Trotz nationaler und internationaler Aufschreie: Die Dominikanische Landespolizei führt ihre Tradition der gewaltsamen Unterdrückung von Dissidenten fort. Vor wenigen Tagen wurden in El Cibao, der Agrar-und Bergbauregion im Norden des Landes, mehrere Demonstranten verhaftet. Beim Einsatz von Waffen und Tränengas kam es zu Verletzten, eine Person wurde getötet. Inzwischen werden die Proteste gegen das gewaltsame Vorgehen im ganzen Land immer häufiger.
Eine Delegation von Amnesty International traf sich Anfang Oktober mit dem Staatsanwaltschaft des Distrito Nacional und berichtete über die große Zahl der Todesfälle von Bürgern durch die Hände der Nationalen Polizei. Nach Angaben der Organisation kam es zwischen Januar und August 2009 im ganzen Land und in der Hauptstadt Santo Domingo zu mindestens 226 ungesetzlichen Tötungen durch die Beamten.
Der jüngste Vorfall ereignete sich am 12. Oktober in El Cibao. Ein Student, der an den Protesten gegen die Regierung wegen deren Vernachlässigung der armen Viertel in der Gegend von Santiago de los Caballeros teilnahm, wurde von der Polizei erschossen. Nach Angaben örtlicher Medien feuerten die Polizeieinheiten wahllos in die Menge der Demonstranten. Vier weitere Personen wurden in ein Krankenhaus eingeliefert. Die Demonstranten forderten, dass die Straßen gepflastert, die Wasserversorgung funktionstüchtig und die Behausungen zuverlässig mit elektrischer Energie versorgt werden sollen.
Einwohner der Gemeinden wiesen darauf hin, dass die großen Straßen unpassierbar seien und die Regierung seit vielen Jahren Geld für die Reparaturen verspricht. Diese Versprechen wurden vor den Wahlen gemacht und schnell wieder vergessen, „Unsere Regierung steckt lieber Milliarden in den Tourismus, die Infrastruktur in den ländichen Gebieten ist ihnen egal“ gab José Santos, Bewohner von El Cibao bekannt.
Ein ähnlicher Vorfall ereignete sich am 16. Juli in Capotillo, einem Stadtteil von Santo Domingo. Dort erschoss die Polizei den erst 13-jährigen Miguel Ángel Encarnación. Dieser demonstrierte ebenfalls wegen unbefestigten Strassen, intermittierende Energie-und Wasserversorgung und die allgemein schlechte Infrastruktur.
Die Ursprünge der nationalen Polizei in der Dominikanischen Republik gehen bis in das Jahr 1924 zurück. Während der militärischen Besetzung von 1916 wurde die „Constabulary Guard“ durch die US-Marines gegründet. Nachdem die Besatzungstruppen der USA die Karibikinsel verliessen, erfolgte eine Umbennenung der Landespolizei. Eines der frühen Mitglieder der Polizei war Rafael Leónidas Trujillo Molina, der den Einheiten 1919 als Leutnant beitrat und ab 1930 ihr Kommandeur war.
Trujillo wurde Präsident und regierte das Land entweder direkt oder durch Marionetten wie Joaquín Antonio Balaguer Ricardo. Trujillo war einer der brutalsten Diktatoren in der Geschichte Lateinamerikas und wurde am 30. Mai 1961 ermordet.
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