Die Cholera hat wie befürchtet am Dienstag die Slums von Port-au-Prince erreicht. Wie die Krankenhäuser der Stadt meldeten, sind binnen weniger Stunden insgesamt 73 Krankheitsfälle registriert worden, eine Person ist dort bereits an der Infektion gestorben. Nun befürchten die Experten eine extrem rasche Ausbreitung der Epidemie in den Armenvierteln in der zu großen Teilen zerstörten Hauptstadt.
„Port-au-Prince ist ein ausgedehnter Slum, in dem die Sanitäreinrichtungen und die Wasserversorgung sehr schlecht sind“ erklärte Dr. Jon Andrus von der Panamerikanischen Gesundheitsorganisation PAHO auf einer Pressekonferenz am Dienstag. Aufgrund statistischer Daten, die bei einer Cholera-Epidemie in den 1990er-Jahren in Peru gewonnen wurden, rechnet die PAHO für Haiti inzwischen im günstigsten Fall mit 270.000 Erkrankungen in den kommenden Jahren.
Doch die Zahlen könnten weitaus höher ausfallen. 1,3 Millionen Menschen leben nach dem Erdbeben vom Januar weiterhin dicht gedrängt in provisorischen Zeltlagern, die ohnehin prekären hygienischen Verhältnisse haben sich durch die jüngsten Verwüstungen durch Hurrikan Tomas vielerorts noch verschlechtert. Die Überschwemmungen der letzten Tage dürften zudem für eine erheblich schnellere Verbreitung des Virus sorgen als bislang befürchtet. Alleine bis zum Montag waren von den Krankenhäusern des Landes über 9.000 Fälle mit insgesamt 583 Toten gemeldet worden.
Sauberes Trinkwasser ist in Haiti weiterhin Mangelware, auch sanitäre Einrichtungen sucht man oftmals vergeblich. Im Nordwesten des Landes nutzen daher viele Menschen den Fluss Artibonite zum Waschen und Kochen. In der Region waren im Oktober die ersten Fälle aufgetreten, der Fluss wird daher von den Experten mittlerweile als eine der grössten Quellen des Cholera-Erregers angesehen.
Cholera ist eine hoch ansteckende Infektionskrankheit, die sich vornehmlich über verunreinigtes Trinkwasser und Lebensmittel verbreitet. Symptome sind Erbrechen und Durchfall, unbehandelt kann sie schnell zum Tod führen. Die Regierung von Haiti betrachtet die Epidemie daher mittlerweile als eine „Frage der nationalen Sicherheit“.
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