfernten Erdtrabanten aus sehen kann?

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Die Kolumne von latinapress Herausgeber Dietmar Lang – Gedanken und Erfahrungen über das Leben in Lateinamerika und der täglichen Berichterstattung von Nachrichten aus Südamerika und der Karibik.

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Kommentarbereich

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  1. 1
    Chris

    Kann mich auch irren , aber könnte 13º02´49.13″ S und 66º37´01.65″ W sein

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