Tausende Kinder haben am Freitag in Costa Rica mit einem Umzug für den Frieden demonstriert. Angeführt von einer 30-köpfigen besonders bei Kindern beliebten Band zogen 4.000 Vorschüler gemeinsam mit prominenten Sportlern, Eltern und Lehrern durch die Strassen der Hauptstadt San José. Höhepunkt der Veranstaltung war am Ende neben einem Spektakel mit Millionen von Seifenblasen die Freilassung zahlreicher weißer Friedenstauben sowie das Singen einiger Lieder.
Der Marsch war vom Bildungsministerium des Landes organisiert worden. Unter dem Motto „Wenn ich Frieden säe, bin ich glücklich“ kamen die Vorschulklassen von insgesamt 116 Bildungseinrichtungen der regionalen Schulbehörde zusammen. Die durchweg mit weißen T-Shirts und weißen Kappen bekleideten Kinder trugen dabei zahlreiche Transparente mit Friedensbotschaften vor sich her. Am Ende des Laufs durch die Stadt fand eine Abschlusskundgebung vor dem „Kindermuseum“ statt, an der auch Staatspräsidentin Laura Chinchilla teilnahm.
In ihrer Rede versuchte das Staatsoberhaupt zu vermitteln, dass die Aktion keineswegs in Zusammenhang mit den derzeitigen Grenzstreitigkeiten mit dem Nachbarland Nicaragua zu sehen sei. „Dies hier ist nicht gestellt, es ist auch nichts berechnet worden, was die Kameras der Welt sehen sollen, es ist ein Teil der Aktivitäten, die jeden Tag in unseren Schulen ihren Platz finden, es ist lediglich ein weiterer der vielen Märsche, die täglich in Costa Rica stattfinden und die bis in die letzte Schule die bürgerlichen Werte und die Werte des Friedens tragen. Dieser Marsch ist seit einem oder zwei Monaten in meinem Terminkalender, es ist ständig, täglich eine Inspiration nach Frieden, es ist ein Engagement für den Frieden“ erklärte Chinchilla unter dem Beifall der Anwesenden.
Für die Anwohner und Beschäftigen im Zentrum der Stadt war der Umzug der vielen 4 bis 6-jährigen Kinder allerdings doch eher ungewöhnlich und nicht ganz so selbstverständlich, wie es die Staatspräsidentin später behaupten sollte. Durch die gesperrten Strassen kam es zu massiven Verkehrsbehinderungen, viele Menschen verließen zudem aus Neugier Wohnung, Geschäft oder Büro, um am Straßenrand den Umzug zu verfolgen. Der schwelende Grenzstreit wurde zudem von einigen Mitläufern und Zuschauern direkt thematisiert.
Am 18. Oktober hatte Nicaragua mit dem Ausbaggern des Grenzflusses San Juan begonnen und den Aushub auf einer von Costa Rica beanspruchten Insel im Flussdelta abgelagert. Wenige Tage später errichteten nicaraguanische Soldaten auf der Insel ein provisorisches Lager und hissten die Landesflagge. Staatspräsidentin Chinchilla erklärte die Aktion des Militärs als “eklatanten Bruch” der Grenzvereinbarungen und schaltete die Organisation Amerikanischer Staaten ein, deren erste Vermittlungsversuche jedoch scheiterten.
Nicaragua hingegen sieht das Gebiet weiterhin als eigenes Territorium an und hat angekündigt, auf der Insel eine Militärbasis zu errichten. Zwischen beiden Länder bestehen schon seit über 150 Jahren Streitigkeiten über den endgültigen Grenzverlauf. Für Costa Rica ist die Vermittlung der OAS faktisch die einzige Möglichkeit, da das Land über keine eigenen Streitkräfte verfügt.
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